30. März 2022, 10:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Nachfrage ist derzeit enorm, der Preis für den privaten Schutz gepfeffert. Einen eigenen Bunker oder Schutzraum einbauen zu lassen, kostet viel Geld. Normalerweise geht der Einbau recht schnell. Zur Zeit muss man jedoch viel Wartezeit einplanen. myHOMEBOOK hat mit einem Bunker-Hersteller in Berlin gesprochen.
Der Krieg in der Ukraine bereitet auch hierzulande vielen Menschen Sorge vor einem Luftangriff. Solch ein Szenario sei zwar unwahrscheinlich, sagen die Experten vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Die Frage steht jedoch im Raum: Wohin im Notfall? Öffentliche Bunker oder Schutzräume gibt es hierzulande nicht mehr. Die Zivilschutz-Experten raten im Falle eines Angriffs, einen innenliegenden Raum mit möglichst wenig Außenwänden, Türen und Fenster aufzusuchen. Schutz bieten auch unterirdische Gebäudeteile, etwa U-Bahn-Stationen.
Die Nachfrage nach einem eigenen Bunker oder Schutzraum scheint derzeit riesig zu sein. Allerdings ist das Angebot bisweilen recht beschränkt. In Deutschland gibt es kaum Firmen, die private Schutzräume oder Bunker bauen. Einer der wenigen Anbieter ist die Firma „Bunker Schutzraum Systeme Deutschland“ (BSSD) mit Sitz in Berlin.
Nachfrage nach Bunker oder Schutzraum stark gestiegen
Mark Schmiechen ist Pressesprecher der Firma BSSD. Er erklärt gegenüber von myHOMEBOOK: „Die Nachfrage nach Bunkern oder Schutzräumen ist in der letzten Zeit bei uns immens gestiegen. Wir haben zur Zeit rund 10.000 Aufrufe online – täglich. Auch das Telefon steht nicht mehr still.“ Schmiechen und seine Kollegen müssen viele Fragen besorgter Anrufer beantworten. Darunter seien auch Kinder oder Jugendliche, die durch die Nachrichten beängstigt sind und nach Schutzräumen fragen.
„Wir fühlen uns mittlerweile wie die Therapeuten der Nation. Wir versuchen, ängstliche Anrufer zu beruhigen und Ängste herunterzukochen. Wir sagen dann, man soll ganz ruhig bleiben. Zu Jugendlichen raten wir, mit den Eltern oder Erziehungsberechtigten zu sprechen.“
Viele Interessenten, die lieber heute als morgen einen Bunker im eigenen Garten oder im Keller eingebaut haben wollen, lebten nach Aussage von Schmiechen in ländlichen Regionen. Es seien oftmals Frauen, die nachfragten. Der Bau eines Bunkers gehe allerdings nicht von heute auf morgen. „Das bedarf schon einer gewissen Vorbereitung“, erklärt Schmiechen.
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Was kostet ein Bunker?
Einen sicheren Schutzraum oder Bunker zu bauen, ist eine komplexe Angelegenheit. Es gibt unzählige Sicherheitsmodule, wie unter anderem Gasfilteranlagen, Panzerstahl oder Schutztüren gegen schwere Explosionen. Die Sicherheit kostet. Für die kleinste Schutz-Einheit mit knapp 10 Quadratmetern berappt man bei BSSD rund 50.000 Euro. Günstiger ist ein kleiner Schutzraum. Solch ein Panikraum kann auch in einer Wohnung eingebaut werden. „Das ist die kleinste Schutzgelegenheit mit einem verschraubten Stahlsystem. Ohne weitere Ausstattung kostet die Sicherheitszelle 11.000 Euro“, sagt Schmiechen. Ein größerer Schutzraum mit Trocken-WC und NBC-Filteranlage könne 100.000 Euro oder mehr kosten. Was die Kosten zusätzlich in die Höhe treibt, ist das begrenzte Angebot, zum Beispiel an Stahl oder Filtern. Schmiechen: „Filteranlagen sind gerade ganz schwierig zu kriegen.“
Im Gegensatz zu einem Schutz- oder Panikraum spielen Bunker in einer anderen Liga. Schmiechen erklärt, dass die zumeist unterirdischen Schutzanlage mit Wänden aus Stahlbeton rund 100 Quadratmeter oder größer seien. Die Bunker-Einheit mit 90 Quadratmetern ist ab 360.000 Euro zu haben.
Letztlich entscheidet der Kunde, wie teuer der Bunker oder Schutzraum wird, erklärt Schmiechen. Ein wichtiger Kostenfaktor ist die Versorgung mit Strom und Wasser. „Möglich ist eine normale Stromversorgung an den örtlichen Strom-Anschluss. Man kann Strom, Licht und Wasser aber auch autark installieren.“
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Wie lange dauert der Einbau eines Bunkers oder Schutzraumes?
Standardmäßig wird bei BSSD ein Bunker oder Schutzraum mithilfe einer 3D-Software entworfen. Mark Schmiechen sagt, es dauere normalerweise drei bis vier Wochen, um einen Schutzraum mit Standardmaßen zu bauen. Bei einer unterirdischen Anlage komme es zudem auf die Beschaffenheit des Bodens an.
Wegen der enormen Nachfrage muss man derzeit jedoch mit mehr als drei Monaten rechnen, bevor der Schutzraum steht. „Der Einbau eines vorgefertigten Schutzraums in ein bestehendes Gebäude braucht Zeit. Schneller geht es bei einem Neubau.“