10. Februar 2023, 13:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Pfand auf Kaffee und Kakao? Die Supermarktkette Rewe testet gerade Mehrwegverpackungen aus Stahl, die ein Frankfurter Startup gemeinsam mit Nestlé entwickelt hat. Sie können wie Pfandflaschen am Automaten zurückgegeben werden.
Die meisten Verpackungen landen nach der Nutzung im Müll. Weil das aber nicht besonders nachhaltig ist, hat das Frankfurter Startup „Circolution“ in Zusammenarbeit mit Nestlé Mehrwegverpackungen aus Stahl entwickelt. Wie bei Mehrwegflaschen, zahlt man auf diese Verpackungen Pfand, gibt sie nach der Nutzung am Pfandautomat ab und bekommt Geld zurück. Vier Rewe-Märkten testen die Stahlbecher derzeit – zunächst mit Kakao und Kaffee.
Pfandbecher sollen Ressourcen schonen
Ziel der Pfandbecher aus Stahl ist es, Verpackungen zu sparen und so die Ressourcen zu schonen. Bis zu 80 mal lassen sich die sogenannten „Anita in Steel“-Becher wiederverwenden. Nach etwa fünf Umlauf-Zyklen erreichen sie den ökologischen Fußabdruck einer Alternative, etwa aus Einwegglas. Laut Nestlé können so etwa 36 Kilogramm Glas und etwa fünf Kilogramm Kunststoff eingespart werden.
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Ein Mehrwegkreislauf für Stahlbecher
Das Pfandsystem für die Becher funktioniert im Grunde genauso wie bei herkömmlichen Pfandflaschen. Kunden kaufen den Kaffee oder Kakao im Mehrwegbecher im Supermarkt und zahlen an der Kasse Pfand. Nachdem der Becher leer ist, kann er wieder zurück in den Supermarkt gebracht und im normalen Leergutautomaten abgegeben werden.
Laut der „Lebensmittel Zeitung“ soll das Pfand 2,50 Euro betragen. Auch diesen vergleichsweise hohen Betrag will man in der zweiten Testphase auf seine Akzeptanz bei den Kunden hin testen. Das Produkt an sich soll aber trotz Mehrwegbecher nicht teurer werden: Der Kakao von Nestlé soll genauso viel kosten wie in der unbepfandeten Einwegverpackung.
So sehen die Becher aus
Bei den sogenannten „Anita“-Bechern handelt es sich um etwa 123 Gramm schwere Behälter aus Stahl, die ein Füllvolumen von maximal 750 Millilitern haben. Sie sehen alle einheitlich aus – haben allerdings eine Papierbanderole, die individuell von den jeweiligen Marken gestaltet werden kann.
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Verschlossen wird der Becher mit einer Siegelfolie aus Aluminium, welche als einziger Bestandteil der Mehrwegbecher im Gelben Sack landet. Alles andere landet im Pfandrückgabeautomaten. Die Deckel kann man zwar nicht wiederverwenden, werden dafür aber zu neuen Deckeln recyelt.
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Kaffee und Kakao in wiederverwendbaren Stahlbechern
Circolution vermietet gemeinsam mit Nestlé Mehrwegbecher gegen eine sogenannte „Packaging-as-a-Service“-Gebühr. Das beinhaltet nach eigenen Angaben die Abholung nach der Rückgabe im Handel, die Reinigung der Becher, die Inspektion sowie den Rücktransport zur Neubefüllung.
Zunächst werden die Becher mit drei Marken in der Praxis getestet. Dazu gehören „Nesquik“-Kakao von Nestlé und Kaffee von der Kaffeerösterei Hoppenworth & Ploch. In der ersten Testphase sollen technische Fragen des Mehrweg-Kreislaufs klären. In einer zweiten Testphase, die im dritten Quartal 2023 starten soll, sollen weitere Produkte in den Bechern angeboten werden. Dann will man vor allem testen, wie Kunden das neue Angebot annehmen.
Ziel ist es, weitere Marken mit ins Boot zu holen. „Unser System setzt auf Standardisierung und ist offen für alle Lebensmittelproduzenten – ob groß oder klein, ökologisch oder konventionell, Marke oder Eigenmarke. Das ist uns sehr wichtig, sonst macht Mehrweg keinen Sinn“, sagt Max Bannasch, Mitbegründer und CEO von circolution.