4. Oktober 2022, 17:13 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es ist so weit: Das erste Carbonbetonhaus weltweit wurde in Dresden fertiggestellt. Was einst als Klimakiller galt, soll nun mit einem neuen Zusatz bis zu 80 Prozent klimafreundlicher werden.
Dresdner Wissenschaftlern ist ein Meilenstein in der Architektur gelungen. Der sogenannte „Cube“, der erste Betonbau ohne Stahl, wurde mit Carbonfasern realisiert. myHOMEBOOK erklärt, was der neue Baustoff „Carbonbeton“ gegenüber dem herkömmlichen Betonbau mit Stahl leisten kann.
Übersicht
Beton als Klimakiller
Dass Beton ein Klimakiller ist, ist seit Langem unumstritten. In der Baubranche und der Architektur werden daher schon seit längerer Zeit neue Materialien weltweit entwickelt und erforscht. Denn herkömmlicher Beton gilt wegen seines hohen CO2-Ausstoßes bei der Herstellung von Zement als sehr fragwürdig.
Auch die Wissenschaftler der TU Dresden beschäftigte dieses Thema schon jahrzehntelang. 28 Jahre später ist ihnen nun mit Carbonbeton auf dem Gelände der Technischen Universität der Durchbruch gelungen.
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Was macht Carbonbeton so besonders?
Ursprünglich war das Gebäude noch als Würfel gedacht, daher auch der Name „Cube“. Am Ende bekam das Gebäude dann doch noch den nötigen Twist – mit einer leichten, geschwungenen Dachfläche, die vom Architektenbüro Henn entworfen wurde. Der Würfel sollte dennoch fester Bestandteil des Gebäudes sein. Mit zwei Stockwerken steht diese Box nun im Inneren des Gebäudes. Untergebracht sind Arbeitsräume, Labor und Haustechnik. Ein weiteres Highlight ist die drei Millimeter dünne Betontreppe, die außen an der Box hinauf auf einen Balkon führen soll.
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Carbonbeton ist flexibler und leichter
Die Betontreppe ist sehr dünn, weil diese auch mit Einsatz der neuen Technik aus Carbonfasern besteht. Aber nicht nur die Treppen, sondern auch die Wände sind schmaler als bei einer herkömmlichen Betonbauweise. Zudem soll Carbonbeton flexibler, leichter und formbarer sein. Zu verdanken ist es einem Gitter aus Carbon, das nur mit einer dünnen Schicht Beton auskommt. Das bedeutet, dass man bei der Herstellung viel weniger Material benötigt.
Da Stahl rostet, muss die gewöhnliche Betonbauweise mit einer dickeren Schicht Beton überdeckt werden. Somit kann Feuchtigkeit ins Innere eindringen. Da Carbon nicht rostet, kommt weniger Material zum Einsatz. Ein weiterer Vorteil dieser Carbonmatten besteht darin, dass die Platten auch tragfähiger sein sollen. Durch die Flexibilität der Matten soll zudem ein 3D-Druck einfacher sein.
„Klimagerechtes Bauen ist ein zentrales Forschungsthema an der TU Dresden wie auch weltweit, das in Zukunft eine noch größere Bedeutung erlangen wird“, erklärte Rektorin Ursula M. Staudinger in der Pressemitteilung. Da die Idee, mit Carbon zu bauen, nicht mehr in den Kinderschuhen steckt, haben die drei Dresdner Professoren Manfred Curbach, Peter Offermann und Chokri Cherif für ihre korrosionsbeständige Alternative zu Stahlbeton nach jahrzehntelanger Forschung 2016 den Zukunftspreis des Bundespräsidenten erhalten.