16. Juni 2024, 12:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ob Sektglas, Whisky-Tumbler oder Servierschale – Kristallwaren sind nicht nur schön anzusehen, sie haben bekanntermaßen auch ihren Preis. Doch was unterscheidet diese Glasart von anderen und was macht Kristallglas eigentlich so besonders?
Wirft man einen Blick in Omas alte Vitrine befinden sich darin nicht selten wahre Schätze. Im Fall von Gläsern sind dies vor allem Kristallwaren. Häufig sind es Trinkgläser wie Sektflöten oder Whiskey-Tumbler, aber auch edle Schalen und Servierplatten, die aus dem bekanntermaßen edlen Glas gemacht sind. Aber was ist es, das Kristallglas so besonders macht? Wo liegen die Unterschiede zu herkömmlichem Glas?
Worin unterscheidet sich Kristall von herkömmlichem Glas?
Beginnen wir einmal andersherum: Woraus bestehen eigentlich gewöhnliche Trinkgläser aus dem Küchenschrank? Hierbei handelt es sich um sogenanntes Natriumglas, das eher günstig im Preis liegt. Begründet wird dies durch dessen Machart, die im Vergleich zu Kristallglas deutlich dünner ausfällt. Das macht Natriumglas wiederum sehr viel anfälliger für Macken oder aber droht gänzlich zu zerbrechen. Heiße Flüssigkeiten sollte man keinesfalls in diese Glasart geben. Zu groß ist die Gefahr, dass es der enormen Hitze nicht standhalten und platzen könnte.
Ein Unterschied, der sich nicht nur vom Profi ausmachen lässt, ist der unterschiedliche Klang von Gläsern: Beim Tippen gegen ein Natriumglas hört man einen eher niedrigen Ton, wohingegen Kristall vielmehr glockengleich klingt.
Außerdem ist Kristallglas wesentlich heller, klarer und transparenter als herkömmliches Glas, was ihm auch seinen Namen verschafft, der auf einen Bergkristall im Sonnenlicht zurückführt. Bei Natriumglas entsteht je nach verwendeten Inhaltsstoffen ein bunter Farbton. Beispiel: Bei Hinzugabe von Eisenoxid entsteht ein grünlicher Schimmer.
Der Unterschied liegt im Bleigehalt
Der Unterschied zwischen Kristall und Glas liegt vor allem aber im Bleigehalt. Weltweit wird der spezifische prozentuale Anteil in Glaswaren unterschiedlich definiert. So spricht man etwa in den USA von Kristall, wenn das Material ein Prozent Bleioxid (PbO) enthält.
Im europäischen Raum wird Glasware, die weniger als vier Prozent PbO enthält, als Glas bezeichnet. Dagegen weist Kristall einen Bleioxid-Anteil von mehr als zehn Prozent auf. Glaswaren mit 24 Prozent heißen Bleikristall und wo der Gehalt mehr als 30 Prozent beträgt, spricht man von Hochbleikristall. Kristallglas mit 24-30 Prozent Bleigehalt gilt als das hochwertigste.
Weil Kristall einen sehr viel höheren Bleigehalt aufweist, kommt es zu einer dichteren Masse, was das Glas insgesamt robuster und schwerer macht. Der entsprechende Blei-Anteil sorgt auch dafür, dass das Material vergleichsweise weicher ist, was das Schleifen und Gravieren deutlich einfacher gestaltet. Daher haben Kristallwaren fast immer ein besonderes Relief mit detailreichen dekorativen Verzierungen.
Typisch für Kristall ist auch der höhere Brechungsindex, der ebenfalls auf den Bleigehalt zurückzuführen ist: Durch richtiges Schleifen entsteht sauberes Kristallglas mit feinen, dünnen Kanten. Im Vergleich zu gängigem Natriumglas glänzt Kristall bei einer Reflexion deutlich mehr und leuchtet teilweise sogar fast schon. Beim Halten ins Gegenlicht entsteht außerdem das bekannte bunte Farbspiel im Glas.
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Warum sind Kristallwaren so teuer?
Kristallgläser werden häufig in Handarbeit hergestellt. Bei mundgeblasener und handgeschliffener Qualität kommt es so zu höheren Preisen. Insbesondere, weil Kristall im Vergleich zu herkömmlichem Glas eine höhere Sprödigkeit aufweist, was eine Bearbeitung des Materials wesentlich anspruchsvoller macht. Entsprechend bedarf es im Glasmacher-Handwerk sehr viel Präzession, was den Warenpreis – je nach Können – einmal mehr befeuert.