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Was macht eigentlich ein Pflanzenarzt?

Pflanzenarzt René Wadas
Der Pflanzenarzt René Wadas hilft seinen Kunden, ihre Pflanzen zu pflegen Foto: Patrice Kunte
Franka Kruse-Gering
Redakteurin

1. Februar 2023, 10:53 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Bei Halsschmerzen geht man üblicherweise zum Hals-Nasen-Ohrenarzt, bei Zahnschmerzen zum Zahnarzt. An wen wendet man sich aber, wenn es den Pflanzen nicht gut geht? Wenn sie die Blätter hängen lassen, die Blüten abwerfen oder unliebsame Gäste haben?

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Hobbygärtner investieren mitunter viel Zeit, Energie und Geld in ihre Pflanzen. Umso größer sind die Sorgen, wenn sie nicht wachsen und gedeihen wollen. In diesem Fall könnte ein Pflanzenarzt ins Spiel kommen. Doch was macht der Pflanzendoktor eigentlich genau, und wie kann er helfen? René Wadas ist Pflanzenarzt und Bestsellerautor. Er hat mit myHOMEBOOK gesprochen und erklärt, wie er vorgeht, wenn Pflanzen Hilfe brauchen.

René Wadas: »Man kann fast jede Pflanze retten

myHOMEBOOK: Was macht ein Pflanzenarzt?
„Es gibt Ärzte für Tiere, es gibt Ärzte für Menschen – und ich meine, es muss auch Ärzte für Pflanzen geben. Pflanzen sind natürlich auch Lebewesen und auch Pflanzen werden krank. Ich habe oft bemerkt, dass die Pflanze einfach auf den Kompost wandert, wenn sie irgendetwas hat. Ich bin aber der Meinung, auch eine Pflanze hat das Recht auf einen Doktor. Man kann fast jede Pflanze retten, wenn sie nicht schon tot ist.“  

Worauf legen Sie Ihren Fokus?
„Ganz wichtig ist für mich, dass man mit dem arbeitet, was die Natur zur Verfügung stellt. Mein Thema als Pflanzenarzt lautet ‚Pflanzen helfen Pflanzen‘. Was haben die Pflanzen in ihrer Evolution entwickelt, um sich gegen Schädlinge und Krankheiten oder Pilze zu wehren und wie können wir uns das zunutze machen? Ich schaue und forsche: Was funktioniert, was funktioniert nicht, was haben unsere Urgroßeltern gemacht, um ihren Garten gesund zu führen? Früher musste die ganze Familie hungern, wenn die Ernte kaputtging. Heute ist das natürlich nicht mehr so, aber früher man musste dafür sorgen, dass es den Pflanzen gut geht. Und da gab es eben keine Baumärkte.“

Wie wird man eigentlich Pflanzenarzt?
Es gibt keine Ausbildung zum Pflanzenarzt. Es handelt sich um keinen Beruf, den man theoretisch erlernen oder studieren kann. Es braucht Jahre der Praxis, um sich eine gewisse Expertise anzueignen. René Wadas ist ausgebildeter Gärtner und auch er hat rund 20 Jahre gebraucht, um sich jetzt guten Gewissens „Pflanzenarzt“ nennen zu können.

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»Manchmal bräuchte es einen Pflanzengott

Konnten Sie schon einmal nicht helfen?
„Nein, ich habe immer helfen können. Manchmal bin ich auch gerufen worden, da hätte man einen Pflanzengott gebraucht, weil die Pflanzen schon tot waren. Da kann ich natürlich nicht helfen. Aber solange noch Leben in der Pflanze ist, kann ich eigentlich immer helfen. Es kommt auch immer auf die Geduld der Besitzer an. Wenn die Pflanze dann mal vielleicht eine Zeitlang nicht so gut aussieht, wird sie eben schnell weggeschmissen – aber so eine Pflanze kann sich auch wieder erholen.“

Rene Wadas Pflanzenarzt
Pflanzenarzt René Wadas untersucht Pflanzen auch mit dem Mikroskop, um die Krankheit zu ermitteln Foto: Patrice Kunte

Woran erkenne ich, dass meine Pflanze krank ist?  
„Es ist wichtig, dass man seine Pflanzen beobachtet und dann sehe ich auch die Veränderungen. Problem Nummer eins ist, dass meine Pflanze nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt ist. Das ist der Anfang der meisten Krankheiten. Die Pflanze wird schwach und kann sich nicht wehren. Sie fängt an, die unteren Blätter abzuwerfen und lässt nur noch die jungen, oberen Blätter stehen. Die Pflanze hat einen Überlebensinstinkt und möchte ihre Art erhalten. Sie wird irgendwann auch eine Hungerblüte bilden. Dabei steckt sie die letzten Kräfte in diese Fruchtbildung, um ihre Art zu erhalten.“

„Wenn man Schädlinge bemerkt, dann sieht man oft auch klebrige Blätter, weil die Insekten überschüssigen Zucker ausscheiden. Der nächste Schritt ist, dass diese Blätter schwarz werden. Wenn man seine Pflanzen beobachtet, kann man immer sehen, wenn etwas nicht in Ordnung ist.“

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Auch auf dem Balkon kann man gärtnern

Sie bringen gerade zwei Bücher auf einmal auf den Markt: „Mit dem Pflanzenarzt durchs Gartenjahr“ und „Gesundes Gemüse anbauen“. Was erwartet die Leser?
„Ich habe gedacht, dass ich einen immerwährenden Kalender brauche. Einen Kalender mit Tipps von Tag zu Tag, den man auch nutzen kann, um eigene Erfahrungen und Ideen reinzuschreiben. Diesen kann man auch in den nächsten fünf Jahren oder noch länger nutzen. Zufällig sind beide zeitgleich fertig geworden.“

„’Gesundes Gemüse anbauen‘ soll eigentlich der Anfang sein und die Erste Hilfe für den Gemüsegärtner werden, der jetzt anfangen möchte und ein Stück Rasen im Garten umgräbt. Man kann aber auch Gemüse auf dem Balkon anbauen. Man muss auf dem Balkon ja nicht unbedingt Geranien anpflanzen, man kann zum Beispiel in den Balkonkästen Erdbeeren anbauen. Die Erdbeeren kann man das ganze Jahr ernten und nebenbei blühen sie auch noch schön, etwas für die Hummeln. Das war eigentlich die Idee dahinter. Die Leute dazu zu bekommen, dass man wieder ein bisschen was im eigenen Garten anbaut und sich selbst versorgen kann.“

Themen Gartenpflanzen Zimmerpflanzen
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