2. Februar 2020, 15:26 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Wer an eine Wohnküche denkt, hat oft miefiges Landhausambiente und Eckbänke mit unansehnlichen Polstern im Sinn. Diesem angestaubten Image hat sich die Wohnküche aber längst entledigt. Wie sie heute eingerichtet werden, erklärt myHOMEBOOK-Redakteurin und Interior Designerin Odett Schumann.
Jede gute Party endet irgendwann in der Küche. Warum den Raum also nicht nur zum Kochen, sondern auch zum „Wohnen“ nutzen? Die Küche hat sich dank der Wohnküche in den letzten Jahrzehnten zu einem echten Wohlfühlort entwickelt – nicht umsonst spricht man hier mittlerweile auch von einem sogenannten Social Space. Aber wie muss man eine Wohnküche einrichten, damit man sich am Ende auch tatsächlich wohlfühlt?
Eine Wohnküche einrichten – welche Möglichkeiten es gibt
Meist fehlt es modernen Wohnküchen an trennenden Wänden und Türen. Deshalb verschwimmt die Grenze zwischen Küche, Ess- und Wohnzimmer nahezu. Deshalb müssen Wohnküchen spezieller eingerichtet werden als herkömmliche. Die verschiedenen Möglichkeiten:
Einbauküche vs. modulares Konzept
Klassisch wurde eine Küche lange Zeit als Gesamtbildnis gesehen. Ob bei einer Einbauküche oder bei einer Küchenzeile – jede Klappe und jede Tür hatten stets die gleiche Front. So wurde eine gewisse Einheitlichkeit und Harmonie im Raum geschaffen. Mit dem Boom von WG-Wohnungen etablierte sich immer mehr der eher „zusammengewürfelte Look“: Jeder Bewohner steuerte aufgrund eines eher schmalen Geldbeutels ein (Möbel)Stück zur gemeinsamen Küche bei. Heute versteht sich dies als modulares Konzept und hat sich auch fernab vom zweckgebundenen Gemeinschaftsleben durchgesetzt. Absichtlich soll es so aussehen als würde nichts zusammenpassen, um am Ende doch einen stimmigen Gesamtlook zu kreieren. Hier machen sich vor allem auch der Loft Style sowie der Industrial-Look der vergangenen Jahre bemerkbar, deren Großzügigkeit sowie Ungezwungenheit der Küche einen deutlich lässigeren Touch verleihen.
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Nicht zuletzt wirkt die Wohnküche durch ihre einzelnen Elemente weit weniger streng und schafft so einen geschmeidigen Übergang vom Küchen- zum Ess- und Wohnbereich. Vorteilhaft an solch einem modularen Konzept ist, dass einzelne Elemente schnell ausgetauscht und so wiederum ein neuer Look erzeugt werden kann. Der Nachteil hingegen ist, wer kaum ein Gespür für solch ein Küchenkonzept hat, kann schnell ein chaotisch wirkendes Bild erzeugen. Aus diesem Grund haben auch beide Konzepte nach wie vor ihre Gültigkeit. Aber auch Hybridformen sind möglich: hier werden beispielsweise nur die Unterschränke einer Küchenzeile verwendet und oberhalb an der Wand einzelne Stangen oder Boards angebracht.
Der Esstisch als Herz einer Wohnküche
Bei einem offenen Wohnkonzept wie dem einer Wohnküche, braucht es dennoch einen zentralen Fixpunkt im Raum, sonst verliert dieser an Gemütlichkeit. In diesem Fall kann das der Esstisch sein. Dieser vereint die Familie oder Freunde nicht nur während eines Essens, sondern eignet sich auch – als eine Art Verlängerung der eigentlichen Arbeitsfläche – vorab zum gemeinsamen Putzen von Gemüse oder Schneiden von Fleisch. Oder aber auch: Der Papa kann dem Kind das Mittagessen zubereiten und dieses sich unterdessen den Hausaufgaben widmen. Nicht selten muss ein großer Tisch im Raum als spontane Ablage oder alternativer Schreibtisch dienen. Und manches Mal ist er auch Austragungsort für Diskussionen.
Egal für welchen Fall – beim Einrichten der Wohnküche eignet sich immer ein Modell aus Holz, denn dieses hält bei der richtigen Pflege so einiges aus, passt zu nahezu jedem Einrichtungsstil, lässt sich gut mit den unterschiedlichsten Sitzmöbeln kombinieren und bringt zu guter Letzt reichlich Wärme und Gemütlichkeit in die Wohnküche. Klassisch hat ein Esstisch eine eckige Form, doch auch runde oder ovale Tische haben ihren Charme und machen den Raum aufgrund fehlender Ecken einmal mehr gemütlicher.
Sitzmöbel verleihen der Wohnküche Raffinesse
Will man seine Wohnküche richtig einrichten, gilt: Funktion vor Style. Sitzmöbeln darf es hier in erster Linie nicht an Gemütlichkeit mangeln, denn schließlich will man sich an diesem Ort länger als nur zum Essen aufhalten. Also greifen Sie zu ergonomisch angenehm geformten, aber vor allem gepolsterten Stühlen, Hockern oder Bänken. Alternativ bereiten auch Kissen, Decken oder Felle den nötigen Komfort. In puncto Look brauchen Sie keine Angst vor Stilbrüchen zu haben. Der Griff zu unterschiedlich aussehenden Modellen ist hier längst gern gesehen und verleiht der Küche eine gewisse Lässig- wie auch Behaglichkeit. Auch Sitzmöbel aus unterschiedlichen Materialien wie Stahlrohrbeine, Sitzschalen aus Kunststoff oder Lehnen von Leder ummantelt sowie verschiedene Farben lockern das Ensemble deutlich auf. Als verbindendes Element fungiert dabei stets der Esstisch im Zentrum.
