29. November 2023, 11:16 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Wohnungsbau in Deutschland befindet sich aktuell im Sinkflug. Die Bauwirtschaft schlägt nun Alarm und fordert in einem dringenden Appell ein Umdenken seitens der Politik. Ein Aussetzen der Grunderwerbsteuer soll helfen.
40 Chefs führender Bauunternehmen in Deutschland haben sich zusammengefunden. Sie fordern von den Bundesländern ein Aussetzen der Grunderwerbsteuer ab Januar 2024. „Deutschland ist Europas Schlusslicht beim Wohnungsbau. Der Bundeskanzler und die Ministerpräsidenten müssen neue Wohnungen jetzt zur Chefsache machen und die Hürden für den Neubau senken“, fordert Jan Buck-Emden, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hagebau-Gruppe, in einer Pressemitteilung.
Buck-Emden ist Mit-Initiator der Kampagne „Bau-Stau auflösen jetzt!“. Das Ziel: Die Länder sollen die Grunderwerbsteuer aussetzen, da diese „ein erheblicher Kostentreiber“ geworden sei. Die Hagebau-Gruppe ist ein europaweiter Verbund von rund 350 Gesellschaftern aus verschiedenen Bereichen, etwa Baustoff-, Holz- sowie Einzelhandel.
Wer muss Grunderwerbsteuer bezahlen?
Die Grunderwerbsteuer ist eine Steuer, die beim Kauf eines Grundstücks anfällt. Sie wird auf Grundlage des Grunderwerbsteuergesetzes erhoben und ist eine Ländersteuer. Die Bundesländer können diese an die Kommunen weiterreichen.
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Wohnungsbau drastisch eingebrochen
Der Wohnungsbau in Deutschland erlebt aktuell einen drastischen Einbruch. Anstelle der jährlich benötigten 400.000 neuen Wohneinheiten wurden im Jahr 2023 lediglich 250.000 fertiggestellt. Für das Jahr 2024 wird vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung sogar ein weiterer Rückgang auf 177.000 prognostiziert. Im europäischen Vergleich befindet sich Deutschland beim Wohnungsbau mit einem Rückgang von 32 Prozent auf dem letzten Platz.
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Baubranche möchte Grundsteuer aussetzen
Insgesamt belaufen sich nach Angaben der Hagebau-Gruppe die Baunebenkosten für Grunderwerbs- und Umsatzsteuer, energetische Auflagen sowie weitere Anforderungen an Baustandards auf 37,5 Prozent von den Gesamtkosten. Bürokratische Hürden durch überkomplexe Bauvorschriften mit mehr als 3000 Normen für Bauvorhaben, uneinheitliche Förderungen der Länder, gestiegene Zinsen und das Gebäudeenergiegesetz würden die Lage verschärfen, heißt es in einer Mitteilung.
40 CEOs der führenden Bauunternehmen in Deutschland rufen deshalb die Bundesländer auf, die Grunderwerbsteuer ab Januar 2024 auszusetzen. Die Länder hätten die Steuer zum Teil auf mehr als sechs Prozent in den vergangenen Jahren erhöht und die Abgabe damit zu einem großen Kostentreiber gemacht.
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Was sagt der Bauherren-Verband zu dem Vorstoß?
myHOMEBOOK hat beim Bauherren-Schutzbund (BSB) nachgefragt, was der Verband von der Kampagne hält. „Die aktuell geltenden Steuersätze von 5 bis 6,5 Prozent bedeuten hohe Nebenkosten und belasten gerade Bauherren mit mittleren Einkommen erheblich“, erklärt BSB-Sprecher Erik Stange. Eine Senkung könne private Bauherren und Wohnungskäufer in der jetzigen Situation entlasten. Tatsächlich spricht sich der BSB bereits seit längerer Zeit für eine Senkung der Grunderwerbsteuer aus.
Für die Steuerreform schlägt der Bauherren-Verband eine soziale Staffelung vor – je nach Höhe des Kaufpreises. „Die geplante Grunderwerbsteuerreform muss zügig erfolgen, um das Versprechen des bezahlbaren Eigenheims zu wahren“, sagt Stange. Dabei sei entscheidend, dass die Steuerreform zügig erfolgt und die Länder dem auch zustimmen.