25. August 2021, 12:27 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Schadet man Pflanzen, wenn man die Blätter begießt? Wo kann das Wasser am besten aufgenommen werden? Und sollte man bei Bäumen lieber um den Stamm herum wässern? Eine Pflanzen-Expertin verrät im Gespräch mit myHOMEBOOK die besten Tipps rund ums Gießen.
„Viel hilft viel“ – dieser Spruch stimmt in den seltensten Fällen, unter anderem auch beim Gießen von Pflanzen, egal ob drinnen oder draußen. Neben Sonne und Nährstoffen ist Feuchtigkeit jedoch wichtig für ein gesundes Wachstum. Passieren dabei Fehler, kann es schnell passieren dass die Pflanze eingeht. Bei einigen Pflanzen ist zu viel Wasser sogar schädlicher als zu wenig, da sie auf Staunässe allergisch reagieren. myHOMEBOOK hat sich bei Lilli Erasin erkundigt, einer Berliner Blumenhändlerin, die ausschließlich Bio-Pflanzen verkauft.
Übersicht
- Sollte man Pflanzen von oben oder unten gießen?
- Wie sollte man Zimmerpflanzen gießen?
- Wie gießt man einen Baum am besten?
- Zu welcher Tageszeit sollte man wässern?
- Wann sollte man nicht gießen?
- Mit welchem Wasser sollte man Pflanzen gießen?
- Was bringt es, die Wurzeln in Wasser zu stellen?
- Wie oft sollte man den Rasen wässern?
- Wie bringt man Pflanzenschutz-Mittel auf?
Sollte man Pflanzen von oben oder unten gießen?
„Das kommt auf die Pflanze an“, sagt Erasin. Ihr Tipp: „Bei Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon lieber am Fuß der Pflanze gießen und am besten nicht ins Herz.“ Bedeutet: Lieber gezielt die Erde um die Pflanze begießen, als direkt rein mit dem Wasser in Blätter und Blüten. „Gerade bei praller Mittagssonne droht den Blättern sonst Sonnenbrand“, erklärt die Pflanzen-Expertin. Und fügt hinzu: „Empfindliche Pflanzen neigen bei zu anhaltend feuchten Blättern außerdem zu Pilzbefall.“
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Wie sollte man Zimmerpflanzen gießen?
Und bei den Indoor-Gewächsen? Bei denen können auch die Blätter ruhig etwas Feuchtigkeit abbekommen. „Zimmerpflanzen lieben es in der Regel, mit kalkfreiem Wasser angesprüht zu werden“, meint Erasin.
Bei einigen Pflanzen in der Wohnung darf es auch etwas mehr sein. Bei Bromelien beispielsweise kann das Wasser auch gezielt ans Herz gegossen werden. Lilli Erasin erklärt: „Zimmerpflanzen wie zum Beispiel eine Vriesea mögen gerne über die Blätter mit kalkfreiem Wasser begossen werde. In ihren Rosetten sammeln sie Wasser.“
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Wie gießt man einen Baum am besten?
Bei hohen Bäumen stellt sich die Frage eher nicht. Bei kleineren Gehölzen könnte man aber schon überlegen, wohin am besten mit dem Wasser. Bringt eine kräftige Dusche aufs Blätterdach mehr als auf die Erde? Erasin sagt: „Auch bei Bäumen gilt, am Stamm und drum herum gießen.“
Zu welcher Tageszeit sollte man wässern?
„Die beste Uhrzeit ist morgens“, sagt Erasin. „Zur Not geht aber auch abends. Das spart Wasser, weil die Verdunstung geringer ist.“ Mittags ist hingegen die schlechteste Zeit zum Gießen. Denn da droht der gefürchtete Sonnenbrand.
