13. Juni 2022, 15:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Traum vom Eigenheim bleibt leider für einen Großteil unerfüllt, wie myHOMEBOOK in einer repräsentativen Umfrage erfahren hat. Neben horrenden Kosten für Grundstücke kommt es als Coronanachwirkung auch zu Lieferengpässen von Bauteilen. Und das wirkt sich auf die Baulaune der Deutschen aus.
Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist mehr als angespannt. Auf eine zu kleine und zu teure Wohnung in schlechter Lage kommen je nach Region über 100 Bewerber. Ob man nun eine zu hohe Miete zahlt oder einen Kredit für das eigene Haus abbezahlt, macht oft keinen großen Unterschied mehr. Der Traum von den eigenen vier Wänden wird größer – aber ist er auch realistisch? Schließlich explodieren aktuell auch die Baukosten. In einer repräsentativen Umfrage hat myHOMEBOOK untersucht, wie wichtig den Deutschen der Hausbau ist.
Fast die Hälfte der Deutschen hält Hausbau momentan für nicht finanzierbar
An der repräsentativen Umfrage, die myHOMEBOOK in Auftrag gegeben hat, nahmen mehr als 1000 Personen in Deutschland zwischen 18 und 69 Jahren teil. Dabei wurde abgefragt, ob der Wunsch nach einem Eigenheim besteht und welchen Einfluss die momentane finanzielle Situation in Krisenzeiten darauf hat. Die Ergebnisse im Überblick:
Planen Sie den Bau eines Eigenheims? | Total in % | 18 bis 29 | 30 bis 49 | 50 bis 69 |
Basis | 1032 | 191 | 422 | 419 |
Ja, ich habe vor ein Haus zu bauen und könnte es mir voraussichtlich auch leisten. | 9,4 | 16,8 | 12,3 | 3,1 |
Ja, ich würde gerne ein Haus bauen, aber traue es mir finanziell nicht zu. | 14,3 | 29,3 | 16,6 | 5,3 |
Nein, ich würde kein Haus bauen, weil ich es aufgrund der hohen Kosten nicht für finanzierbar halte. | 31,5 | 28,3 | 33,6 | 30,8 |
Nein, ich würde aus anderen Gründen kein Haus bauen. | 44,8 | 25,7 | 37,4 | 60,9 |
Besondere Beachtung finden dabei die Personen, die aufgrund der momentanen finanziellen Situation nicht bauen können oder wollen. So geht es 45,8 Prozent der Deutschen – also fast der Hälfte der Bevölkerung. Von dieser Personengruppe würden zwar 14,3 Prozent gerne ein eigenes Haus bauen, 31,5 Prozent hingegen denken aufgrund der Kosten gar nicht erst darüber nach. Vor allem Personen im Alter von 18 bis 29 Jahren hegen dabei den Wunsch nach einem Eigenheim. Weniger Interesse an den eigenen vier Wänden haben mit 60,9 Prozent Menschen zwischen 50 und 69 Jahren.
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Warum trauen es sich momentan so viele finanziell nicht zu, ein Haus zu bauen?
Alles wird immer teurer – auch auf den Baustellen. Leider ist das ein Trend, der sich in letzter Zeit immer weiter fortgesetzt hat. „Die Baukosten steigen für private Bauherren in ganz Deutschland – sowohl auf dem Land als auch in der Stadt – immer weiter an“, bestätigt Erik Stange vom Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB) auf Anfrage von myHOMEBOOK. „Viele private Bauherren finanzieren an der persönlichen Belastungsgrenze. Das geht mit hohen finanziellen Risiken einher, da im Falle von Unwägbarkeiten kaum Geld nachgeschoben werden kann.“
Woran liegt es konkret? Stange erklärt: „Neben den seit Jahren gestiegenen Grundstückspreisen belasten private Bauherren aktuell vor allem die hohen Baukosten, die häufig auf Materialengpässe zurückzuführen sind. Hier sind Lieferschwierigkeiten und Preissteigerungen in nahezu allen Gewerken zu beobachten.“ Aber damit nicht genug: „Hinzu kommt der zuletzt massiv gestiegene Bauzins. Seit Anfang des Jahres ist dieser um ca. zwei Prozent gestiegen“, führt Stange weiter aus. Dabei handelt es sich um Kostenpunkte, die künftige Bauherren einkalkulieren müssten. Bei einer Finanzierung über 10 oder 20 Jahre bewegt man sich laut Stange bei Kosten, mit denen man sich einen Mittelklasse-Neuwagen leisten könnte – und das betrifft nur die zusätzlichen Zinsen.
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Gibt es Förderungsmöglichkeiten?
Viele Förderprogramme für Bauherren sind in Vergangenheit weggefallen, erklärt Stange. Dabei geht es mitunter um das Baukindergeld sowie die Programme KfW 55 und 40. Da private Bauherren für die wohnpolitischen Ziele der Bundesregierung eine entscheidende Rolle einnehmen, müsse nun laut dem BSB schnell für Entlastung gesorgt werden. Mögliche Direktförderungen wären etwa ein „Bauklimageld“ oder das bereits in Aussicht gestellte Absenken der Grunderwerbsteuer.
Neben den vielen weggefallenen Förderprogrammen sind die Hilfen für Bauherren in anderen Bereichen gewachsen – allerdings wissen viele nichts davon. Seit Januar 2018 gibt es das neue Bauvertragsrecht. Mit dieser Reform wurden zahlreiche Gesetze im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) angepasst. Dieses Recht regelt etwa Verzögerungen im Bau oder was in einem Insolvenzfall der Baufirma passiert. Solche Ereignisse führen unweigerlich zu höheren und unkalkulierbaren Kosten. Auch wenn es keine Förderung in direktem Sinne ist, so haben zukünftige Bauherren die Chance, sich etwas besser abzusichern.
Tipp: Um den Bauherren dieses Recht zu vereinfachen, hat der Verband Privater Bauherren e.V. eine Broschüre veröffentlicht, die die geltenden Regelungen und Gesetze zusammenfasst.