5. Juli 2024, 16:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die menschenähnliche Gestalt der Wurzel und ihr starkes Gift verhalfen der Alraune zu ihrem Ruf als mächtige Zauberpflanze. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammend, kann die bedingt winterharte Pflanze auch bei uns gedeihen. Worauf bei der Pflanzung und Pflege der magischen Alraune zu achten ist, erfahren Sie hier.
Die Alraune (Mandragora officinarum) hat viele Namen. Unter ihnen sind einige, die auf „männchen“ enden wie Galgenmännchen, Erdmännchen oder Wurzelmännchen. Wer Harry Potter gelesen oder gesehen hat, der weiß auch warum. Die lange, dickfleischige Wurzel der Pflanze ist häufig verzweigt und ähnelt mitunter der menschlichen Gestalt. Diese Ähnlichkeit beflügelt die Fantasie der Menschen seit jeher.
Ein alter Volksglaube etwa besagt, dass die Pflanze einen todbringenden Schrei ausstößt, wenn sie aus dem Erdreich gezogen wird. Bei Harry Potter war daher das Tragen von Ohrenschützern Pflicht, als im Kräuterkundeunterricht die Alraunen auf dem Lehrplan standen. Alraunen gehören zu den Nachtschattengewächsen und kommen in der freien Natur im Mittelmeerraum von Portugal bis Griechenland, in der Türkei, im Nahen Osten und in Nordafrika vor.
Alraune
Boden
sandig, humos, durchlässig
Pflanzzeit
Frühjahr oder Herbst
Standort
sonnig bis halbschattig
Gießen
in Maßen
Blütezeit
März/April
Giftig
in allen Teilen
Düngen
im Frühjahr
bedingt
Aussehen und Wuchs
Die Alraune ist eine mehrjährige, krautige Pflanze. Sie bildet eine Blattrosette, die einen Durchmesser von 90 Zentimeter erreichen kann. Die dicke, meist verzweigte Pfahlwurzel wird 30 Zentimeter lang, manchmal sogar noch deutlich länger.
Die Blüten variieren in der Farbe von weißgrün über hellblau bis hin zu violett und erscheinen von März bis April. Aus ihnen entwickeln sich die Früchte, an denen man die Verwandtschaft der Pflanze mit der Tomate gut erkennen kann. Sie erinnern bei Vollreife an gelborange Kirschtomaten und können bis zu vier Zentimeter groß werden. Oft sind die Blätter der Alraune schon nicht mehr vorhanden, wenn die Früchte reifen, denn die Pflanze zieht im Frühsommer ein und treibt im Herbst wieder aus.
Alraunen säen und pflanzen
Alraunen sind als Pflanze und als Saatgut im Handel erhältlich. Wer eine Alraune pflanzen möchte, die im Freiland überwintern soll, pflanzt am besten im April oder Mai. Bei der Aussaat ist Geduld erforderlich, denn die Keimung erfolgt unregelmäßig und dauert oft einige Monate. Um überhaupt keimen zu können, brauchen die Samen einen mehrwöchigen Kältereiz. Daher werden sie entweder im Herbst oder im sehr zeitigen Frühjahr in den Boden gebracht. Für eine Anzucht im Haus eignen sich Februar und März am besten. Die nötige Kälteperiode kann auch im Kühlschrank simuliert werden.
Standort und Boden
Alraunen bevorzugen einen sonnigen bis halbschattigen Standort mit einem sandigen, lockeren und humosen Boden. Staunässe ist unbedingt zu vermeiden. Die Pflanze kann auch sehr gut im Kübel kultiviert werden. Besonders in kühleren Lagen ist das zu empfehlen, weil die Alraune dann frostfrei überwintert werden kann.
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Sorten
Sorten sind von der Alraune nicht erhältlich. Es gibt jedoch weitere Arten. Allen voran die Unterart Herbstblühende Alraune (Mandragora officinalis v. autumnalis), die ab September ihre hübschen violetten Blüten zeigt. Sie ist winterhärter und wird im Handel häufiger angeboten.
Alraunen pflegen
Alraunen sind pflegeleicht und brauchen nur wenig Zuwendung. Was im Einzelnen zu tun ist, erfahren Sie im Folgenden.
Bewässerung
Die Staude hat einen mäßigen bis geringen Wasserbedarf. Steht sie zu nass, kann das zu Wurzelfäule führen.
Düngung
Die beste Zeit, um Alraunen zu düngen, ist das zeitige Frühjahr.
Schnitt
Schneiden muss man die Alraune nicht.
Vermehrung
Die Vermehrung der Stauden funktioniert über Aussaat, wie oben beschrieben.
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Umtopfen
Wer seine im Topf wachsende Alraune umtopfen möchte, macht das möglichst im unbelaubten Zustand im Sommer. Damit die lange Pfahlwurzel der Pflanze genügend Platz findet, um sich voll zu entwickeln, sollte ein hoher Topf gewählt werden.
Überwinterung
Die Gemeine Alraune ist bedingt winterhart. In milden Lagen kommt sie mit ein wenig Winterschutz in Form von einer lockeren Abdeckung mit Reisig gut über den Winter. Wächst die Pflanze im Kübel, ist eine frostfreie Überwinterung zu empfehlen.
Giftigkeit
Alle Pflanzenteile der Alraune sind stark giftig. Daher sollten die Pflanzen in von Kindern und Haustieren genutzten Gärten besser nicht gepflanzt werden.
Alternativen
In der Familie der Nachtschattengewächse gibt es noch einige anderen sehr giftige Gewächse, die genau wie die Alraune den Zauberpflanzen zugerechnet werden. Zu ihnen gehören unter anderen das Schwarze Bilsenkraut, die Schwarze Tollkirsche und der Stechapfel.
Bienenfreundlichkeit
Die Alraune bietet sowohl Pollen als auch Nektar und wird von Bienen und anderen Insekten gerne besucht.
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Krankheiten und Schädlinge
Blattläuse sind das häufigste Problem, mit dem Alraunen zu kämpfen haben. Einem Befall vorbeugen lässt sich am besten mit einem arten- und strukturreich gestalteten Garten, in dem die Fressfeinde der Blattläuse einen Lebensraum finden. Ist der Befall zu stark, kann eine Spritzung mit Brennnesselbrühe, verdünntem Neemöl, Knoblauch- oder Zwiebelsud helfen.
Die Alraune verwendete man bereits vor Jahrtausenden
„Die stark giftige Pflanze wurde schon im Alten Testament erwähnt. In der Antike nutze man sie zur Erzeugung von Rauschzuständen und als Heilpflanze. Mit der Christianisierung wurde sie in Mitteleuropa schließlich als heidnische Zauberpflanze verteufelt. Auch die Äbtissin und Universalgelehrte Hildegard von Bingen verband die Pflanze mit Zauberei und lehnte sie als Heilpflanze ab. Heute wird die Alraune zu Heilzwecken allenfalls in der Homöopathie verwendet.“