2. März 2023, 11:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In den letzten Monaten hat wohl kaum noch jemand Lust, einkaufen zu gehen. Der Grund liegt bei den enorm gestiegenen Preisen. Besonders auffällig in den vergangenen Wochen: die Preise für Obst und Gemüse. Gefühlt stiegen die Kosten für Gurken oder Paprika um mehr als das Doppelte im Vergleich zu den Vormonaten.
Eine gesunde Ernährung erzielt man vor allem durch den Verzehr von frischen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse. Leider sind die Preise im vergangenen Jahr so enorm gestiegen, dass sich viele diese frischen Lebensmittel einfach nicht mehr leisten können. Warum sind gerade Obst und Gemüse so unverhältnismäßig teuer geworden? Der Verbraucherpreisindex liegt für Gemüse inzwischen bei 126,1 Prozent, doch was bedeutet das? Mancherorts bezahlt man für eine einzelne Gurke bereits mehr als drei Euro. myHOMEBOOK hat beim Lebensmittelexperten Frank Waskow von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen nachgefragt. Er kennt die Hintergründe und verrät, wie sich die Preise in Zukunft entwickeln werden.
Übersicht
Verbraucherpreisindex für Gemüse auf dem Höchststand – was steckt dahinter?
Laut dem Statistischen Bundesamt lag der Verbraucherpreisindex für Gemüse Ende 2022 bei 128,9. Nach eigenen Angaben handelt es sich dabei um den höchsten Wert, der gemessen wurde. Doch was sagt dieser Wert eigentlich genau aus?
„Der Verbraucherpreisindex für Deutschland misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen“, schreibt das Statistische Bundesamt auf seiner Internetseite. Es ist der „zentrale Indikator zur Beurteilung der Geldwertentwicklung in Deutschland“ und kommt als Maßstab bei verschiedenen Situationen zum Einsatz, etwa bei auch bei Lohnverhandlungen.
Der derzeitige Verbraucherpreisindex für Gemüse liegt bei etwas niedriger, konkret bei 126,1 Prozent (Stand 1. März 2023). „Wenn man sich die Zahl anschaut, könnte man meinen, dass Gemüse um 126 Prozent gestiegen ist. Doch das stimmt so nicht. Das liegt daran, dass wir uns die statistischen Werte im Jahresvergleich anschauen“, erklärt Frank Waskow von der Verbraucherzentrale NRW.
Die aktuellen Preise für Gemüse haben sich über einen längeren Zeitraum stetig nach oben entwickelt: „Tomaten sind im Zeitraum von 18 Monaten, also vom Juni 2021 bis Januar 2023, um 40,6 Prozent gestiegen. Bei Gurken sind es sogar 51,1 Prozent“, erklärt der Verbraucherschützer.
Welches Gemüse ist besonders teuer geworden?
Der Vergleich von Dezember 2022 zum Januar 2023 zeigt, dass vor allem Möhren teuer geworden sind, meint Waskow. Mit einem Preisanstieg von 36 Prozent führen sie die Liste an. Ihnen folgen mit einer Steigerung von 21 Prozent Blumenkohl und Wirsing, dicht gefolgt von der Paprika mit 14 Prozent.
Gurken werden in den vergangenen Tagen besonders im Internet aufgrund ihrer hohen Preise angeprangert. Diese sind laut Waskow schon längere Zeit teuer, daher fällt die Preissteigerung im Vergleich von Dezember und Januar mit 10,6 Prozent nicht so sehr ins Gewicht.
Warum ist Gemüse in der letzten Zeit so teuer geworden?
Für die gestiegenen Preise, die nicht nur Obst und Gemüse betreffen, gibt es verschiedene Gründe. Waskow führt auf:
- Seit Sommer 2021 steigen stetig die Energiepreise.
- Der Ukrainekrieg hat die Situation verschärft.
- Vielerorts wurden schlechte Ernten eingefahren. Vor allem in Italien gab es eine schlechte Tomatenernte, daher sind besonders verarbeitete Produkte, wie Tomatensoße, sehr teuer.
- Alles, was in Treibhäusern wächst, ist sehr teuer. Treibhäuser werden mit fossilen Brennstoffen beheizt und diese ebenfalls sehr kostenintensiv.
- Wettereinflüsse sind ebenfalls verantwortlich für die gestiegenen Preise. Im Winter werden Obst und Gemüse importiert. Wetterextreme in Marokko oder auch Italien haben einen Ernteeinbruch verursacht, dieser treibt die Preise für Obst und Gemüse hoch.
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Wie werden sich die Preise für Obst und Gemüse weiterentwickeln?
Wakow sieht zuversichtlich in die Zukunft. „Ich gehe davon aus, dass sich die Preise bei Gemüse wieder entspannen. Wir bekommen auch ab Mai aus unseren deutschen Treibhäusern Tomaten und Gurken. In Italien und Spanien wird auch mehrmals pro Jahr angebaut.“
Allerdings der Verbraucherschützer warnt auch: „Wir werden nicht mehr auf die alten Preise zurückkommen!“ Nach wie vor sind die Energiepreise sehr hoch. „Der Nahrungsmittelanbau ist sehr energieintensiv, man denke an die Bewässerung oder den Traktor und so weiter“. Er prognostiziert, dass sich die Lage in wenigen Monaten wieder entspannen wird und Obst und Gemüse dann nicht mehr so teuer seien.
Verbraucher-Tipp: „Günstiger einkaufen kann man, wenn man auf regionale und saisonale Waren zurückgreift. Relativ günstig sind etwa Rotkohl und Weißkohl, aber auch Wintersalate“, weiß Wakow.