Erasin sagt auch, man solle lieber einmal kräftig gießen, als jeden Tag nur ein bisschen. „So verwurzeln sich Pflanzen besser und werden robuster“, sagt sie. Das gilt auch für Rasenflächen. Beim Gießen des Rasens sollte man jedoch Staunässe vermeiden. myHOMEBOOK erklärt, welche Rasenkrankheiten sonst drohen können.
Pflanzen mit hohem Wasserbedarf
- Wasserpflanzen, Gemüsepflanzen, ein- und zweijährige Pflanzen (Sommerblumen) sowie alle frisch gepflanzten Pflanzen sollten regelmäßig und tiefgründig gewässert werden.
- Kübel- und Topfpflanzen müssen öfter gegossen werden, als ihre Beetbrüder.
Pflanzen mit niedrigerem Wasserbedarf
- Viele Gräser
- Dickblättrige Pflanzen, wie Haus- und Dachwurz, Fette Henne, Kakteen
- Gut eingewachsene Gehölze und Stauden
- Mediterrane Kräuter, wie Lavendel, Thymian und Rosmarin
- Besonders wenig Wasser benötigen Nadelgehölze.
Wann sollte man nicht gießen?
Bei starker Hitze und Sonneneinstrahlung, besonders also in den Mittagsstunden, sollten Sie die Gießkanne lieber stehen und den Wasserhahn zugedreht lassen. Das Wasser verdunstet schnell und kommt nicht in ausreichender Menge an die Wurzeln. Zudem besteht die Gefahr von Verbrennungen der oberirdischen Pflanzenteile. Wassertropfen wirken wie eine Lupe und lassen empfindliche Blätter einfach verbrennen und absterben.
Ebenso wenig empfiehlt sich das Gießen in den Abendstunden. Die Pflanzen seien in den späten Stunden des Tages nicht mehr in der Lage Wasser aufzunehmen, da sie sich in einer Ruhephase befänden. Gießen Sie Ihre Gewächse trotzdem, droht Staunässe. Die Folge: Die Wurzeln leiden unter Sauerstoffmangel und können absterben.
Mit welchem Wasser sollte man Pflanzen gießen?
Auf jeden Fall sollte man mit weichem Wasser gießen. „Am Liebsten temperiertes, abgestandenes Wasser benutzen“, meint auch Lilli Erasin. Wie man Regenwasser im Garten auffängt, erfahren Sie hier. Weshalb aber sollte man den Garten und die Balkonkästen nicht mit „normalem“ Wasser aus der Leitung gießen? „Weil Leitungswasser meist sehr kalt und kalkig ist“, sagt die Pflanzen-Expertin. Kalt und kalkig – das mögen Pflanzen überhaupt nicht.
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Tipp: Nach dem Gießen sollte man harken oder rund um die Pflanze mulchen! „Das ist der beste Verdunstungsschutz“, erklärt Erasin.
Was bringt es, die Wurzeln in Wasser zu stellen?
„Umgedrehtes Gießen“ nennt sich eine Methode, mit der man den kompletten Wurzelstock der Pflanze unter Wasser setzt, damit er sich vollsaugen kann. Dazu stellt man die Pflanze in eine Schüssel mit Wasser. Befinden sich im Pflanztopf Ablauflöcher, kann man die Pflanze im Gefäß lassen, ansonsten sollte man sie herausnehmen. Das Wasser dringt dann in den Wurzelballen ein, man gießt also „von unten“.
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Wie bringt man Pflanzenschutz-Mittel auf?
Mittel zum Aufpäppeln von kränklichen Pflanzen können zwar dem Gießwasser beigemengt werden, effektiver ist jedoch das Sprühen. „Pflanzenstärkungsmittel wie Ackerschachtelhalm oder Brennnesseljauche werden gesprüht, damit die Blätter die Wirkstoffe direkt aufnehmen können. Auch dies sollte man nicht bei Sonnenschein tun“, sagt Lilli Erasin. Wie man den günstigen Naturdünger Brennesseljauche selbst herstellt, erfahren Sie hier.