26. Mai 2021, 12:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auf den Baustellen werden die Rohstoffe und Materialien knapp. Das hat wiederum Auswirkungen auf das Handwerk, sodass Aufträge teils nicht mehr eingehalten werden können. Der Handwerks-Verband warnt jetzt schon vor den Folgen.
Holz, Stahl, Beton – aufgrund der Corona-Pandemie mangelt es auf vielen Baustellen und in vielen Betrieben an den nötigen Materialien. Größere Firmen greifen bereits auf Lagerbestände zurück, aber kleinere Handwerksbetriebe sind aktuell besonders betroffen. Die Corona-Pandemie wirkt sich mittelfristig auch auf die Preisentwicklung bei Handwerkern aus, wie der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) auf myHOMEBOOK-Anfrage erklärt.
Übersicht
Welche preislichen Veränderungen gibt es wegen Corona bei Handwerkern?
Der ZDH spricht von „massiven Marktverwerfungen“ im Bereich der Rohstoffe und Vorprodukte, was dazu führt, dass immer mehr Handwerksbetriebe ihre Angebote nicht mehr längerfristig und zuverlässig kalkulieren können. Das führt auch teilweise dazu, dass sie bereits bestehende Aufträge nicht mehr wirtschaftlich erfüllen können. Die Folge: Preissteigerungen und Kurzarbeit. „Preissteigerungen in einzelnen Materialsektoren gab es auch in der Vergangenheit, aber noch nie in dieser Breite der betroffenen Materialien und Produkte“, so der ZDH. „Die Knappheit zieht sich aktuell durch alle Bereiche – das geht von Holz über Metall bis hin zu Kunststoffprodukten.“
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In welchen Bereichen werden Handwerker teurer?
Für die Betriebe ist es laut dem ZDH schwer, von bereits vereinbarten Festpreisen für Material in bestehenden Verträgen wieder abzukommen. In der Konsequenz bleiben sie auf den Mehrkosten beim Einkauf von Material sitzen. Angesichts der extrem volatilen Entwicklung können Betriebe ihren Kunden für Neuaufträge fast nur noch Tagespreise offerieren. Langfristige Vertragsbindungen werden dadurch erschwert. „Gerade bei Neuinstallationen, Renovierungen oder Instandsetzungen sind wegen der Marktverwerfungen Teuerungen nicht auszuschließen“, erklärt der Handwerks-Verband.
Was bedeutet das für die Auftraggeber?
„Auftraggeber müssen derzeit auf jeden Fall verlängerte Lieferzeiten einkalkulieren und zum Teil auch Teuerungen in Kauf nehmen“, appelliert der Verband. „Und zwar nicht, weil ein Betrieb plötzlich seinen Gewinn maximieren will, sondern weil es für ihn derzeit keinen anderen Weg gibt, die Preissteigerungen durch Preisanpassungen zu kompensieren.“ Für bestehende Verträge können sich die Vertragspartner möglicherweise auf eine Nachverhandlung verständigen.
Welche Gewerke trifft es besonders?
„Die aktuelle Problemlage beschränkt sich nicht auf den Rohstoff Holz“, erklärt der ZDH. Es betrifft unter anderem auch Stahl, Kupfer und weitere Metalle, Kies, Sand und Gips, Kunststoffe für Isolatoren, Dämmstoffe, Rohrleitungen und Farben, Ventile, Heizkörper und Armaturen bis hin zu Chips für Bewegungsmelder.
Diese Knappheit trifft nicht nur Bau- und Ausbauhandwerke, die die Pandemie bislang vergleichsweise gut überstanden haben, sondern mitunter auch die Metallhandwerke. Auch Zulieferer für die Automobilindustrie sowie das Elektrohandwerk mit einer Knappheit bei Kabeln, Chips oder aus Kunststoffen gefertigten Schaltern trifft die aktuelle Dynamik. Dem Malerhandwerk fehlen Styropor-Dämmstoffe genauso wie mineralische Dämmstoffe, die zum Teil aus Holz und Steinwolle hergestellt werden. „Die Problemlagen beeinträchtigen zudem auch dem Handwerk vorgelagerte Wertschöpfungsketten in entsprechenden Hersteller- und Handelsbereichen“, erklärt der Verband.
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Ist eine Entspannung der Lage in Sicht?
„Auf längere Sicht hin ist davon auszugehen, dass sich der Markt zwar wieder beruhigen wird“, prognostiziert der ZDH. Allerdings besteht Gefahr, dass sich das aktuell gestiegene Preisniveau für Baumaterialien nach einem Rückgang in manchen Bereichen auf einem höheren Niveau stabilisiert.