30. Januar 2023, 14:44 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Für die meisten Flaschen in Deutschland zahlt man Pfand – allerdings nicht auf Weinflaschen. Doch das soll sich nun ändern. Es gibt einen Plan für ein Pfandsystem für 0,75-Liter-Weinflaschen.
Die Winzergenossenschaft Weinheimat Württemberg will die erste 0,75-Liter-Mehrwegflasche für Wein einführen. Noch in diesem Jahr soll es erste Weine in der neuen Weinflasche geben und damit auch Pfand, berichtet die „Lebensmittel Zeitung“. Nach Angaben der Winzergenossenschaft wäre es bundesweit die erste Mehrwegflasche dieser Art. Wie hoch der Pfandbetrag ausfallen soll, steht noch nicht fest.
Mehrwegflaschen kann man bis zu 50 Mal befüllen
Um die neue Mehrwegweinflasche in den Verkehr zu bringen, wurde eigens die Gesellschaft „Wein-Mehrweg eG“ in Form einer Genossenschaft gegründet. Diese zählt derzeit 12 Mitglieder, heißt es. Um an dem Mehrwegsystem teilnehmen zu können, ist eine Mitgliedschaft erforderlich.
Die Einführung eines einheitlichen Pfandsystems war schon länger im Gespräch – jetzt soll es in die Realität umgesetzt werden. „Wir können die Mehrwegflasche bis zu 50 Mal befüllen, das spart Ressourcen und Energie, vermeidet Abfall und die Weinbranche wird deutlich unabhängiger“, sagt Werner Bender, Vorstand der Wein-Mehrweg gegenüber „Lebensmittel Zeitung“.
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Die Voraussetzungen sind gegeben
Bei den Gründungsmitgliedern handelt es sich ausschließlich um Württemberger Weingärtnergenossenschaften. Diese haben bereits vor einigen Jahren ein bundesweit einmaliges Pfandsystem eingeführt – allerdings für 1-Liter-Weinflaschen. Es gibt also bereits Erfahrungen mit dem Thema Mehrweg bei Weinflaschen.
Aus diesem Grund sind auch die Voraussetzungen für ein Mehrwegsystem für 0,75-Liter-Weinflaschen gut: In Möglingen bei Stuttgart betreibt die WSG Weingärtner-Servicegesellschaft das nach eigenen Angaben leistungsfähigste Spülzentrum für Weinflaschen in Deutschland. Pro Jahr werden dort demnach rund 24 Millionen Literflaschen gespült.
Warum es bisher kein Pfandsystem bei Weinflaschen gibt
Für jede abgegebene Bier-, Wasser- oder auch Saftflasche gibt es in der Regel Pfand – bei Weinflaschen sieht das ganz anders aus. Der Grund: Die Weinflaschen unterscheiden sich stark in Form, Größe und Gewicht – es gibt also keine normierten Flaschen. Aus diesem Grund können sie auch nicht unabhängig von Lieferant und Hersteller einfach wieder zurückgegeben werden. Sonst würden enorme Kosten für die Sortierung aufkommen.
Mit einer einheitlichen 0,75-Mehrwegweinflasche will man dieses Problem nun lösen. Für die 1-Liter-Weinflasche gibt es solch ein System bereits – allerdings beschränkt sich auch dieses bisher nur auf Württemberg. „Mittelfristig wäre es erfreulich, wenn sich auch andere Anbaugebiete für die Nutzung der 1-Liter Mehrwegflasche entschieden, dann wäre ein Pfandsystem für Wein auch über die Grenzen Württembergs hinaus möglich“, sagt Ulrich-M. Breutner, Vorstandsprecher der Weinheimat Württemberg eG, auf dem Online-Blog der Genossenschaft.
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Mehrwegweinflaschen für Mitgliedsbetriebe
Zunächst soll die neue Mehrwegweinflasche im Weinfach- und Getränkehandel erhältlich sein. Die Initiatoren gehen aber davon aus, dass der Lebensmittelhandel folgen wird. Zudem hätten schon erste Bio-Handelsgesellschaften und Weingüter Interesse bekundet. „Das neue System ist generell offen für alle Interessierten – einzige Bedingung ist die Mitgliedschaft in der Wein-Mehrweg eG. Damit steht aus unserer Sicht einer bundesweiten Verbreitung der Flaschen nichts im Wege, auch wenn zum Start derzeit ausschließlich Württemberger Weingärtnergenossenschaften dabei sind“, erklärt Werner Bender, Vorstand der Wein-Mehrweg eG gegenüber myHOMEBOOK.
Mittelfristig gesehen soll die neue 0,75-Liter-Mehrwegweinflasche für große Teile der Sortimente der Mitgliedsbetriebe verwendet werden und somit dann große Mengen der Einwegflaschen ersetzen. Verbraucher bringen ihre Pfandweinflaschen dann dorthin, wo sie sie auch gekauft haben und erhalten das zuvor bezahlte Pfand zurück.