28. Januar 2022, 14:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Eher unscheinbar kommt die Wildbiene des Jahres 2022 daher. Auf den ersten Blick könnte es sich um eine geflügelte Ameise oder eine kleine schwarze Wespe handeln. Die Rainfarn-Maskenbiene ist aber eine waschechte Wildbiene.
Maskenbienen sind in Deutschland in 39 verschiedenen Arten anzutreffen. Ein Vertreter dieser Gattung ist die Rainfarn-Maskenbiene. Sie wurde jetzt vom Arbeitskreis Wildbienen-Kataster gemeinsam mit dem Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, der Landesanstalt für Bienenkunde sowie den Imkerverbänden Badens und Württembergs zur Wildbiene des Jahres 2022 gekürt. Die Ernennung soll darauf aufmerksam machen, dass die Maskenbienen-Art wie andere Wildbienen ein immer spärlicheres Angebot an naturnahen Blühstreifen vorfindet und ihr Lebensraum dadurch nach und nach zu verschwinden droht.
Übersicht
Rainfarn-Maskenbiene: Aussehen
Maskenbienen generell sind schwarz, maximal 9 Millimeter groß und die Männchen tragen die charakteristische weiße Maske. Diese gab der Gattung letztlich den deutschen Namen. Um die Rainfarn-Maskenbiene von anderen Vertretern der Gattung zu unterscheiden, braucht es schon etwas Übung. Auffällig bei der Wildbiene 2022 ist, dass die Maske elfenbeinfarben ist und dabei glänzt – so als sei sie mit einer Folie beschichtet. Anders als Honigbienen oder andere Wildbienenarten ist die Rainfarn-Maskenbiene nur sehr spärlich behaart. Aufgrund des fehlenden Pelzes, der schwarzen Farbe und der kleinen Körpergröße könnten nicht fachkundige Betrachter auf den ersten Blick an eine fliegende Ameise oder eine kleine Wespe denken.
Wie die Wildbiene 2022 Pollen sammelt
Wie es der Name der Wildbiene 2022 schon verrät, ist sie besonders häufig beim Pollensammeln auf dem Rainfarn anzutreffen. Die Rainfarn-Maskenbiene fliegt aber auch Kamille und Margerite an. Auch die Scharfgarbe ist eine beliebte Pollensammelstelle für die Wildbiene. Häufig sieht man Honigbienen mit schwer bepackten „Pollenhöschen“ umherfliegen. Für diese Art des Pollentransports fehlen den Maskenbienen allerdings die nötigen Beinhaare. Die Rainfarn-Maskenbiene sammelt den Pollen daher auf andere Weise. Sie gehört zu den sogenannten Kropfsammlern, die den Pollen verschlucken und zum Nest tragen. Zusammen mit gesammeltem Nektar wird er dort wieder ausgespuckt und steht dann dem Nachwuchs als Nahrung zur Verfügung.
Nistplätze der Rainfarn-Maskenbiene
Ähnlich wie bei den bevorzugten Pollenquellen ist die Rainfarn-Maskenbiene auch in Sachen Nistplatz auf ursprüngliche Natur angewiesen. Die Wildbiene legt ihre Eier bevorzugt in natürliche Hohlräume zwischen Steinen oder Risse in Abbruchkanten. Sie baut hier Brutzellen in Reihen, in die sie die Eier zusammen mit einem Vorrat an Pollen und Nektar legt. Erst im Sommer des darauffolgenden Jahres verlassen die Jungbienen dann ihr Nest.
Naturnahe Nistplätze schaffen
Nistplätze, die den natürlichen Vorlieben der Rainfarn-Maskenbiene entsprechen, kann man auch im eigenen Garten schaffen:
- Trockenmauern bieten den Insekten mehr als genug Hohlräume und Spalten, in denen sie ihren Nachwuchs trocken und sicher vor Fraßfeinden wissen. Bis zu einem Meter hohe Trockenmauern kann jeder halbwegs begabte Hobby-Gartenbauer selbst anlegen. Dafür in einem schmalen Graben ein Fundament aus Kies legen und darüber flache Steine unterschiedlicher Größe aufschichten. Um die natürlichen Spalten zu schaffen, sollten die Hohlräume nicht mit Kies oder anderen Materialien aufgefüllt werden. Wird eine Trockenmauer von mehr als einem Meter Höhe geplant, sollte hierfür ein Fachmann zu Rate gezogen werden. Andernfalls kann die Konstruktion schnell instabil werden. In den Spalten und Hohlräumen finden übrigens nicht nur Wildbienen einen Unterschlupf oder Nistplatz. Auch Hummeln, Eidechsen oder sogar Blindschleichen fühlen sich hier äußerst wohl.
- Betonwände sind in der Regel glatt. Tun sich hier mit der Zeit oberflächliche Risse auf, können auch diese einen willkommenen Nistplatz für die Rainfarn-Maskenbiene darstellen.
Insektenhotel für Rainfarn-Maskenbienen
Schließlich kann sogar jeder mit einem Balkon einen attraktiven Nistplatz für die Maskenbiene zur Verfügung stellen. Im Handel erhältliche Insektenhotels bieten mit Schilfrohrstengeln oder in Holz gebohrten Löchern viele Nistmöglichkeiten für diese und andere Wildbienenarten. Das Insektenhotel sollte man an einem halbschattigen und trockenen Standort aufhängen. So wird die Brut nicht zu heiß oder zu nass. Außerdem ist in einer Gegend mit großem Spechtbestand ein Schutz empfehlenswert:
- Hierfür Maschendrahtzaun auswählen, dessen Maschen gerade groß genug sind, dass auch größere Wildbienenarten hindurchpassen.
- Größere Maschen sollte man aber vermeiden, da sonst auch der Spechtschnabel problemlos bis zu den Larven der Wildbienen vordringen kann.
- Den Maschendrahtzaun über die offene Seite des Insektenhotels spannen und mit Nägeln befestigen. Wichtig: Gerade bei Löchern in Holzscheiben sollte man schon beim Kauf darauf achten werden, dass diese nicht ausgefranst sind. Abstehende Splitter oder Ähnliches können sonst die empfindlichen Flügel der Maskenbienen und anderer Wildbienenarten verletzen und sie sogar flugunfähig machen. Im Zweifel die Außenkanten der Löcher noch einmal mit Schleifpapier glatt schleifen.
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Pflanzen für die Wildbiene des Jahres 2022
Wer der Wildbiene des Jahres 2022 artgerechte Nistplätze schafft, kann im besten Fall auch gleich eine Pollensammelstelle in nächster Nähe anlegen. Leicht zu kultivieren sind Margeriten oder die Färberkamille. Im Spätsommer fliegt die Maskenbienenart entsprechend ihrem Namen bevorzugt die Blüten des Rainfarns an. Diese Wildpflanze kann im Garten schnell wuchern, weshalb man sie deshalb eher in Kübeln pflanzen sollte.
Nach der Blüte die Blütenstände am besten vollständig entfernen, damit die Pflanze sich nicht über Samen ausbreiten kann. Außerdem ist der Rainfarn giftig und deshalb für einen Balkon, der auch von Kindern oder Katzen genutzt wird, ungeeignet. Auf der anderen Seite wirkt der Rainfarn aufgrund seines starken Eigengeruchs abschreckend gegen viele pflanzenschädigende Insektenarten und seine Blätter bieten auch Schmetterlingslarven eine willkommene Nahrungsquelle.