Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Do-it-yourself-Portal für Haus und Garten
Baumarktpartner von myHOMEBOOK
OBI Logo
Baustoffe der Zukunft

Japanische Forscher entwickeln Baustoff aus Gemüseabfällen – er ist härter als Beton

Kohlblätter Beton: Viele Reste an altem Obst und Gemüse im Mülleimer
Zwiebelschalen, Kohlblätter oder Kürbis – anstatt Lebensmittelreste wegzuwerfen, kann man sie zu einem Baustoff recyclen Foto: Getty Images
Christian Glass
Christian Glass Redakteur

23. Februar 2022, 14:38 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Forschern aus Japan ist es gelungen, aus Obst- und Gemüseabfällen einen robusten Baustoff zu entwickeln, der eine ähnliche Beschaffenheit aufweist wie Beton – und zudem noch essbar ist. Besonders ein Gemüse hat sich hervorgetan: China-Kohl.

Artikel teilen

Der neuartige Baustoff, den Wissenschaftler von der Universität in Tokyo (Japan) aus Obst- und Gemüseabfällen gewonnen haben, besitzt ähnliche Eigenschaften wie Beton. Von all den getesteten Abfällen zeigten sich die Forscher vor allem von altem Kohl überrascht. Kohlblätter haben das Zeug, den neuartigen Baustoff aus Gemüseabfall dreimal härter als Beton zu machen.

Wie Kohlblätter härter als Beton werden

Zur Herstellung des neuartigen Baustoffes verwendete das Forscherteam um Yuya Sakai eine Pressmethode, bei der starke Hitze eingesetzt wird. Mithilfe dieses Verfahrens wird eigentlich Baumaterial aus Holzpulver hergestellt. Ganz ähnlich dem Verfahren, bei dem Maiskörner zu Dämmmaterial werden.

Neben den besagten Kohlblättern haben die Wissenschaftler im ersten Schritt auch Essensreste von Bananen, Orangen, Kürbis, Zwiebeln und Seetang unter Vakuum getrocknet und anschließend zu einem feinen Pulver gemahlen. Mit Wasser und Gewürzen verrührten die Forscher das Pulver zu einer Paste, die sie dann bei hohen Temperaturen in Form pressten.

Auch interessant: Was taugt Schafwolle als Dämmstoff?

Das Resultat durch das Pressverfahren ist ein extrem bruchfestes Material

Was dann aus dem Ofen kommt, sind steinartige und extrem bruchfeste Blöcke. Allerdings unterscheiden sich die Blöcke je nach Obst oder Gemüse in ihrer Festigkeit. Von Kürbis zeigten sich die Forscher denn jedoch etwas enttäuscht. Kota Machida ist ein leitender Mitarbeiter im japanischen Forscherteam. Er sagt: „Mit Ausnahme der von Kürbis stammenden Probe übertrafen alle Materialien unsere Erwartungen, was die Biegefestigkeit angeht.“ Gemischt mit dem Material aus Kohlblättern, könne man die Festigkeit jedoch wirksam verstärken.

Der neuartige Baustoff ist essbar

Die unter hoher Hitze gepressten Blöcke haben nicht nur die Farbe des jeweiligen Lebensmittels, sie riechen und schmecken auch danach. „Die neuen, robusten Materialien behielten ihre Essbarkeit. Die Zugabe von Salz oder Zucker verbesserte auch ihren Geschmack, ohne die Festigkeit zu verringern“, erklären die Forscher. Zudem seien die Produkte lange haltbar und widerstandsfähig gegen Fäulnis, Pilze und Insekten. Auch nach vier Monaten an der frischen Luft zeigten sich keine merklichen Veränderungen im Aussehen oder Geschmack.

Mehr zum Thema

Baustoff aus Lebensmittelresten könnte mehrere Probleme lösen

Noch ist der essbare Baustoff nicht in Produktion oder gar auf dem Markt. Sollte es so weit sein, könnten durch die Technologie mehrere Probleme angegangen werden:

Verschwendung von Lebensmitteln reduzieren

Die Forscher sagen, dass Lebensmittelverschwendung eine globale finanzielle Belastung und ein Umweltproblem darstelle. Alleine in Deutschland werden jedes Jahr rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. „Es ist von entscheidender Bedeutung, Methoden zum Recycling von Lebensmittelabfällen zu entwickeln“, so Yuya Sakai in einer Pressemitteilung der Universität von Tokyo.

Umweltschädliche Folgen durch Zementherstellung vermindern

Weltweit wird gebaut, als gäbe es kein morgen. Baustoff Nummer eins ist nach wie vor Beton, der zum großen Teil aus Sand hergestellt wird. Das Problem: Sand ist mittlerweile eine knappe Ressource, der teilweise aus Seen und Flüssen kommt. Infolge kann das regionale Ökosystem gestört werden und kippen. Durch den umweltfreundlichen Baustoff aus Lebensmittelabfällen könnte man die Bestände an Sand schützen. Das betonartige Material könnte zudem den Ausstoß des Klimakillers CO2 helfen zu reduzieren. Denn das Gas wird in großen Mengen bei der Zementherstellung freigesetzt.

Themen Nachhaltig leben
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.