24. Oktober 2023, 10:38 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Jüngst wurde der „Best of Interior 2023“-Award gekürt. Gewonnen hat ein Objekt im Westen Berlins. Doch was macht eigentlich ein Zuhause zu Deutschlands schönster Wohnung? myHOMEBOOK-Autorin und Interior Designerin Odett Schumann hat sich die Musterwohnung angesehen.
Kürzlich wurde wieder der „Best of Interior“-Award vom Callwey Verlag, dem Bund deutscher Innenarchitektinnen und Innenarchitekten (BDIA), der Zeitschrift „Schöner Wohnen“ und vieler weiterer Partner vergeben. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an das Fabian Freytag Studio aus Berlin und dessen Projekt „Dezent exzentrisch“ in Charlottenburg. Der Titel hält, was er verspricht: Deutschlands schönste Wohnung 2023 mag auf den ersten Blick einen gediegenen Eindruck machen, an vielen Stellen weiß sie allerdings auch zu verblüffen. myHOMEBOOK hat bei Freytag nachgefragt, was hinter dem Einrichtungskonzept steckt.
Das Konzept der schönsten Wohnung 2023
Um die begehrte Trophäe zu erhalten, gilt es ein herausragendes privates Einrichtungskonzept zu entwickeln, das harmonisch, persönlich und zugleich auch zeitgemäß anmutet. Fabian Freytag und seinem Team ist genau das gelungen. Mit seinem Projekt „Dezent exzentrisch“ konnte er die diesjährige Jury überzeugen. Dem Kerngedanken nach sollte eine verträumte Parallelwelt entstehen, und zwar mit der Selbstverständlichkeit des schon immer Dagewesenen. „Schon beim ersten Betreten des Rohbaus hatte ich die Idee von der ‚Fabelhaften Welt der Amelie‘ und einer Atmosphäre, die von komplementären rot-grün Kontrasten lebt“, erklärt Architekt Fabian Freytag auf myHOMEBOOK-Anfrage.
Die preisgekrönte Wohnung ist Teil eines Zwanzigerjahre-Baus am Ludwigkirchplatz in Berlin-Charlottenburg. Für ein erstes überraschendes Momentum sorgt die sternenförmige Deckenmalerei im Wohn-Essbereich. Mit der Entscheidung für ein Trompe-l’œi an der Decke beansprucht diese direkt jegliche Aufmerksamkeit für sich.
Selten wird eine Raumebene so plakativ inszeniert wie in diesem Fall. „Ich liebe es, mit grafischen Elementen räumliche Veränderung herbeizuführen“, sagt Freytag. Über das Design einer Zirkusdecke sollte der verhältnismäßig große Raum mit eher niedriger Deckenhöhe eine Art Lifting erhalten. Im Herzen der Gestaltung prangt ein großzügiger dreiarmiger Leuchter, der in seinem Stil charmant an die Ära der 1920er-Jahre erinnert.
Wo sich Eleganz und Natur verbinden
Farblich orientiert sich das Interior Design ganz bewusst an längst vergangene Zeiten. „Um gestalterisch Ruhe in die Räume zu bekommen, haben wir uns für ein begrenzte Anzahl an Materialien entschieden“, so Freytag. Als Basis der Gestaltung dient ein zartes, elegantes Pistaziengrün, das sich mit der hellen Arbeitsplatte aus Naturstein, den Küchenschränken und Wandboards aus warmem Nussbaum und den Eicheböden verbindet. In Kombination mit cremefarbenen Textilien, schwarzen Leuchten und dem marmorgedeckten Küchenblock macht sich ein gewisser Midcentury Spirit breit.
Eine Frage der Form
Bereits beim Betreten der Wohnung fällt schnell auf, dass eine starke Formensprache das Interior Design prägt. So ist die Doppeltür zum Salon mit einem geometrischen Zackenmuster versehen. Und auch die allermeisten Schrank- sowie Sitzmöbel stechen mit einem klaren, kantigen Design hervor.
Demgegenüber sieht das preisgekrönte Konzept jede Menge organische Formen im Wohnraum vor: Neben der sichelförmigen Couch befindet sich ein runder Coffee Table. In den Bädern wird sich an halbkreisförmigen Waschbecken der täglichen Hygiene gewidmet.
Doch der eigentliche Fokus des Architekten ruhte auf einer ganz anderen Grundform, dem Dreieck. Majestätisch thront dieses als sich stetig verjüngendes Trompe-l’œil an der Decke. Das illusionistische Deckengemälde setzt sich aus einzelnen dreieckigen Fragmenten zusammen, die dem Raum durch ihre langgezogene Form einen dezenten Stretcheffekt verleihen. Demgegenüber befindet sich am Boden ein schlichtes Fischgrätparkett.
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Ein Hauch Avantgarde
Die gesamte Szenerie in der schönsten Wohnung 2023 scheint wie gemacht für ein dekadentes Dinner mit Gästen. An Rückzugsorten darf es dennoch nicht fehlen. Ein gemütliches Fleckchen befindet sich bereits im Wohn-Essbereich, wo der nahegelegene Erker mit üppigen Polstern ausgestattet ist und jederzeit zum Verweilen einlädt.
Neben zwei großzügigen Schlafzimmern mit teils eigenem Bad en suite und Balkon, ist außerdem eine begehbare Ankleide Teil des Zuhauses. Die Ausstattung ist eine durchdachte Mischung aus Vintage-Klassikern und zeitgemäßen Designelementen, aus Einbauschränken und freistehenden Möbeln. Zweifelsohne weht durch das nun mehr preisgekrönte Objekt ein Hauch eleganter Avantgarde. Dem Charme konnten auch die neuen Besitzer nicht widerstehen, denn nach Fertigstellung wurde das Objekt binnen kürzester Zeit verkauft.
Doch könnte sich der Architekt auch selbst vorstellen, in Deutschlands schönste Wohnung einzuziehen? „Ich würde auf jeden Fall in der Wohnung wohnen wollen. Das Gefühl von Geborgenheit und gelassener Opulenz entsprecht sehr meinem Geschmack. Das Ziel ist immer das zu planen und zu bauen, was auch der eigenen Überzeugung entspricht“, resümiert Freytag.