15. Oktober 2019, 12:25 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Schlafzimmermöbel aus Zirbenholz werden immer beliebter. Der Duft der Zirbe senkt angeblich die Herzfrequenz und wirkt sich somit positiv auf den Schlaf aus. myHOMEBOOK hat bei einem Experten nachgefragt, was es mit dem Wunderholz auf sich hat.
Möbel aus Zirbenholz gibt es bereits seit Jahrhunderten. Früher war die Verbreitung allerdings lokal auf das Alpenland begrenzt. Dort ist die sogenannte Zirbelkiefer (Pinus cembra) beheimatet. Die „Königin der Alpen“ gehört zur Gattung der Kiefern und gedeiht auf Höhen von bis zu 2800 Metern. Sie erreicht unter schweren Witterungsbedingungen trotzdem eine beachtliche Größe von 20 bis 30 Metern. Die Zirbe wächst von allen Nadelbäumen am langsamsten und wird bis zu 400 Jahre alt. Das Holz ist besonders formfest, lässt sich gut bearbeiten und besticht durch eine lebhafte, gelb-rötliche Maserung. Es sieht aber nicht nur schön aus, sondern verströmt auch einen warmen, intensiven Harzgeruch. Kann Zirbenholz deshalb beim Einschlafen helfen?
Wie wirkt Zirbenholz?
Um die entspannenden Effekte des Zirbendufts wissenschaftlich zu bestätigen, wurde 2001 eine Studie in Auftrag gegeben. Laut den Studienergebnissen des „Johanneum Research“ hatten Testpersonen in einem mit Zirbenholz ausgekleideten Zimmer eine niedrigere Herzfrequenz als sonst. Bis zu 3500 Schläge weniger schlägt das Herz pro Nacht bei denjenigen, die in einem Zirbenbett schlafen. „Die Forscher unter Prof. Maximilian Moser erkannten den Duftstoff Pinosylvin als Auslöser für die bessere Nachterholung, ein besseres Allgemeinbefinden und erstaunlicherweise für eine höhere soziale Extravertierheit“, erläutert Experte Erich Binder auf myHOMEBOOK-Nachfrage. Außerdem besitzt Zirbenholz auch eine antibakterielle Wirkung, was vor allem für den Gebrauch in der Küche interessant ist.
Positiver Nebeneffekt: Der Geruch von Zirbenholz schreckt Kleidermotten erfolgreich ab!
Woher kommt der Mythos um die Zirbe?
Kaum einer anderen Holzsorte werden so viele positive Eigenschaften zugesprochen wie der Zirbe. Man könnte meinen, sie besitzt einen ganz speziellen Zauber. Tiroler Gaststuben werden seit Jahrhunderten mit Zirbenholz vertäfelt. Man nennt sie dort liebevoll: Zirbenstube. Solange die Zirbe noch in der Erde verwurzelt ist, duftet sie nur dezent. Fertigt man aber Bretter aus ihr, entfaltet sich ein „milder, runder, warm vibrierender“ Geruch – wie trockene Nadeln in der Herbstsonne. Selbst Zirbenholz aus dem 16. Jahrhundert riecht noch intensiv.
„Schon seit Hunderten von Jahren wird Zirbe speziell im ländlichen Bereich als Möbelholz verwendet“, erzählt Erich Binder, Geschäftsführer der Möbeltischlerei Binder. „Man wusste damals bereits die beruhigende Wirkung des Holzes zu schätzen. Die Zirbe wurde früher schon als sehr wertvoll eingestuft, daher findet man die sogenannte Zirbenstube vorwiegend in wohlhabenden Gehöften und Gasthäusern.“
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Für welche Möbel eignet sich Zirbenholz?
Früher wurden nicht nur Schlafzimmer aus Zirbenholz gezimmert, sondern ganze Tiroler Gaststuben damit ausgestattet. Das heutige Angebot reicht von extrahierten Aromaölen, über Duftkissen mit Zirbenspänen, Schlafzimmermöbeln, Fußböden, Brotkästen, Hundebetten und speziellen Raumreinigern. Laut Erich Binder könne man Zirbe prinzipiell für alle Möbel im Haus anwenden: „Da Zirbe aber ein sehr weiches Holz ist, wird es für sehr strapazierte Möbel wie für Küchen oder Bäder eher wenig eingesetzt. Speziell im Schlafbereich oder Wohnstuben wird die Zirbe immer beliebter.“
Umweltfaktor Zirbenholz
Die Zirbelkiefer pflanzt sich mithilfe eines einheimischen Vogels, dem Tannenhäher, mit großem Erfolg selbst fort. „Der Tannenhäher legt die Samen der Zirben als Winterdepot an, vergisst aber oft, wo er diese deponiert hat. Diese vergessenen Samen werden wieder zu wunderbaren Zirbenbäumen“, so Binder. Zusätzlich pflanzen die Tiroler Forstbetriebe jährlich circa 130.000 Jungbäume. Die österreichische Waldinventur beobachtet die Bestandsentwicklung der Zirbe sorgfältig und konnte für die letzten Jahre feststellen, dass nur etwa die Hälfte des jährlichen Zuwachses für wirtschaftliche Zwecke entnommen wurde.
Eine gewissenhafte Nutzung der Zirbenwälder kann deswegen sogar eine Pflege für den Zirbenbestand bedeuten: Die Wälder werden verjüngt und durch die unterschiedlichen Altersgruppen werden die Wälder insgesamt widerstandsfähiger.
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Worauf man beim Kauf achten sollte
Wer ein Produkt aus Zirbenholz kauft, sollte sich trotzdem immer über die Herkunft informieren und darauf achten, ein hochwertiges Massivholz-Produkt zu erwerben. Qualitätssiegel für Holz sind zum Beispiel das FSC-Siegel oder das Umweltzeichen „Blauer Engel“. In der Studie des Joanneum wurden außerdem vier Eckpfeiler für gesunde Zirbenholzbetten herausgearbeitet, an denen man sich orientieren kann:
- Nur reines Zirbenmassivholz kaufen, keine furnierten Teile oder 3-Schicht-Platten.
- Achten Sie darauf, dass es sich um luftgetrocknetes Zirbenholz handelt.
- Nehmen Sie nur Holz von Zirben, die auf einer Höhe von mindestens 1900 Meter über dem Meeresspiegel gewachsen sind.
- Das Holz sollte eine offenporige Oberfläche haben, roh oder mit Naturöl behandelt sein. Keine Lacke, keine Wachse!