18. Januar 2024, 17:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
2023 gab es noch viel Unsicherheit auf dem Immobilienmarkt. Wird es 2024 besser? Wie entwickeln sich die Preise? myHOMEBOOK-Redaktionsleiter Felix Mildner hat mit dem Immobilienexperten und Makler Christopher Hnida gesprochen und ihn nach seiner Prognose gefragt.
myHOMEBOOK: Geht es mit den Immobilienpreisen 2024 eher nach oben oder nach unten?
Christopher Hnida: „Ich halte es nicht für absehbar, dass sich die Preise für Immobilien 2024 nach unten entwickeln. Eher im Gegenteil: Es ist zu sehen, dass diese Unsicherheit, die es aufgrund der veränderten Zinssituation 2023 gab und die ganz massiv die erste Jahreshälfte prägte, eher abnimmt. Die Leute haben sich an dieses Zinsniveau gewöhnt, der Markt hat sich in einem gewissen Maße angepasst.“
Inwiefern?
„Die Preise haben sich etwas nach unten entwickelt. Zudem wissen die Eigentümer jetzt, dass sie verhandlungsbereiter sein müssen, wenn sie tatsächlich verkaufen wollen. Es finden wieder mehr Aktivitäten statt, mehr Transaktionen, die Volumen werden höher. Insofern gehe ich von einer positiven bis seitwärts sich entwickelnden Prognose für 2024 aus, was die Preise für Immobilien angeht. Ich denke, dass das relativ stabil bleibt auf dem Level, auf dem wir jetzt sind.“
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»Bauen ist teuer – und das wird wohl auch dieses Jahr so bleiben
Wir haben jetzt über die Kaufpreise gesprochen. Wie sind die Entwicklungen beim Hausbau?
„Hier ist die Nachfrage im vergangenen Jahr etwas gesunken, auch aufgrund der Zinsentwicklung und der damit verbundenen Unsicherheit. Es kann sein, dass sich das auch noch in dieses Jahr überträgt. Ich glaube eher nicht daran, weil der Markt wieder aktiver wird. Und ich gehe auch nicht davon aus, dass sich die Baupreise in diesem Jahr stark verändern. Es ist relativ teuer zu bauen – und das wird aller Voraussicht nach auch dieses Jahr so bleiben.“
Letztlich wirken sich die Immobilienpreise auch indirekt auf die Mietpreise aus. Was ist hier 2024 zu erwarten?
„Der Mietmarkt hat im vergangenen Jahr von der Entwicklung und Zurückhaltung bei den Kaufimmobilien extrem profitiert. Menschen, die theoretisch gekauft hätten, haben sich ganz bewusst eher für die Miete entschieden, da sie unsicher waren, ob jetzt der Kauf tatsächlich die richtige Option ist. Erstmalig seit vielen Jahren bedeutete das Mieten wieder das Gleiche an Monatsbelastung – wenn nicht sogar weniger – wie ein Kauf. Und das hat ganz klar dazu geführt, dass der Mietmarkt gestärkt wurde.“
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Wie wirkt sich das aus?
„Die ohnehin schon sehr hohe Nachfrage ist noch mal massiv gestiegen. Dieses Phänomen ist dann jetzt eher abebbend, da wieder mehr Aktivität bei den Käufen stattfindet. Und dennoch ist es so, dass gerade die Metropolregionen, die wir in Deutschland haben, heiße Märkte bleiben und die Nachfrage nach Wohnimmobilien unverändert hoch ist. Da wird es 2024 keine signifikante Änderung geben. Es wird weiterhin schwierig sein, eine schöne Mietwohnung in Berlin, Hamburg oder München zu finden.“
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»Die Zeit des Abwartens und Beobachtens ist vorbei
Was kann man Menschen raten, die 2024 ein Kaufinteresse an Immobilien haben?
„Ich denke, dass die Zeit des Abwartens und Beobachtens vorbei ist. Und die Zahlen sprechen auch dafür, was die Transaktionen angeht. Ich würde raten, sich jetzt umzuschauen und – wenn es die richtige Immobilie ist – dann wirklich auch zuzuschlagen. Man kann sich jetzt auch zunutze machen, dass Verkäufer meist verhandlungsbereiter sind, als es die letzten Jahre der Fall war. Insofern hat man als Käufer einer Immobilie jetzt eine eher gestärkte Position. Aber grundsätzlich ist es jetzt der Zeitpunkt, aktiv zu werden, sich zu kümmern und nicht weiter abzuwarten.“
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Was müsste denn politisch passieren, damit sich die Lage auf dem Immobilienmarkt verbessert?
„Leider ist die Eigentumsquote in Deutschland mit etwa 43 Prozent laut dem Statistischem Bundesamt immer noch weit unter dem europäischen Durchschnitt von 69 Prozent. In Berlin haben sogar nur 15 Prozent der Menschen Wohneigentum. Gerade in Anbetracht des maroden Rentensystems sollte das Alarmsignal genug sein, um endlich politisch dafür zu sorgen, dass sich mehr Menschen den Wunsch vom Eigenheim erfüllen können. Möglichkeiten gibt es viele. Eine Reduzierung oder das Aussetzen der Grunderwerbsteuer für junge Familien, weitere Förderprogramme der KfW oder auch Zuschüsse zu Sparmodellen wären sinnvolle und wünschenswerte Maßnahmen. In Anbetracht der politischen Prioritäten und der schwierigen Haushaltslage sind solche Maßnahmen im kommenden Jahr aber nicht zu erwarten.“
Christopher Hnida schreibt regelmäßig für myHOMEBOOK über die Themen Immobilienkauf, -verkauf und -finanzierung.