26. Oktober 2023, 10:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In den meisten Neubauten ist die Wärmepumpe bereits Pflicht – aus gutem Grund. Neue Gebäude lassen sich einfacher nach der Heiztechnologie ausrichten. Und dabei spart man auch noch eine Menge an Energiekosten, wie eine aktuelle Verivox-Analyse zeigt.
Auch wenn es sich um ein aktuelles politisches Streitthema handelt – der Siegeszug der Wärmepumpe scheint unaufhaltsam zu sein. Während viele Eigenheimbesitzer an ihrer Gas- oder Ölheizung festhalten wollen – was unter bestimmten Umständen auch geht – sollen neue Heizungen ab 2024 zu 65 Prozent nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) mit regenerativen Energien betrieben werden können. Neubauten werden in den meisten Fällen ohnehin mit Wärmepumpen oder anderen umweltfreundlicheren Heizsystemen ausgestattet.
Heizkosten bei Wärmepumpe bis zu 30 Prozent günstiger als Gasheizung
Eine aktuelle Analyse von Verivox zeigt, dass eine Wärmepumpe, wenn sie effizient arbeitet, um etwa ein Drittel günstiger heizt als eine Gasheizung. Die Stromkosten für die Wärmepumpe sind rund 30 Prozent niedriger als die Heizkosten mit Erdgas. Allerdings gilt das nur, wenn die Wärmepumpe unter optimalen Bedingungen läuft – was nicht immer der Fall ist.
Die konkreten Zahlen der Verivox-Analyse: Heizt man ein Einfamilienhaus bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden (kWh) mit Erdgas, zahlen Neukunden aktuell rund 1774 Euro pro Jahr. Das entspricht einem Kilowattstundenpreis von 8,87 Cent/kWh.
Betreibt man hingegen eine effizient laufende Wärmepumpe (Jahresarbeitszahl 4), braucht man für die Bereitstellung von 20.000 kWh Wärme insgesamt 5000 kWh Wärmepumpenstrom. Derzeit liegen die Durchschnittskosten für Neukunden bei 1241 Euro.
Hinweis: Wer eine Wärmepumpe betreibt, kann auf spezielle Stromtarife zurückgreifen – den sogenannten Wärmepumpenstrom. Dieser ist im Vergleich zum normalen Haushaltsstrom im Schnitt um 20 Prozent günstiger.
Wie entwickelten sich die Preise 2023?
Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, erklärt in einer Pressemitteilung: „Der durchschnittliche Arbeitspreis der günstigsten verfügbaren Angebote für Wärmepumpen liegt aktuell bei rund 25 Cent pro Kilowattstunde.“ Zu Beginn des Jahres waren es noch über 50 Cent pro Kilowattstunde. Der Preis für Wärmepumpenstrom habe sich seitdem halbiert. Auch die Gaspreise für Neukunden waren zu Beginn des Jahres ebenfalls fast doppelt so hoch, heißt es seitens des Experten.
Übrigens: In jüngster Vergangenheit fanden Oxford-Wissenschaftler heraus, dass eine Wärmepumpe auch bei niedrigen Temperaturen effizienter heizt als eine Gas- oder Ölheizung.
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Und was, wenn die Wärmepumpe nicht effizient läuft?
Die Zahlen von Verivox sind allerdings nur dann valide, wenn die Wärmepumpe unter optimalen Bedingungen läuft. Die Experten gingen von der Jahresarbeitszahl (JAZ) mit dem Wert 4 aus. Mit diesem Messwert wird bezeichnet, wie effizient die Heizsysteme im Zeitraum eines Jahres laufen. Besonders effiziente Systeme haben eine JAZ zwischen 3 und 4,5. Ursachen für eine geringere Effizienz können etwa eine mangelhafte Dämmung oder ungeeignete Heizkörper sein.
Wenn die Wärmepumpe weniger effizient arbeitet, etwa bei einer Jahresarbeitszahl von 2,7, steigen die Heizkosten um etwa 4 Prozent im Vergleich zur Gasheizung. Bei den aktuellen Neukunden-Preisen belaufen sich die Gesamtkosten für die erforderlichen 7500 kWh Strom auf 1837 Euro. Da die Wärmepumpe mit einer niedrigeren Jahresarbeitszahl nicht so effizient läuft, ist hier mehr Strom erforderlich.
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„Ein Gaskessel ist in der Anschaffung deutlich günstiger als eine Wärmepumpe. Die Preisspannen für die unterschiedlichen Heizsysteme sind allerdings groß“, resümiert Thorsten Storck. Die konkreten Kosten würden stark von der individuellen Situation und den baulichen Gegebenheiten abhängen.
Die Analyse hat auch ihre Schwachstellen
„Wie die Studie zeigt, spart eine Wärmepumpe unter optimalen Bedingungen ordentlich Energiekosten. Allerdings wurde hier nicht berücksichtigt, welche Kosten bei der Anschaffung anfallen. In vielen Bestandsbauten muss zunächst im großen Stil modernisiert werden, damit die Wärmepumpe auch wirklich effizienter als eine Gasheizung läuft. Auf lange Sicht könnte es sich lohnen – denn die Gaspreise werden bestimmt in Zukunft bestimmt nicht günstiger werden. In jedem Fall lohnt es sich, einen Energieberater zurate zu ziehen, der auch die individuellen Umstände berücksichtigt.“