Und auch für die einstige Eckbank aus Holz hat sich ein passender, wesentlich modernerer „Ersatz“ gefunden: Heutzutage findet man in Wohnküchen häufig ein altes, ausrangiertes Sofa vor. Dieses schafft ein entspanntes, wesentlich gemütlicheres Ambiente. Steht es einmal im Raum, ist es meist schnell besetzt und die Gäste leisten nur zu gern Gesellschaft beim Kochen.
Ein Küchenblock schafft Platz und Gespräche
Neben dem Esstisch ist ein Küchenblock gewissermaßen ein zweites Zentrum in einer Wohnküche. Meist hat er auch gleich einen Herd mit integriert, wodurch sich beim gemeinsamen Kochen alle rund um die Töpfe und Pfannen scharen können. Außerdem bietet eine Kochinsel seinem Besitzer zusätzlichen Platz wie auch Arbeitsfläche. Natürlich stellt ein solches Küchenelement auch eine gewisse Investition dar. Wem das zu viel des Guten ist, für denjenigen bietet sich alternativ auch ein Tresen an. Dieser eignet sich wunderbar zum schnellen Snacken oder ebenfalls als Ablagefläche.
Ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept
Beim Einrichten der Wohnküche ist die optimale Lichtsetzung für viele Menschen eher ein unbequemes Thema. Wie platziert man welche Lampe wo, um die gewünschte Wirkung zu erzielen? Zunächst einmal ist es immer wichtig, eine gewisse Lichtwelle im Raum zu erzeugen, was aber nicht heißt, dass jeder Quadratzentimeter gleich stark ausgeleuchtet sein muss. Für eine Grundausleuchtung sorgt eine Deckenleuchte.
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In einer geräumigen Wohnküche können Sie hierbei gern zu zwei Exemplaren greifen: Eine für den Küchenbereich und eine für den Wohnbereich über dem Esstisch. Außerdem bedarf eine Küche bei stark frequentierten Stellen, etwa der Arbeitsplatte, ein funktionelles Licht mit direkter Strahlung. Greifen Sie hier gern zu LED-Spots oder durchlaufenden Lichtschienen. Bringen Sie diese, wenn möglich unterhalb eines Hängeschranks an, damit Sie sich beim Zubereiten nicht selbst im Licht stehen. Mit Stimmungslichtern wie dimmbaren Tisch- oder Wand- sowie kleinen, einzelnen Hängeleuchten sorgen Sie final für eine atmosphärische Stimmung im Raum.
Funktionelle Dekoartikel
In einer Küche befinden sich per se allerlei große und kleine Utensilien, die mehr oder weniger oft in Benutzung sind. Vermutlich sind es in einer Wohnküche ein paar Dinge mehr, da sich hier auch mehr aufgehalten wird. Bei so vielen Gebrauchsgegenständen vor Ort benötigt es kaum noch zusätzlicher Dekoration. Eher empfiehlt es sich, zu Dekoartikeln zu greifen, die zugleich auch funktional sind wie kleine Kräutertöpfe oder Messer die per Magnetwirkung an einer Wandleiste haften. Und immer gern gesehen, denn sie verleihen einem Zuhause den gewissen Charme, sind Vintage-Produkte wie Omas alte Küchenwaage oder die Etagere vom letzten Flohmarktbesuch.
In Zeiten modularer Küchenmöbel wird heutzutage außerdem auch gern zu offenen Küchenregalen oder -stangen gegriffen. Vorteil: bei einem gemeinsamen Dinner finden Ihre Helfer sämtliche Utensilien meist von ganz allein. Regale, Stangen und Co. können gut gefüllt, aber nicht proppenvoll sein. Achten Sie hierbei außerdem auf regelmäßiges Aussortieren. Um für mehr visuelle Harmonie im Raum zu sorgen, verstauen Sie Müsli, Nudeln und Co. in den gleichen Aufbewahrungsgläsern, hängen Sie ähnliche Produkte wie Töpfe und Pfannen grüppchenweise ab und halten Sie Kochbücher beieinander. Hintergrund: in einer offenen Küche ist viel zu sehen, ohne eine optische Struktur kann dies schnell reizüberflutend wirken.
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Farben und Textilien nicht vergessen
Die Rechnung ist hier einfach: wir assoziieren eine Küche aufgrund des Kochens per se mit Wärme. Also wollen wir hier auch eher wärmere Farben, die ein entsprechendes Ambiente erzeugen, integrieren. Gern darf es beim Einrichten der Wohnküche in die natürliche Richtung gehen. Nicht immer müssen es helle Farben sein, auch dunkle Töne – ja, sogar Schwarz – können für viel Gemütlichkeit sorgen. Dann ist es nur wichtig, auf kleine Akzente im Raum zu achten, die eine kontrastierende Wirkung haben. Dies ist beispielsweise durch Dekoration, aber auch dank Textilien möglich. Diese gibt es mit Ofenhandschuhen, Topflappen, Tischwäsche, Handtüchern und Sitzkissen ohnehin zuhauf in einer Küche. Auch große Textilien wie Vorhänge an den Fenstern oder ein Teppich am Boden schaffen zusätzliche Gemütlichkeit.