1. Juni 2023, 5:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Hohe Zinsen und Baukosten rücken den Traum des eigenen Häuschens für viele Familien gerade in weite Ferne. Die Bundesregierung will helfen. Jetzt gibt es neue Fördermöglichkeiten für den Hausbau.
Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen können für den klimafreundlichen Hausbau ab Juni zinsgünstige Kredite und Förderungen von der KfW bekommen. Zum Start werde ein Zinssatz von 1,25 Prozent aufgerufen, sagte Bauministerin Klara Geywitz (SPD) nun in Berlin. Das ist deutlich günstiger als die marktüblichen Zinsen von aktuell rund 3,5 Prozent für Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung.
So profitieren Familien von der Förderung für den Hausbau
Eine Familie mit zwei Kindern könne beim Bau eines besonders klimafreundlichen Hauses rund 40.000 Euro sparen, erklärte Geywitz. „Das neue Programm ist für Eigentümer eine verlässliche Stütze und macht damit klimafreundliche Bauprojekte plan- und bezahlbar.“
Es ist auch eine Reaktion auf die zuletzt gesunkenen Zahlen beim Neubau von Einfamilienhäusern. Wegen der stark gestiegenen Zinsen und hohen Materialkosten habe es eine erhebliche Verunsicherung bei den Bürgerinnen und Bürgern gegeben, sagte Geywitz. „Das hat natürlich sehr viele Kalkulationen auch von Familien über den Haufen geworfen. Und hier setzt diese neue Förderung an.“
Welche Familien Anspruch haben
Die neue Förderung können Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind bekommen. Dabei dürfen sie maximal ein zu versteuerndes Haushaltseinkommen von 60.000 Euro haben. Mit jedem weiteren Kind erhöht sich diese Grenze um 10.000 Euro. Anspruchsberechtigt sind laut Geywitz damit drei Viertel aller Haushalte in Deutschland.
Trotzdem ist die Einkommensgrenze der größte Kritikpunkt. „Wer diese Förderung in Anspruch nehmen will, braucht ein niedriges Einkommen und muss gleichzeitig vermögend sein“, sagte Wohnungsmarktforscher Matthias Günther vom Pestel-Institut der Funke Mediengruppe. Michael Neumann vom Kreditvermittler Dr. Klein kritisierte, die geforderten Standards für Energieeffizienz könnten sich trotz Förderung nur wenige leisten. Geywitz betonte, man habe sich am Durchschnittseinkommen der Antragsteller beim Baukindergeld orientiert, das unter 60.000 Euro gelegen habe.
Welche Häuser förderfähig sind
Voraussetzung ist, dass die Familie das Haus selbst bewohnen will – und nicht schon anderes Wohneigentum hat. Ferienwohnungen und Zweitwohnsitze sind nicht förderfähig.
Damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreicht, gibt es die Kredite außerdem nur für Neubauten mit geringem CO2-Fußabdruck. Konkret müssen sie mindestens den Standard EH40 erfüllen. Das bedeutet, dass das Gebäude nur 40 Prozent der Energie verbrauchen darf, die ein Standardhaus benötigt. Um eine höhere Förderstufe zu erreichen, müssen die noch strengeren Kriterien für das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude erfüllt werden.
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Wie hoch die Förderung ist
Das ist abhängig von der Klimafreundlichkeit des Hauses und der Zahl der Kinder. Zum Start gilt für einen Kredit mit bis zu 35 Jahren Laufzeit und zehn Jahren Zinsbindung ein Zinssatz von 1,25 Prozent. Das kann aber schwanken.
In der niedrigeren Förderstufe kann eine Familie mit ein oder zwei Kindern maximal 140.000 Euro zinsgünstig aufnehmen. Diese Summe steigt bis auf 190.000 Euro bei fünf Kindern. Wer noch klimafreundlicher baut, kann mit ein oder zwei Kindern 190.000 Euro bekommen, mit fünf Kindern bis zu 240.000 Euro. Kritisiert wird, dass das zum Bau eines Hauses in den allermeisten Gegenden in Deutschland nicht ausreicht.
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Wie viel Geld im Topf ist
Für dieses Jahr stehen laut Geywitz mindestens 350 Millionen Euro bereit, um die günstigen Kredite zu ermöglichen. Eine Summe für die Folgejahre könne sie noch nicht nennen, da am Bundeshaushalt für 2024 in der Regierung noch gearbeitet werde.
Förderung nicht nur für Neubau
Günstige Kredite können auch Käufer von neugebautem klimafreundlichem Wohneigentum bekommen. Die Gebäude müssen dafür innerhalb von einem Jahr nach Bauabnahme erworben werden und auch die Klima- und Effizienzstandards erfüllen. Doch auch hier gibt es Kritik: „Mit der aktuellen Einkommensgrenze ist es in vielen Städten schlicht nicht mehr möglich, eine Immobilie zu erwerben, die gefördert wird“, erklärte der Zentralverband des Baugewerbes. „Die Kaufpreise sind für viele potenzielle Bauwillige einfach zu hoch.“ Finanzierungsvermittler fordern Unterstützung auch für die Umwidmung und Aufstockung bestehender Immobilien.
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Was man beim Antrag beachten muss
Wer einen günstigen Kredit beantragen will, muss mit einem Energieeffizienz-Experten zusammenarbeiten. Dieser prüft und bestätigt die Einhaltung der Anforderungen. Der Kredit wird dann noch vor Baustart bei einer Bank, Sparkasse, Bausparkasse oder einem Finanzvermittler beantragt.
mit Material der dpa