10. April 2019, 16:26 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wer auf der Suche nach ausgefallenen Leuchten ist, wird in diesem Jahr auf der Mailänder Möbelmesse fündig. Manche Designer setzen auf Obst, andere greifen nach den Sternen. Fest steht: Die Lampen der Saison sind abstrakt.
Leuchten hatten früher nur einen Zweck: Sie machten Licht, wo es dunkel war. Heute ist das anders. Der Trend bei Leuchten geht dahin, dass sie Akzente setzen und für Stimmung sorgen. Zurück geht dieser Wandel unter anderem auf das Aus der Glühbirne und die dadurch erfolgte Weiterentwicklung der Technologien. LEDs können heute noch mehr möglich machen.
„Durch LEDs und neue Technologien haben wir ganz andere Möglichkeiten, Licht zu denken und mit Licht zu arbeiten“, erklärt der deutsche Designer Sebastian Herkner auf der Leuchten-Messe Euroluce (9. bis 14. April) in Mailand. „Man braucht nicht mehr unbedingt dieses große Glasobjekt oder diesen Textilschirm außenrum, weil das Leuchtmittel wesentlich kleiner ist. Man kann es zum Teil auch verstecken.“
Neue Lampen mit innovativem Design
Aus dem einst eher zweckmäßigen Licht im Raum wurde so ein neuer Ankerpunkt für innovatives Design – optisch wie technologisch. Zu sehen ist das gerade in vielfältiger Weise in Mailand. Hier findet stets im April die weltweit wichtigste Messe der Möbelbranche (Salone del Mobile) statt.
Die Sonne als Vorbild
Allzu gerne suchen sich die Designer derzeit Inspiration fernab aller üblicher Räume – im All. Die Sonne ist Vorbild für eine der neuen Leuchten des italienischen Licht-Spezialisten Foscarini. Ihr Name: Sun the light of love. Dafür hat der Designer Tord Boontje 390 Strahlen so angeordnet, dass das Licht im Kern abgeschirmt und zugleich reflektiert wird. Das nimmt einer Sonne ihr grelles Strahlen und schafft ein weiches Umgebungslicht sowie zugleich eine Akzentbeleuchtung für die darunterliegende Fläche.
Ebenfalls den Stern setzt Arturo Alvarez in den Mittelpunkt seiner Leuchte Aimei. Sie versprüht Leben, Licht und Wärme.
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Wandelbar und flexibel
Artimede geht neue Wege bei der Form der Leuchte. La Linea ist ein flexibler LED-Schlauch, der sich ohne gestalterische Vorgaben an der Wand, der Decke, an einem Fenster und auch überall draußen – in großer Hitze wie auch bei Frost – nutzen lässt. „La Linea kann wirklich jede Form annehmen und ist auf viele hundert Meter zusammensetzbar“, erklärt Jacob Lange vom Designstudio BIG, der die Leuchte entworfen hat.
Ähnlich wie La Linea wirkt zunächst der Entwurf Interweave von Pallavi Dean, ebenfalls für Artemide. Im Zentrum stehen die tragenden Zylinder mit nach unten gerichtetem Leuchtmittel. „Das ist nicht nur eine weitere hübsche Leuchte, das ist auch eine Musikbox“, erklärte Designerin Dean bei der Präsentation. Und es ist ein Temperatur- und Luftfeuchtefühler, alles anwählbar via App.
Licht und Ton aus einem Gerät
Eine Verbindung übrigens, die es künftig häufiger geben wird: Während sich über Boxen längst extra Leuchten per Sprachsteuerung bedienen lassen, werden nun beide verstärkt miteinander in ein Produkt gepackt. So stellten auch Sonos und Ikea das erste kaufbare Ergebnis ihrer Kooperation am Rande der Mailänder Designwoche vor: Symfonisk ist eine Tischleuchte mit WiFi-Speaker.
Trotz der Suche nach neuen Rollen für Leuchten und ihre veränderte Einbindung in die Räume bleibt aber für viele Designer weiterhin die Optik der Schwerpunkt. Allen voran Ingo Maurer mit seiner neuen Pendelleuchte „La Festa delle Farfalle“. 34 filigrane Schmetterlinge aus Papier sitzen auf einem Gerüst, das an einen Strauch mit dünnen Zweigen erinnert. Es ist so zart, dass es mit etwas Abstand zur Leuchte wirkt, als würden die Insekten frei schweben.
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Wie leuchtende Früchte
Das Licht der Leuchte strahlt aus einem Teller nach unten. Auf ihm liegen wie Früchte in der Obstschale drei Glühbirnen, von denen eine Libelle zu naschen scheint.
Auch Sebastian Herkner setzt auf süße Früchte und erweitert seine Stellar Grape-Serie für Pulpo – im Grunde eine leuchtende überdimensionale Weintraube – um eine hängende Variante. Die Idee, aus der ersten Wandleuchte Stellar wall one, die noch eine einzelne Kugel war, eine Traube zu machen, lag damals nahe, berichtet Herkner in Mailand: „Wir wollten nicht nur einen Stab mit einer Kugel dran haben. Daher haben wir überlegt, wie wir das anders interpretieren können – und so ist dann die Grape entstanden.“
Und Andrea Branzi macht einen roten Apfel zum zentralen Element seiner neuen Stehleuchte für Nemo namens „Newton“. Er ließ sich nicht von den Gestirnen und dem All inspirieren, sondern von einem Gewächs der Erde, dass dazu Isaac Newton, dem Namensgeber der Leuchte, auf seine Lehre zur Schwerkraft gebracht hat. Ihm soll nämlich ein Apfel auf den Kopf gefallen sein.