27. Juli 2023, 14:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wärmepumpen stehen aktuell hoch im Kurs, im Neubau ist die Heizalternative bereits Standard. Dabei gibt es verschiedene Typen der Systeme. Eine davon leidet allerdings unter der aktuell herrschenden Trockenheit.
Ursprünglich sollten Wärmepumpen einen bedeutenden Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten. Allerdings könnten sich zukünftig Schwierigkeiten bei den Heizalternativen ergeben, insbesondere bei den sogenannten Wasser-Wasser-Wärmepumpen. Diese nutzen die Wärme aus dem Grundwasser, um das angeschlossene Gebäude zu heizen. Aufgrund der zunehmenden Trocken- und Dürreperioden kann es allerdings dazu kommen, dass der Grundwasserspiegel sinkt, was es für die Geräte möglicherweise schwieriger macht, die benötigte Wärmequelle anzuzapfen.
Sinkender Grundwasserpegel führt zu Problemen bei Wärmepumpen
Die zunehmende Trockenheit in Deutschland, die auf den Klimawandel zurückzuführen ist, macht nicht nur der Umwelt zu schaffen. Auch das Trinkwasser wird stärker belastet, wie die Goethe-Universität in Frankfurt am Main bereits im Sommer 2022 warnte. Aber auch auf andere Bereiche wirkt sich der sinkende Grundwasserspiegel aus, etwa auf Heiztechnologien wie die Wasser-Wasser-Wärmepumpe. „Grundwasserwärmepumpen sind besonders effizient, aber eine Nische, da immer Grundwasser in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen muss“, erklärt Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V. auf myHOMEBOOK-Anfrage. „Das ist nicht überall in Deutschland gegeben.“
Kürzlich wurde in der ARD-Sendung „Report München“ ein solcher Fall vorgestellt. Es handelte sich um eine Wärmepumpe von Michael Mönner aus München, der selbst Heizungsinstallateur ist. Vor 15 Jahren ließ er ein 15 Meter tiefes Loch bohren, um seine Wasser-Wasser-Wärmepumpe zu installieren. Damals war das ausreichend, um die Wärme aus dem Grundwasser zu nutzen. Doch nun berichtet der Betroffene, dass vom Grundwasser praktisch nichts mehr vorhanden ist.
Es fehlt an Aufklärung
Dass der Grundwasserpegel im Lauf der vergangenen Jahre immer weiter gesunken ist, ist keine Neuheit. „Die als Wärmequelle errichteten Brunnen müssen so ausgelegt sein, dass sie abhängig von der erforderlichen Energiemenge auch die entsprechende Wassermenge fördern können“, erklärt Weinhold. Allerdings fließt dieser Hintergrund oft nicht in die Planung mit ein, wenn eine entsprechende Wärmepumpe installiert wird, die mit diesem Wasser arbeitet, wie „Report München“ bemängelt. „Wer eine Grundwasserwärmepumpe einbauen möchte, kommt oft nur sehr schwer an offizielle Informationen darüber, ob die Pumpe auch in einigen Jahren noch funktioniert“, heißt es in dem Bericht. Weinhold ergänzt, dass der Grundwasserspiegel saisonalen Schwankungen unterliegt.
Für die Bewertung der Anträge seien die jeweiligen Wasserwirtschaftsämter zuständig. Diesen mangelt es allerdings an den nötigen Daten, oder diese seien unzureichend. Auch das Bundeswirtschaftsministerium wurde dazu angefragt, verwies allerdings auf die „Verantwortung des jeweiligen Planers“. Dieser müsse abschätzen, inwieweit eine Absenkung des Grundwassers zu erwarten sei. Allerdings fehlen auch hier verlässliche Daten.
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Betroffener reaktiviert seine Gasheizung
Aufgrund der Grundwasser-Situation hat Mönner seine Wärmepumpe wieder abgebaut. Der Einbau hatte den Installateur ursprünglich rund 20.000 Euro gekostet. Vorübergehend hat er nun seine alte Gasheizung wieder in Betrieb genommen. Eine neue Wärmepumpe steht schon bereit, allerdings funktioniert das neue Modell nicht mithilfe von Grundwasser, sondern nutzt stattdessen Umgebungsluft zur Beheizung.
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Was sagt die Expertin?
„In Einzelfällen kann es dazu kommen, dass der Klimawandel zu einer derart starken Absenkung des Grundwasserspiegels führt, die nicht mehr im Toleranzbereich liegt, sodass die Brunnen trockenfallen“, erklärt Wärmepumpen-Expertin Weinhold. Bei der Planung des Brunnens sollte man die Folgen des Klimawandels einbeziehen und von stärkeren Schwankungen ausgehen. Zudem rät die Expertin, kritisch zu prüfen, ob „Qualität und Ergiebigkeit des Grundwassers“ für eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe geeignet sei.
Betreiber von Wasser-Wasser-Wärmepumpen sollen sich der Expertin zufolge zudem an ihren Brunnenbauer wenden. „Bestehende Brunnen können gegebenenfalls ausgebaut werden, abhängig von der hydrogeologischen Situation vor Ort.“ Alternativ empfiehlt Weinhold den Wechsel zu geschlossenen Systemen oder Luft-Wasser-Wärmepumpen.
Verbraucher benötigen Sicherheit für die Planung
„Der Klimawandel wirkt sich auf viele Bereiche unserer Umwelt aus, so auch auf den Grundwasserspiegel. Die Folgen sind noch nicht umfassend abzusehen, zeigen sich aber in Fällen wie diesen. Hier braucht es verlässliche Messwerte, damit man auch moderne Technologien wie die Wasser-Wasser-Wärmepumpe betreiben kann. Wer dieses System zum Heizen verwendet, braucht auch die Sicherheit zu wissen, dass er es auch in Zukunft verwenden kann.“