1. Dezember 2020, 14:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In einigen Gebieten Deutschlands befindet sich zu viel Radon im Boden. Dringt das krebserregende Gas in größerer Menge in Gebäude ein, wird es für Menschen zur Gefahr. Bis zum Jahresende veröffentlichen die Bundesländer daher, welche Wohnorte betroffen sind. Ab 2021 werden dann Baumaßnahmen verpflichtend, die vor Radon schützen sollen. Doch was kann man jetzt schon tun gegen das Gas?
Radon ist noch immer eine unterschätzte Gefahr, die im Boden lauert. Denn das Gas ist radioaktiv und gilt als krebserregend. Tritt Radon aus der Erde aus und gelangt in ein Gebäude, drohen schwere Gesundheitsgefahren. So warnt das Bundesumweltamt, Radon sei eine der häufigsten Ursachen für Lungenkrebs nach dem Rauchen. Erschreckende Zahlen: In Deutschland stirbt alle fünf Stunden jemand an den Folgen einer Belastung durch Radon in Innenräumen.
Eine neue und räumlich höher aufgelöste Karte des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) zeigt nun genauer, in welchen Regionen Deutschlands man vorsichtig sein sollte.
Gebiete mit hoher Radon-Belastung sollten ausgewiesen werden
Bis Jahresende weisen die Bundesländer Gebiete aus, in denen Überschreitungen des gesetzlichen Referenzwerts für Radon verstärkt zu erwarten sind. Sie tragen den etwas sperrigen Namen „Radonvorsorgegebiete“.
In diesen Gebieten gelten dann höhere Anforderungen für den Radonschutz bei Gebäuden, vor allem bei Neubauten. Bauherren werden verpflichtet, durch entsprechende Baumaßnahmen dafür zu sorgen, dass Radon nicht mehr ins Haus eindringen kann. Zudem wird eine Messpflicht an Arbeitsplätzen im Erd- und Kellergeschoss eingeführt. Mit der Ausweisung von Radonvorsorgegebieten soll auch das öffentliche Bewusstsein geschärft werden.
Wie kann man den Gehalt an Radon messen?
Radon ist nicht zu sehen, zu riechen oder zu schmecken. Bürgern in Regionen mit hoher Belastung wird daher empfohlen, regelmäßig zu lüften und undichte Stellen in Keller und Erdgeschoss abdichten zu lassen. Zudem sollten Hausbesitzer in entsprechenden Regionen den Gehalt an Radon im Gebäude messen. Man kann die Messung auch durch einen Experten durchführen lassen.
In einem Einfamilienhaus werden in der Regel zwei Messgeräte (Radonexposimeter) aufgestellt. Die Messung kann zwischen drei und zwölf Monaten durchgeführt werden. Anschließend werden die Daten durch ein Labor ausgewertet. Kostenpunkt für die Messung: 30 bis 50 Euro. Zertifizierte Anbieter für die Messgeräte nennt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hier. Auch das zuständige Gesundheits-, Umwelt- oder Bauamt gibt Auskunft über geeignete Laboratorien.
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Wo kann Radon ins Haus eindringen?
In der Regel sind untere Geschosse eher mit Radon belastet. Denn typische Eintrittspforten für das gefährliche Gas sind Räume, die unmittelbar ans Erdreich angrenzend. Also Kellerräume oder ein Erdgeschoss ohne Unterkellerung. Hier reichen schon kleine Risse im Boden, mangelhafte Abdichtungen oder fehlerhaft verlegte Rohre, und Radon kann sich im Innenraum ausbreiten.
Daneben kann auch aus Baumaterialien Radon ausströmen. Dazu zählt in erster Linie alles, was einen Anteil an Mineralien hat. Zum Beispiel: Beton, Mörtel, Zement. Aber auch Fliesen, Ziegel, Keramik oder Granit. Hier gibt das BfS jedoch Entwarnung. Die Belastung durch freigesetztes Radon durch Baumaterialien sowie durch das Trinkwasser ist nach Meinung der Experten in Innenräumen eher gering.
Welche Baumaßnahmen schützen vor Radon?
Regelmäßiges Lüften ist schon mal die halbe Miete. Die Experten vom Umweltbundesamt empfehlen zudem, Ver- und Entsorgungsleitungen, kleinere Risse in Wand und Boden sowie Kellertüren zum Wohnbereich abzudichten. Als einfache Maßnahme kann man auch einen Ventilator im Keller einbauen, um den Innenraum besser zu lüften.
Weitere bauliche Maßnahmen:
- Einbau von besonders dichten Türen
- Abdichtung von Decken, Fußböden und Wänden mit einer radondichten Folie oder anderen Materialien
- Einbau von Lüftungsanlagen, um die Luftaustauschrate zu erhöhen
- Einbau von Radonbrunnen im oder vor dem Haus, um punktuell Radon abzusaugen
- Einbau einer Drainage unterhalb des Fundamentes, um das Gas flächig abzusaugen und durch Unterdruck nach außen zu leiten
Eine durchgehende Bodenplatte, Luftabführung und Abdichtung beispielsweise von Leitungsschächten gilt als besonders effektiver Schutz vor Radon im Haus.
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Wo konzentriert sich in Deutschland die Belastung durch Radon
Das BfS zeigt auch auf, wo das meiste Radon im Boden lauert. Je röter ein Gebiet auf der Landkarte eingefärbt ist, desto höher die Konzentration. Am stärksten betroffen sind Mittelgebirge wie das Erzgebirge, der Bayerische Wald sowie der Voralpenraum. In Norddeutschland ist die Belastung dagegen geringer. Dennoch gilt: Auch in vielen anderen Gebieten kann Radon vermehrt auftreten.
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Woher stammt das gefährliche Radon?
Das radioaktive Edelgas Radon entsteht laut Umweltministerium und Bundesamt vor allem beim Zerfall von natürlich vorkommenden radioaktiven Stoffen im Erdboden. Von dort gelange es in die Luft und könne eingeatmet werden. In der Außenluft verdünne sich Radon schnell und stellt dort normalerweise kein Problem dar. In der Innenraumluft von Gebäuden könne es sich jedoch anreichern.