5. April 2023, 13:22 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mindestens 30 Jahre alt muss die Kartoffel des Jahres sein, damit sie lizenzfrei angebaut werden darf. Für 2023 wurde der „Angeliter Tannenzapfen“ gekürt – und zwar aus einem bestimmten Grund.
Hörnchenartige Form, festkochend und mit hellem Fruchtfleisch – die Kartoffel des Jahres ist der „Angeliter Tannenzapfen“. Dies gab der Arbeitskreis Kartoffel des Jahres bei der Pflanzung im Freilichtmuseum am Kiekeberg bekannt. Die Sorte ist eine alte regionale Spezialität aus Schleswig-Holstein. Die ehemalige niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn lüftete das Geheimnis.
Was macht die Kartoffel des Jahres 2023 so besonders?
„’Angeliter Tannenzapfen‘ sind eine Kartoffelrarität. Sie haben einen Ehrenplatz bei Kartoffel-Liebhabern“, sagte Wilfried Stegmann, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft. Die Kartoffel des Jahres 2023 ist festkochend, hat längliche, fingerförmige Knollen und helles Fruchtfleisch. Der Name leitet sich ab aus ihrer Herkunftsregion Angeln in Schleswig-Holstein und ihrer hörnchenartigen Form mit Kerben. Die Rarität zählt zu den gefährdeten Kulturpflanzen, die im Handel nur noch selten angeboten werden.
„Die Kartoffel ist grundsätzlich tendenziell leicht rückläufig, das ist mit ein Grund, warum wir auf die Vielfalt aufmerksam machen wollen“, sagte Stegmann. 45 Prozent aller Kartoffelflächen in Deutschland befinden sich in Niedersachsen.
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Der „Angeliter Tannenzapfen“ hat eine lange Geschichte
Der Verein SlowFood fand heraus, dass die Kartoffel des Jahres 2023 in der Region zwischen Schlei und Flensburger Bucht schon Anfang des 19. Jahrhunderts als „Tannenzapfel-Kartoffel“ erwähnt wurde. Später nannte man sie auch „weiße Spargelkartoffel“. Obwohl ihr Anbau zu Beginn des Zweiten Weltkrieges verboten war, hätten sie Bauern für den eigenen Genuss im Geheimen weiter angebaut.
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„Wir suchen Sorten aus, die mindestens 30 Jahre alt sind und damit lizenzfrei angebaut werden dürfen“, sagte Stegmann vom Arbeitskreis Kartoffel des Jahres. Dem Arbeitskreis gehören zwölf Organisationen, Vereine und Unternehmen an, die sich für den Erhalt der Sortenvielfalt engagieren. Verbraucher kennen aus dem Handel oft nur ein schmales Sortiment von höchstens zehn Sorten. Dabei gibt es rund 150 in Deutschland zugelassene Speisekartoffelsorten. Dazu kommen noch etwa 150 Sorten, die in einem anderen EU-Land eingetragen sind und auch in Deutschland angebaut werden. Weltweit gibt es über 2000 zugelassene Kartoffelsorten, hieß es beim Arbeitskreis.
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Wie die Kartoffel nach Europa kam
Im 16. Jahrhundert kam die Knolle mit spanischen Kolonialherren nach Europa. Zunächst pflanzten königliche Gärtner sie wegen ihrer hübschen Blüten als Zierde. Bereits 1720 begannen Winsener Bauern mit dem Anbau von Saatkartoffeln, fand das Kiekeberg-Museum heraus.
Als Nahrungsmittel setzte sich das Gemüse erst unter König Friedrich II. von Preußen (regierte 1740 bis 1786) durch. „Die Menschen waren skeptisch, aber er ließ die Anbauflächen von Soldaten bewachen und hat so ihr Interesse geweckt“, erzählte Museumsdirektor Stefan Zimmermann in Rosengarten im Landkreis Harburg.
mit Material der dpa