16. Oktober 2019, 14:31 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Blühende Gärten sind wahre Oasen für Vögel und Insekten. Zudem helfen Grünflächen, das Stadtklima zu regulieren. Da können Stein- und Schottergärten nicht mithalten. Dennoch liegen sie nach wie vor im Trend. Für viele Hausbesitzer gelten sie einfach als praktisch und pflegeleicht. Ökologisch sind Schottergärten jedoch eine Katastrophe. Mehrere Bundesländer und Kommunen verbieten daher, Schottergärten anzulegen.
Da wächst kein Kraut mehr. Kein Laub muss gefegt und keine Blumen regelmäßig gewässert werden. Weil sie so pflegeleicht sind, haben Schottergärten bei vielen Bauherren und Hausbesitzern ein Stein im Brett. Vor allem in Neubaugebieten machen sich die Gärten des Grauens immer breiter. Nicht nur Umweltschützern ist der Trend zur Versteinerung ein Dorn im Auge. Auch in der Politik regt sich immer mehr Widerstand gegen diese Art der Gartengestaltung.
Was sind eigentlich Schottergärten?
Im Grunde handelt es sich beim Schottergarten um das Gegenteil einer grünen Gartenfläche. Anstatt von Rasen und Gartenpflanzen sind Steine, meistens in Form von gebrochenem Schotter, das zentrale Gestaltungselement. Pflanzen sind hier rar gesät, oft nur in strengem Formschnitt.
Verbot von Schottergärten in Kommunen und Bundesländern
Viele Kommunen verbieten bereits die Gartengestaltung mit Kies, Splitt und Schotter. Geregelt wird das in den örtlichen Bebauungsplänen, an die sich Bauherren halten müssen. Darüber hinaus gibt die Landesbauordnung an, ob und wo unbebauten Geländeflächen verändert werden dürfen. Generell soll die Wasseraufnahmefähigkeit gewährleistet sein. Auch das Landesnaturschutzgesetz kann Stein- und Schottergärten verbieten. Das ist derzeit in Baden-Württemberg, Bremen und Hamburg der Fall.
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Was ist an Steingärten denn so schlimm?
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Guten Geschmack kann man jedoch nicht vorschreiben. Die einen finden Steingärten praktisch und irgendwie schön – für die anderen sind sie hässliche Schotterwüsten.
Viel schlimmer als die ästhetische Entgleisung: Steingärten sind insektenfeindlich, bieten Vögeln keine Nahrung und heizen das Stadtklima auf. Für den Naturschutzbund (Nabu) sind Schottergärten einfach nur „Gärten des Grauens“, die wenig bis gar keine Pflanzen enthalten. Und wenn doch, dann sind es oftmals Pflanzen, die in Deutschland nicht heimisch sind.
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Schottergärten verstärken Ausbreitung nicht heimischer Pflanzen
Das Problem: Diese Pflanzen würden sich außerhalb der Steingärten ausbreiten und einheimische Pflanzen verdrängen. Die Umweltschutz-Organisation vermutet zudem, dass die Steine meist nicht aus dem heimischen Steinbruch stammten, sondern aus China oder Indien. Dort herrschten in der Regel schlechte Arbeitsbedingungen.
Dabei ist ein Steingarten laut Nabu gar nicht viel pflegeleichter als ein herkömmlicher Garten. Denn damit sich zwischen den Steinfugen keine Gräser oder Pflanzen ansiedelten, müssten abgefallene Blätter aufgesammelt und Steine von Moos gereinigt werden.
Versiegelung des Bodens führt zu Hochwasser
Der Boden unter dem Schotter wird in der Regel mit einer Teichfolie oder Vlies abgedeckt. So wird verhindert, dass Unkraut zwischen den Steinen sprießen kann. Dadurch kann das Regenwasser nicht mehr richtig abfließen. Bei Starkregen wird die Kanalisation geflutet und das Wasser kann aus dem Schacht herausschnellen. Übrigens müssen Hausbesitzer vielerorts mit höheren Gebühren rechnen, wenn sie den Boden versiegeln.
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Welche Schottergärten sind erlaubt?
In vielen Kommunen sind Schottergärten geduldet, die schon seit Jahrzehnten angelegt sind. Grundstücksbesitzer müssen diese Gärten dann nicht umgestalten. Sogar dann nicht, wenn die Gesetzeslage neu geregelt wird. Letztlich wird in den Bundesländern unterschiedlich gegen alte Schottergärten vorgegangen.
Hinweis: Der Nabu Berlin fordert derweil auch für die Hauptstadt ein Verbot von Schottergärten. Bis es soweit ist, appelliert die Umweltschutz-Organisation an alle Gartenbesitzer, Blumenwiesen zu säen, statt Splittwüsten aufzuschütten.