7. Februar 2023, 11:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Evolution hat schon wundersame Dinge hervorgebracht. Sie brachte den Menschen zum Gehen, manche Fische zum Fliegen – und nun hat sie sogar dafür gesorgt, dass einige fleischfressenden Pflanzen auf Fleisch verzichten. Und das mit Erfolg.
Fleischfressende Pflanzen wie die Venusfliegenfalle oder die Kannenpflanze sind dafür bekannt, dass sie sich zumeist an sehr nährstoffarmen Standorten befinden. Um trotzdem zu überleben, haben sie sich ihrem Lebensraum angepasst und ernähren sich – je nach Art und Umwelt – von Fliegen, Wasserflöhen und mitunter sogar kleinen, ausgewachsenen Wirbeltieren. Bereits vor einigen Jahren wurde entdeckt, dass manche fleischfressenden Pflanzen sogar Exkremente von Tieren zu sich nehmen. Nun haben Forscher zudem herausgefunden, wie sich der neue Speiseplan auf die Pflanzen auswirkt.
Kot liefert mehr Nährstoffe als Insekten
Dass manche fleischfressende Pflanzen Kot in ihren Ernährungsplan aufgenommen haben, ist bereits bekannt. Allerdings gibt es jetzt neue Erkenntnisse bezüglich der Nährstoffgewinnung durch Kot. Wissenschaftler der Uni Bayreuth haben jetzt herausgefunden, dass einige Arten der Kannenpflanze Nepenthes, die sich von Kot ernähren, mehr Nährstoffe zu sich nehmen als Pflanzen, die nach wie vor Insekten zu sich nehmen.
Bei früheren Studien konnte man bereits erkennen, dass fleischfressende Pflanzen, die sich von Insekten oder Kot ernähren, höhere Anteile des Stickstoff-Isotops 15N enthalten als Pflanzen, die vegetarisch leben. In den nun durchgeführten Untersuchungen konnte man erkennen, dass der Anteil an den Stickstoff-Isotopen 15N bei Pflanzen, die sich von Kot ernähren, stellenweise sogar doppelt so hoch war als bei Pflanzen, die sich von Insekten ernähren.
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Wie wurde die Studie durchgeführt?
Untersucht wurden Kannenpflanzen (Nepenthes) aus drei Bergmassiven in Borneo: Mount Kinabalu, Mount Tambuyukon und Mount Trus Madi. Man untersuchte das Gewebe der Pflanzen, um herauszufinden, wie sich die Isotopenanreicherung unter diversen Gattungen unterscheidet. Im Vergleich zu vegetarisch lebenden Pflanzen waren alle, bis auf eine Ausnahme, deutlich mit 15N angereichert.
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Was bringen diese Erkenntnisse?
Die Ergebnisse der Untersuchungen beweisen, dass Pflanzen in der Lage sind, sich bei Veränderungen anzupassen. „Um ihre Ernährung umzustellen, mussten die Kannenpflanzen einfach nur ihre Fangfallen umfunktionieren: Früher haben sie mit Farben und Düften Insekten angelockt und eingefangen, jetzt laden sie mit ihren zuckerabsondernden Nektarien die auf Borneo heimischen Kleinsäugetiere ein, ihre Exkremente darin abzulegen. Aus Fangfallen sind Kloschüsseln geworden. Diese Funktionsänderung ist ein überraschendes Beispiel dafür, dass Pflanzen in der Lage sind, ihre Ernährung kreativ anzupassen“, sagt Prof. Dr. Gerhard Gebauer vom Labor für Isotopen-Biogeochemie im Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung Universität Bayreuth. In Zukunft könnte man, dank dieser Erkenntnisse, Pflanzen bei veränderten klimatischen und ökologischen Lebensbedingungen besser schützen.