15. Januar 2024, 11:05 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wärmepumpen gelten als nachhaltige, klimafreundliche Heiz-Methode. David Selle kennt sich mit dem Thema aus, denn er ist Gründer und Geschäftsführer der Firma Daulto, einer Wärmepumpen-Installationsfirma aus Heidelberg. myHOMEBOOK hat den erst 19 Jahre alten Wärmepumpen-Profi im Interview gesprochen.
Wärmepumpen gelten als Heizmethode der Zukunft und sind ein aktuell häufig diskutiertes Thema. Dabei ist die Technologie im Neubau bereits Standard – und selbst in jedem haushaltsüblichen Kühlschrank ist eine Wärmepumpe verbaut. Sogar im Altbau gibt es Möglichkeiten, Wärmepumpen nachzurüsten. Das weiß auch David Selle, Gründer und Geschäftsführer der Firma Daulto, einer Wärmepumpen-Installationsfirma aus Heidelberg. Konkret geht es dabei um Luft-Wasser-Wärmepumpen. Das Besondere daran: Selle ist erst 19 – ein Alter, in dem andere noch per Fernflug ihren Auslandsaufenthalt in Australien antreten. Was motiviert den jungen Gründer?
»Wie sieht die Welt in 30 Jahren aus?
myHOMEBOOK: Du bist mit 19 Jahren schon Geschäftsführer eines Unternehmens für Wärmepumpen. Woher kommt die Begeisterung für Nachhaltigkeit?
David Selle: „Ich habe schon mit 14 Jahren mein erstes Unternehmen gegründet und Webseiten entwickelt. Das war für die Zeit lehrreich und bereichernd, aber irgendwie stellte ich mir immer mehr die Frage nach dem tieferen Sinn und Zweck von dem, was ich tue. Während der Pandemie und der Zeit, in der die Schulen geschlossen waren, wurde mir klar, dass ich etwas Bedeutungsvolles und Langfristiges schaffen will. Etwas, mit dem ich nicht nur Geld verdiente. Ich frage mich oft, wie die Erde in 30 Jahren aussehen wird. Das treibt mich an.“
Was sind typische Probleme bei der Installation von Wärmepumpen?
„Bei der Installation von Wärmepumpen stoßen wir leider häufig auf Ineffizienz und mangelndes Fachwissen. Aktuell sind nur etwa 20 Prozent der Installateure wirklich qualifiziert, Wärmepumpen fachgerecht zu installieren. Deshalb werden viele Installationen nicht optimal durchgeführt und es kommt zu langen Installationszeiten und Mängeln in den Systemen.“
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Wie nachhaltig sind Wärmepumpen wirklich?
Wärmepumpen werden mit Strom betrieben. Nachhaltig ist das nicht. Ist die Ökobilanz wirklich so positiv bei einer Wärmepumpe?
„Die Ökobilanz von Wärmepumpen ist im Vergleich mit traditionellen Heizsystemen wie Öl- oder Gasheizungen positiver. Eine Wärmepumpe kann aus einem Kilowatt Strom typischerweise etwa vier bis fünf Kilowatt Wärmeenergie erzeugen. Damit kann sie das Vier- bis Fünffache der eingesetzten Energie in Form von Wärme bereitstellen – das ist eine Menge. Wenn wir es schaffen, eine Wärmepumpe zusätzlich mit Ökostrom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind- oder Solarenergie zu betreiben, verbessert sich ihre Umweltbilanz noch mehr. Dann wird die Wärmepumpe nahezu emissionsfrei.“
Noch ist der Strom aber kein reiner Ökostrom. Wird hier das Image „grün gewaschen“?
„Nein, das Image wird nicht ‚grün‘ gewaschen! Seit 2023 werden in Deutschland über 50 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt. Vor zehn Jahren waren es nur 25 Prozent – wir sind da auf dem richtigen Weg. Ich bin mir sicher, dass der Anteil erneuerbarer Energien in den kommenden Jahren noch weiter steigen wird.“
Wärmepumpen sind immer noch recht teuer. Wie passt das mit der Energiewende zusammen – sollte diese nicht eigentlich bezahlbar sein?
„Das stimmt, Wärmepumpen müssen für ein breiteres Publikum bezahlbarer werden. Da helfen Förderprogramme. Manche Programme erstatten Privatkunden bis zu siebzig Prozent der Kosten. Aber der Betrag, der von den Kunden selbst getragen werden muss, bleibt trotzdem hoch. Wir versuchen als Unternehmen, diese finanzielle Hürde zu überwinden, indem wir versuchen, die Installation von Wärmepumpen skalierbarer und effizienter zu machen.“
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Das älteste Haus, in dem wir eine Wärmepumpe installiert haben, ist aus dem Jahr 1896
Gibt es Häuser, die sich für eine Wärmepumpe nicht eignen?
„Eigentlich eignet sich fast jedes Haus für die Installation einer Wärmepumpe. Es gibt da ja Vorurteile, dass man für eine Wärmepumpe unbedingt eine Fußbodenheizung oder eine hochmoderne Dämmung benötigt. Das stimmt so nicht. Wärmepumpen arbeiten effizienter, wenn solche Voraussetzungen gegeben sind, aber es geht auch anders. Das älteste Haus, in dem wir eine Wärmepumpe installiert haben, ist aus dem Jahr 1896! Das zeigt ganz gut, dass Wärmepumpen auch in älteren Gebäuden ohne perfekte Dämmung und Heizungstechnik funktionieren.“
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Stichwort Energiewende: Was würdest du dir von der Politik wünschen, damit die Energiewende mehr Fahrt aufnimmt?
„Damit es schneller vorangeht, müssten politische Entscheidungen schneller und mit größerer Klarheit getroffen werden könnten. Die Förderpolitik für Wärmepumpen ist da ein gutes Beispiel. Da wusste bis zum Ende des Jahres niemand, ob im Jahr 2024 noch Förderungen für Wärmepumpen verfügbar sind. Solche Unsicherheiten verunsichern Privatkunden, dabei geht es ja um viel Geld. Wenn private Haushalte und Unternehmen wissen, dass sie vom Staat unterstützt werden, sind sie eher bereit, Geld für Nachhaltigkeit auszugeben.“
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»Wir bilden den Installationsprozess digital ab
Bei euch sind gerade erst mehrere große Investoren eingestiegen. Was meint ihr, was reizt diese an Wärmepumpen?
„Da gibt es, denke ich, mehrere Gründe. Das Thema Nachhaltigkeit ist für die Investoren wichtig. Einmal, weil sie so selbst an der Entwicklung beteiligt sind, andererseits, weil das Thema in 20 Jahren sicher immer noch relevant sein wird. Dadurch bietet sich uns enormes Potenzial.“
Welche Rolle spielt dabei die digitale Transformation im Energie-Sektor?
„Digitale Transformation ist im Energie-Sektor enorm wichtig. Ein konkretes Beispiel ist die Digitalisierung des Installationsprozesses von Wärmepumpen. Dadurch können wir den gesamten Prozess von der Planung bis zur Durchführung digital abbilden und unterstützen. Dabei werden auch die Überwachung und Wartung der Systeme verbessert.“