12. Februar 2022, 13:45 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auf Baustellen für private Eigenheime fehlt es derzeit häufiger an Baustoffen. Auf der Suche nach Lösungen kommen mitunter falsche Produkte zum Einsatz. Oft unbeabsichtigt, aber mit Folgen. Was hilft?
Viele Baustoffe sind zuletzt teurer geworden und teilweise nicht leicht zu bekommen. Der Verband Privater Bauherren (VPB) beobachtet vor diesem Hintergrund, dass auf Baustellen mangels Alternativen zum Teil falsche, nicht zugelassene Produkte verwendet werden – eher aus Unwissenheit der Beteiligten. Was unabsichtlich geschieht, könne für Bauherren jedoch ärgerliche Folgen haben, warnt der VPB. Es drohten Baumängel, wenn das Material nicht die notwendigen Eigenschaften besitzt.
Viele Materialien ähneln sich
Die VPB-Sachverständigen stoßen bei Baustellenbesuchen nach eigenen Angaben immer wieder auf solche Fehler, besonders bei der Abdichtung von Häusern. Viele Handwerker prüften nicht, was sie einbauen, und viele Materialien ähnelten sich, heißt es vom Verband. Lediglich auf der Verpackung und dem technischen Merkblatt sei der Anwendungsbereich erläutert.
„Unsere Innungs- und Verbandsbetriebe sind gut informiert und wissen, welche Produkte sie einsetzen können“, entgegnet Ilona Klein den Vorwürfen. Sie ist Pressesprecherin des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe – der Dachorganisation von rund 35 000 Handwerksbetrieben im Bauwesen. „Es mag schon sein, dass es das eine oder andere schwarze Schaf unter den nicht-organisierten Betrieben gibt. Das kann man nie ausschließen.“
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Was können Bauherren tun?
Laien erkennen solche Baumängel an ihrem Eigenheim oft erst, wenn es zu spät ist oder die Folgen aufgrund es falschen Materials offensichtlich sind. Und erst recht können sie nicht immer einschätzen, ob das auf der Baustelle bereitstehende Material das richtige ist.
Bauherren haben aber die gleichen Möglichkeiten wie die Profis, die korrekte Verwendung nachzuvollziehen: Die Informationen auf Verpackung und in dem technischen Merkblatt nachlesen.
Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) empfiehlt, auf lokal bekannte Firmen zu setzen, denn die könnten sich Qualitätsmängel gar nicht leisten. „Bauherren, die auf der sicheren Seite sein wollen, sollten regional ansässige Betriebe, die in den lokalen Innungen organisiert sind, beauftragen“, so ZDB-Sprecherin Ilona Klein. „Diese sind nicht nur besser informiert, sondern in der Region bekannt und haben einen Ruf zu verlieren.“
Viele Sachverständigen-Organisationen in Deutschland
Häufig können private Bauherren auch auf das Wissen eines Sachverständigen bauen, dem die Mängel bei der Abnahme einzelner Arbeitsschritte oder der finalen Bauabnahme auffallen. Dafür muss man allerdings extra Gelder beim Hausbau für das Honorar der Bauberater einplanen. Es gibt in Deutschland mehrere Vereinigungen und Verbände, an die man sich wenden kann:
- Bauherren-Schutzbund
- Verband Privater Bauherren
- Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau
- Verbraucherzentralen
- Architektenkammern
- Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger
- Bundesverband Deutscher Sachverständiger und Fachgutachter
- Bundesverband Freier Sachverständiger
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Woher kommt der Baustoff-Mangel?
Die Versorgungsengpässe bei Baustoffen haben vielfältige Gründe. Sie gehen zum Teil noch auf heruntergefahrene Grundstoff-Produktionen zu Beginn der Corona-Pandemie zurück. Aber auch die stark gestiegene weltweite Nachfrage bei Baustoffen wie Holz ist ein Grund, genauso wie Probleme beim globalen Frachtverkehr, Produktionshindernisse bei verschiedenen Gütern und nicht zuletzt fehlende Handwerker und Fachkräfte.
Die Folgen sind nicht nur lange Wartezeiten auf Baumaterialien oder der Zwang, Alternativen zu nutzen. Auch steigen die Kosten der Baufirmen. Am Ende kann es dann auch für Bauherren teurer werden.