13. November 2023, 11:30 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Zum Jahreswechsel gibt es eine Änderung bei den Müllgebühren. Diese wird auch mit einer Preiserhöhung für Verbraucher einhergehen. Was dahintersteckt und wie viel mehr bezahlt werden muss, erfahren Sie hier.
Anfallender Hausmüll wird zum Jahreswechsel teurer. Hintergrund ist eine Änderung beim Emissionshandel, der zulasten der Verbraucher ausfällt. So sollen ab 2024 auch Müllverbrennungsanlagen unter den sogenannten „Brennstoffemissionshandel“ fallen – zusätzliche Abgaben werden fällig. Denn Unternehmen müssen dabei für jede Tonne CO2, die sie produzieren, eine Gebühr entrichten. Konkret führt das laut einer Umfrage zu einer Erhöhung der lokalen Müllgebühren ab 2024. myHOMEBOOK hat beim Dachverband der Entsorgungsunternehmen nachgefragt, was es damit auf sich hat – und wie dort die Änderung aufgenommen wird.
Müllgebühren werden ab 2024 teurer
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat im September eine Umfrage unter den lokalen Entsorgungsfirmen durchgeführt. Nachgefragt wurde, ob in ihrem Gebiet die Einbeziehung der Siedlungsabfälle in den Brennstoffemissionshandel zu einer Gebührenerhöhung führen wird. Es hat zwar nur ein Fünftel der befragten Unternehmen teilgenommen, allerdings mit klarer Tendenz: 61 von 100 lokalen Entsorgern wollen die anfallenden Mehrkosten auf die Verbraucher umlegen. Das bedeutet vielerorts höhere Müllgebühren ab 2024.
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Was ist der Hintergrund?
Grundlage dafür ist eine Änderung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes (BEHG), das bereits am 16. November 2022 in Kraft getreten ist. Anpassungen bei der Müllverbrennung wurden aber erst für den 1. Januar 2024 eingeplant.
Um wie viel wird es teurer?
„Nach einer aktuellen VKU-Mitgliederbefragung wird allein das BEHG im nächsten Jahr eine Gebührenerhöhung von drei bis vier Prozent verursachen“, erklärt der VKU auf myHOMEBOOK-Anfrage. Eine vierköpfige Familie müsse mit Zusatzkosten von durchschnittlich 22,30 Euro pro Jahr rechnen.
Darum werden die Entsorger die Mehrkosten auf die Verbraucher umlegen
„Der Betreiber eines Müllheizkraftwerkes wird sich das Geld für teure CO2-Zertifikate nicht über den Energieverkauf zurückholen, um auf den Energiemärkten wettbewerbsfähig zu bleiben“, erklärt VKU-Chef Liebing. „Stattdessen wird er das Geld über höhere Entgelte auf den zu verbrennenden Müll umlegen, der angeliefert wird“. Das wird im Ergebnis zu höheren Müllgebühren für die Verbraucher ab 2024 führen.
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Was sagt der Entsorger-Verband?
Seitens des VKU wird die geplante Änderung auf myHOMEBOOK-Anfrage scharf kritisiert. Zwar unterstütze der Verband „jederzeit einen praxisgerecht ausgestalteten Klimaschutz“, lehne aber den nationalen Emissionshandel in der Siedlungsabfallwirtschaft „als unpassendes Instrument für den Klimaschutz ab.“ Stattdessen fordert der Verband eine europäische Lösung. VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing: „Diese Gebührenerhöhung durch das BEHG ist ärgerlich und überflüssig, zumal sie gar keinen Klimaschutzeffekt haben kann.“
Ein weiterer Kritikpunkt des Verbands: 87 Prozent der fossilen CO2-Emissionen bei der Müllverbrennung würden aus nicht recycelbaren Kunststoffen und Verbundverpackungen stammen. „Bezahlen aber sollen dafür allein die Bürger, die Industrie bleibt außen vor“, erklärt Liebing. „Verursachergerechtigkeit geht anders.“
Klimaschutz hat seinen Preis
„Es wird nicht weniger Müll erzeugt werden, wenn die Entsorgung aufgrund des erhöhten CO2-Preises teurer wird. Umweltverbände wie der NABU loben hingegen die Anpassung, denn sie fordern, weniger Wertstoffe zu verbrennen. Nach wie vor werden Unmengen Müll verfeuert – ohne Energie daraus zu gewinnen –, der eigentlich aufbereitet werden könnte. Aber: Der beste Müll ist der, der gar nicht erst anfällt. Und hier ist letztlich auch wiederum der Verbraucher gefragt.“