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Das ist Deutschlands Haus des Jahres 2023

Strohballenhaus
Das Strohballenhaus fügt sich perfekt in den Ort ein Foto: Brigida Gonzales
Katharina Regenthal
Redakteurin

13. Oktober 2023, 15:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Das Haus des Jahres 2023 ist gewählt ­– es steht in Pfaffenhofen in Baden-Württemberg. Warum ausgerechnet dieses Haus zum Sieger gekürt wurde und welche Besonderheiten es hat.

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Die deutsche Architekturbranche schaut gerade nach Pfaffenhofen, einem 2500-Seelen-Dorf, das zwischen Stuttgart und Heidelberg liegt. Denn dort steht das Haus des Jahres 2023. Das sogenannte Strohballenhaus, ein mit Stroh gedämmtes Holzhaus, konnte sich gegen mehr als 130 Einsendungen durchsetzen und wurde vom Callwey Verlag zum Sieger gekürt. Entworfen wurde es von dem Architekturbüro Atelier Kaiser Shen aus Stuttgart. Ziel war es, dass sich das Haus auch optisch in das kleine Dorf integriert.

So sieht das Haus des Jahres 2023 aus

Schon von außen fällt das Haus des Jahres 2023 auf – denn ein Teil des Gebäudes steht auf Stelzen. Die Fassade ist zudem komplett mit Holz verkleidet und im Dach befinden sich nur wenige Fenster. Warum das Haus genau so aussieht, wie es eben aussieht, liegt an den verwendeten Materialien.

Strohballenhaus
Damit Holz und Stroh vor Feuchtigkeit geschützt werden, wurde das Haus um eine Etage erhöht Foto: Brigida Gonzales

Vorwiegend Holz und Stroh wurden verwendet – um diese vor Feuchtigkeit zu schützen und zugleich aufwendige und unökologische Abdichtungen zu vermeiden, wurde das Haus um eine Etage erhöht. Im Erdgeschoss steht es deshalb auf einem Betonkreuz und vier Eckstützen. Treppen führen in das Obergeschoss. Um nicht zu sehr hervorzustechen, wurde darauf geachtet, dass die Dachform mit denen der Nachbarschaft einhergeht.

Strohballenhaus
Die breite Fensterfront bringt Licht ins Obergeschoss Foto: Brigida Gonzales

Strohballen, Lehm, Holz

Wie bereits erwähnt, wurden teils eher ungewöhnliche Materialien wie etwa Stroh verwendet. Grund dafür war die Idee, das Haus in alter Bauweise mit Strohdämmung und Lehmputz errichten zu wollen. Im Interview mit „German Architects“ erklären die Architekten von Atelier Kaiser Shen, Florian Kaiser und Guobin Shen, warum Strohballen und Lehmputz so sinnvoll sind. Die Praktik sei bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannt und wieder im Kommen. Stroh sei nachwachsend und somit klima- und ressourcenschonender.

Um die Strohballen tatsächlich als Baumaterial verwenden zu können, wurden sie in eine Holzkonstruktion gepresst, mit einer Heckenschere abgeschnitten und dann von innen mit Lehm verputzt. Dabei wurden alle Fassaden, also auch Dach und Bodenplatte, mit dieser Strohballenbauweise gebaut.

Strohballenhaus
Für alle Fassaden, einschließlich Dach und Bodenplatte, wurden Strohballen verwendet Foto: Patrick Schneider

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Nachhaltige und klimafreundliche Bauweise

Die Strohballen sind nicht nur nachhaltig, sondern auch besonders klimafreundlich. Gegenüber „German Architects“ erklären die Architekten, dass im Vergleich zu einem konventionellen Neubau gleicher Größe aus Beton oder Ziegel, mit klassischer Dämmung, 95 Prozent an CO2 eingespart werden konnten. Bei Stroh handle es sich zudem um ein nachwachsendes Dämmmaterial, welches schnell, günstig und regional verfügbar sei.

Aber nicht nur die Bauweise und die verwendeten Materialien sind nachhaltig. Das Haus des Jahres 2023 ist zudem mit einer Wärmepumpe ausgestattet, die sowohl heizt, als auch kühlt. Zudem gibt es Solarzellen auf dem Dach. Sie sollen im Jahr bis zu 30.000 kWh Strom produzieren, deutlich mehr als der prognostizierte Verbrauch von etwa 6000 kWh.

Strohballenhaus
Hinter der Tür verbirgt sich das Badezimmer Foto: Brigida Gonzales

Besonderes Innenleben

Das Haus des Jahres 2023 ist in vielerlei Hinsicht besonders. Unter anderem handelt es sich nicht um ein Einfamilienhaus – so wie es eigentlich im Wettbewerb gesucht wird. Aber es ist auch nicht einfach nur ein Mehrfamilienhaus, sondern könnte auch als Doppelhaushälfte genutzt werden. Das Gebäude ist so konstruiert, dass die Doppelhaushälften aber wiederum geschossweise teilbar sind und somit auch einzeln nutzbar wären. Die Idee: Die Wohnfläche kann je nach Bedarf und Bedürfnissen individuell und ohne bauliche Eingriffe angepasst werden – etwa, wenn die Kinder aus dem Haus sind oder Nachwuchs ansteht.

Die Wohnräume selbst sind alle nahezu identisch – sowohl in Größe, Form und Funktion. Jeder Raum, bis auf das Bad, könnte als Küche, Schlaf-, Wohn- oder Esszimmer verwendet werden.

Strohballenhaus
Die Räume sind nahezu identisch und können so flexibel genutzt werden Foto: Brigida Gonzales
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Ästhetisch ansprechend trotz guter Öko-Bilanz

Bereits seit 2011 zeichnet der Callwey Verlag die „Häuser des Jahres“ aus. So auch in diesem Jahr. Das Strohballenhaus des Architekturbüros Atelier Kaiser Shen, von den Architekten „Haus Hoinka“ genannt, holte sich dabei den ersten Platz. Gekürt wurde es allerdings unter dem Namen „Das Musterhaus“. Das hat gleich mehrere Gründe – unter anderem, dass zunächst noch der bewohnte Zustand getestet wird, um etwa die tatsächlichen Verbrauchswerte zu ermitteln.

Außerdem wird es auch als Musterhaus für alte Bautechniken gesehen. In der Laudatio wurde vor allem hervorgehoben, dass das Haus mit einer nahezu perfekten CO2-Bilanz zusätzlich auch noch ästhetisch ansprechend sei, was sonst wohl eher selten der Fall wäre.

myHOMEBOOK-Redakteurin Katharina Regenthal

Katharina von myHOMEBOOK meint:

„Das Strohballenhaus ist in vielerlei Hinsicht innovativ: Es ist nachhaltig, was die Materialien und die Bauweise betrifft – aber auch bei der Nutzung. Dank der flexiblen Raumgestaltung kann man individuell an die jeweilige Lebensphase auch die Wohnflächen anpassen. Würde so auch in Zukunft gebaut, wären die Zeiten von übergroßen Häusern, in denen am Ende meist nur noch einzelne Bewohner leben, vorbei.“myHOMEBOOK-Redakteurin Katharina Regenthal
Themen Nachhaltig leben
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