17. April 2019, 8:23 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Kleingarten-Saison steht in den Startlöchern. In diesem Frühling kaufen wieder viele Hobbygärtner Samen und Jungpflanzen, um ihre Beete zu bestücken – und für die steigenden Verkaufszahlen sollen tatsächlich Bienen sorgen.
Mit den Händen in der Erde wühlen, eine Samentüte öffnen, das eigene Gemüse ernten: Viele Menschen macht das glücklich. Verglichen mit der professionellen Landwirtschaft sind Hobbygärtner für die Saatgut-Branche wirtschaftlich eine kleine Größe. Allerdings entwickelt sich der Markt nach Brancheneinschätzung wieder. Händler sprechen von steigender Nachfrage. Von großem Interesse ist vor allem insektenfreundliches Saatgut – und die Biene sorgt für einen Pflanzen-Trend.
Ungewöhnliche Saatgut-Sorten gefragt
In Landgut Domäne Dahlem hängen in einem kleinen Hofladen viele Samentüten an Ständern. „Die Nachfrage steigt“, sagt Ladenleiterin Sieglinde Hohmann. Viele Kunden interessierten sich für Sorten abseits von Klassikern. Kleine Firmen haben sich darauf spezialisiert. Ein Ziel: die breite Sortenvielfalt zu erhalten. Noch vor zehn Jahren habe sich kaum jemand dafür interessiert, sagt Hohmann.
Auch anderswo macht sich die Kundengruppe Hobbygärtner verstärkt bemerkbar. Vom großen Agrar-Händler Baywa in München, dessen Kernzielgruppe eigentlich Landwirte sind, heißt es: „Die Zahl der Privatkunden ist in den letzten Jahren gewachsen.“ Der Verkauf von Saatgut laufe über einen Online-Shop und über regionale Standorte. Besonders nachgefragt? Rasensaatgut, Blühmischungen und Bienenweiden. Toom Baumärkte stellen ebenfalls mehr Nachfrage bei Hobbygärtnern nach Jungpflanzen und Samentüten fest. Auch hier spielten Produkte eine Rolle, die Bienen anziehen, aber auch Bio-Qualität, wie es von Unternehmensseite heißt.
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Schutz von bedrohten Insekten
Der Trend hin zu Saatgut, das Bienen anlockt, ist wirtschaftlich relevant und spürbar geworden, wie der Industrieverband Garten (IVG) bestätigt. In Deutschland bestehen schon länger Initiativen und Verbände, die das Artensterben von Insekten anprangern. In Bayern zum Beispiel gab es sogar ein Volksbegehren zum Schutz der Artenvielfalt. „Bienenfreundlich ist ein Verkaufsargument“, teilt die Bingenheimer Saatgut AG mit, die sich auf ökologisches Saatgut spezialisiert hat. Auch von diesem Unternehmen ist insgesamt zu hören: steigende Nachfrage bei Hobbygärtnern, Online-Verkauf beliebt.
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Markt für Saatgut wächst
Blickt man Jahrzehnte zurück, so ist der Absatz von Portionssaatgut für Hobbygärtner nach IVG-Angaben im Verlauf stark zurückgegangen. Er sank demnach seit der Wende von rund 210 Millionen Tüten auf derzeit etwa 85 bis 90 Millionen Tüten. Der Verband führt das vor allem auf nachlassende Nachfrage in Ostdeutschland nach der Wende zurück.
In den vergangenen drei, vier Jahren habe sich der Markt aber wieder stabilisiert, heißt es. Es gab demnach Wachstum. Warum? Der IVG-Referent für den Bereich Gartenbau und Umwelt, Arne Hückstädt, erläutert: „Dies liegt an einem deutlich anderen Kaufverhalten gerade der jüngeren Klientel, die weniger Tüten kaufen, aber für attraktive Sorten mehr Geld ausgeben als die damalige Selbstversorgergeneration, gerade auch in Ostdeutschland.“
Hückstädt betont: „Der Trend ist heute nicht das Selbstversorgen, sondern eher das Selbstmachen und Selbstgenießen. Es gebe kein Revival der Kleingärten bundesweit, sondern eher regionale Trends. Angebaut werde auch viel auf der Terrasse und auf dem Balkon. Der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde bestätigt, dass nicht in allen Regionen Deutschlands die Nachfrage nach Schrebergärten gleich groß sei. Während es in Großstädten wie Berlin und Hamburg Wartelisten gebe, finde man etwa im Osten auch Leerstand vor.