8. Juni 2020, 14:50 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Einbrüche in Wohnungen und Häuser kommen in Deutschland immer wieder vor. Wie die Kriminalstatistik 2019 zeigt, sinkt die Zahl jedoch im Vergleich zu den letzten Jahren stetig und verzeichnet sogar einen historischen Tiefstand. myHOMEBOOK hat sich bei einer Expertin nach möglichen Gründen erkundigt.
Das Risiko, Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden, ist gesunken. Das ist das Ergebnis der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), die jedes Jahr veröffentlicht wird. Die Zahlen, die Ende Mai 2020 bekannt gegeben wurden, spiegeln die Fälle des vergangenen Jahres in Deutschland wider – dazu zählen auch die Einbrüche. Mit etwas zeitlichem Abstand lassen sich die Werte interpretieren und dadurch Rückschlüsse auf die Sicherheit in den eigenen vier Wänden ziehen.
Kriminalstatistik 2019 – weniger Einbrüche verzeichnet
Im Jahr 2019 verzeichnete die Polizei in Deutschland 87.145 Einbrüche in Deutschland, wovon 15.186 Fälle aufgeklärt wurden. Auch wenn die Einbruchszahl zunächst hoch erscheint, ist sie tatsächlich auf einem sehr niedrigen Niveau. Im Jahr 2018 verzeichnete die Polizei bundesweit noch 97.504 Wohnungseinbrüche.
Vergleicht man die Anzahl der Einbrüche vom letzten Jahr mit denen von 2015 (167.136 Fälle), ergibt sich dabei ein Rückgang um fast die Hälfte. 1999 waren es in Deutschland noch 149.044 Einbrüche in Wohnungen. Damit weist die aktuelle Statistik einen historischen Tiefstand aus – den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung.
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Regionale Unterschiede bei Einbrüchen in Deutschland
Auch wenn die Gesamtzahl der Einbrüche gesunken ist, gibt es einige Unterschiede im Vergleich der einzelnen Bundesländer. Demnach gelten Städte wie Bayern beispielsweise als besonders sicher. Augsburg verzeichnete – gemessen an der Einwohnerzahl – den geringsten Wert mit lediglich 26 Delikten pro 100.000 Einwohnern. Danach folgen zwei weitere Städte aus dem Freistatt, nämlich Erlangen und Ingolstadt. Die unsichersten Städte in Deutschland – bezogen auf die Zahl der Einbrüche – sind laut PKS vor allem norddeutsche Städte wie Hamburg, Saarbrücken, Bremerhaven, Bonn sowie Bremen. Hier zeichnet sich bereits ein deutliches Nord-Süd-Gefälle ab.
Einbrüche in Deutschland 2019 nach Bundesländern
Bundesland | Einbrüche | Einbrüche je 100.000 Einwohner |
---|---|---|
Baden-Württemberg | 6.418 | 58 |
Bayern | 4.342 | 33 |
Berlin | 7.965 | 219 |
Brandenburg | 2.654 | 106 |
Bremen | 1.861 | 272 |
Hamburg | 4.313 | 234 |
Hessen | 6.768 | 108 |
Mecklenburg-Vorpommern | 887 | 55 |
Niedersachsen | 9.456 | 118 |
Nordrhein-Westfalen | 26.857 | 150 |
Rheinland-Pfalz | 3.248 | 80 |
Saarland | 1.480 | 149 |
Sachsen | 3.040 | 75 |
Sachsen-Anhalt | 2.383 | 108 |
Schleswig-Holstein | 4.476 | 155 |
Thüringen | 997 | 47 |
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Wieso sinkt die Zahl der Einbrüche weiter?
Auf Anfrage von myHOMEBOOK sieht Carolin Hackemack vom Netzwerk Zuhause sicher e. V. einige mögliche Gründe, warum die gemeldeten Einbrüche in Deutschland sinken. Tiefergehende Studien gebe es zum Zeitpunkt dazu noch nicht. Eine Rolle spiele jedoch eine Änderung im Strafgesetzbuch, nachdem seit 2017 Einbruchdiebstahl kein Vergehen mehr ist, sondern grundsätzlich als Verbrechen gilt. Damit stünden der Polizei „zusätzliche Ermittlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die die Fahndung nach Einbrechern erleichtern“, erklärt Hackemack.
Aber auch Präventionsmaßnahmen zeigen Wirkung. „Mieter und Eigentümer haben ihr Zuhause mit Sicherheitstechnik – im besten Fall gemäß der polizeilichen Empfehlungspraxis – abgesichert, sodass über 45 Prozent der Einbrüche im Versuch stecken blieben“, ergänzt die Sicherheitsexpertin. Ein Einbruch lohne sich damit immer weniger. Nichtsdestotrotz werde immer noch alle sechs Minuten eingebrochen.
Einbrüche in Deutschland – gibt es schon Tendenzen für 2020?
„Durch die Coronapandemie ergibt sich ein Ausnahmezustand, der sich auch bei den Einbruchzahlen zeigt. Diese sind in der Zeit des Lockdowns gegen Null gegangen“, führt die Expertin gegenüber myHOMEBOOK aus. Damit wird laut Hackemack die polizeiliche Erfahrung belegt, dass Einbrecher zur Tat schreiten, wenn sie glauben, dass niemand zu Hause ist. Durch Kurzarbeit, Homeoffice, Kita- und Schulschließungen fehle es an Tatgelegenheiten: „Ein Vergleich zu den Vorjahren scheint vor dem Hintergrund der diesjährigen besonderen Ausnahmesituation zu diesem Zeitpunkt nicht aussagekräftig.“
Wie sich Einbrecher Zugang zu Wohnungen verschaffen
In der Regel versuchen Einbrecher über die gleichen Wege in Wohnungen und Häuser zu gelangen. Dazu zählen:
- ebenerdige sowie ungesicherte Fenster und Türen
- Kellertüren und -fenster sowie Lichtschächte
- Fenster im höheren Stockwerken, die beispielsweise über Bäume und Nebengebäude gut zu erreichen sind
- Wohnungstüren der obersten Etagenwohnung in Mehrfamilienhäusern
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Auch wenn die Zahl der Einbrüche in Deutschland immer weiter sinkt, kann man mit einigen Methoden die potenzielle Gefahr weiter minimieren, beispielsweise mit einer automatischen Beleuchtung oder verstärkten Fenstern und Türen. Wie man beim Einbruchschutz richtig vorgeht, erfahren Sie in diesem Artikel.
Da sich viele Kriminelle auch Zugang über die Wohnungstür verschaffen und diese gewaltsam aufbrechen, kann man die Tür mit einigen Maßnahmen zusätzlich vor Einbruch absichern. In manchen Fällen kann es außerdem effektiv sein, potenzielle Einbrecher abzuschrecken. Bei der Sendung „Die Höhle der Löwen“ wurde hierfür beispielsweise ein Produkt namens „Homeshadows“ vorgestellt, das durch eine Schattensimulation Anwesenheit vortäuschen soll.