18. Dezember 2020, 21:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Schießen sie übers Ziel hinaus, spenden sie mehr Schatten, als einem lieb ist. Am richtigen Standort können Nadelbäume im Garten jedoch ein echter Hingucker sein. Welche Nadelbäume sind besonders beliebt und wo gibt es Probleme?
Tanne im Garten? Das kann problematisch werden. Die Gehölze mit dem dichten Nadelwerk spenden zwar viel Schatten – ein unschätzbarer Pluspunkt in heißen Sommern – wachsen jedoch meist in die Breite und fordern viel Platz. Und da ist der Haken: Nicht richtig gepflegt, gerät das Ganze außer Form. Der Garten wirkt dann schnell dunkel, schattig und verdichtet. Mit Fingerspitzengefühl und am richtigen Standort werden Fichte, Kiefer, Douglasie und Nordmanntanne jedoch zum wahren Hingucker.
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Nadelbäume im Garten anpflanzen – welche gibt’s?
Die Auswahl an Fichten und Tannen ist immens. Woran man beide Baum-Arten unterscheidet? Wirft eine Tanne die Nadeln ab, verbleiben am Zweig flache und runde Narben. Bei einer Fichte zeigen sich nach dem Abwurf stielartige Höcker am Zweig.
Die beliebtesten Nadelbäume für den Garten
Gemeine Fichte (Picea abies)
Gemein ist sie nicht, weil die Nadeln so pieksen. Als Gemeine Fichte bezeichnet man diese Fichtenart, weil sie ursprünglich in Nordeuropa beheimatet ist, für uns also fast allgemein. Hierzulande wird das Gehölz auch Rot-Tanne genannt, denn die Borke hat eine rotbraune Tönung.
In der weihnachtlichen Stube womöglich unvorteilhaft kann eine Fichte im Garten jedoch ihre volle Pracht entfalten. Was sie auszeichnet? Die schönen Zapfen und das sattgrüne Nadelkleid. Dieses wächst an recht dünnen Ästen, weshalb auch an wolkenverhangenen Wintertagen noch genügend Licht in den Garten kommt.
Der ideale Standort für eine Fichte im Garten? Eher schattig und kühl. Die Erde sollte nicht zu trocken, dafür aber durchlässig sein. Staunässe sollte vermieden werden, es droht ansonsten schnell Wurzelfäule. Nach drei bis sechs Jahren zeigen sich schöne, längliche Zapfen. Achtung: Fichten können alt werden – stolze 600 Jahre sind bei idealer Pflege drin. Sie wachsen zudem bis zu 50 Meter hoch.
Blaufichte und Stechfichte
Blaufichte (Picea pungens glauca) und Stechfichte (Picea pungens) stammen zwar aus den USA, die beiden Fichtenarten sind jedoch auch hierzulande beliebte Weihnachtsbäume, obwohl auch sie schnell stark nadeln. Wobei jeder jedoch schwach wird: sie duften herrlich nach Waldboden.
Weshalb schon der Gedanke an diesen Duft bei vielen ein wohliges Gefühl auslöst? Das verrät myHOMEBOOK hier. Beide Fichten-Arten gelten als robust und pflegeleicht. Sie brauchen in der Regel wenig Wasser, eine lehmhaltige, dichte und satte Erde ist jedoch von Vorteil.
Nordmanntanne (Abies nordmanniana)
Früher wählte man die Fichte als Tannenbaum. Kein Wunder, denn sie sieht schön aus und duftet herrlich, harzig und zugleich frisch. Problem: Bei trockener Heizungsluft nadelt ein Fichtenbaum schon nach kurzer Zeit ziemlich stark. Die Nadeln müssen dann mühsam aufgesammelt und der abgemagerte Tannenbaum behutsam entsorgen werden.
Was zu früheren Zeiten in vielen Haushalten ein eingeschliffenes Ritual am Ende der Feiertage war, ist längst Schnee von gestern. Denn jetzt gibt es die Nordmanntanne. Die nadelt nicht so schnell. Ein Grund, weshalb sie mittlerweile als beliebtester Weihnachtsbaum hierzulande gilt.
Auch im Garten macht eine Nordmanntanne problemlos eine gute Figur. Das robuste Nadel-Gehölz mit den flachen und dichten Nadeln kommt prinzipiell überall im Garten zurecht. Ein halbschattiger Platz ist jedoch ideal. Achtung: Nordmanntannen werden schnell von Läusen befallen.
Douglasie (Preudotsuga menziesii)
Die braunen Zapfen einer Douglasie werden bis zu elf Zentimeter lang. Was das Ganze noch toppt: Die Nadeln verströmen einen Duft, der an Zitronen, Apfelsinen und Orangen erinnert.
Ähnlich wie Fichten werden auch Douglasien hoch und alt – so man sie wachsen lässt: 60 Meter und rund 500 Jahre sind möglich. Als Weihnachtsbaum eignet sich eine Douglasie allerdings nicht so gut. Die Äste sind zu dünn und zu biegsam und können kaum Weihnachtskugeln tragen.
Edeltanne (Abies procera)
Edel? Ja. Das dichte Nadelkleid dieser Tannenart schimmert elegant blau-grün bis silbern. Es duftet darüber hinaus nach Orangen.
Die ursprünglich im Westen Nordamerikas beheimatete Diva unter den Tannen stellt allerdings Ansprüche. Sie braucht Licht, Luft und Platz im Garten. Unkräuter, Gräser oder gar dichte Stauden dulden Edeltannen in ihrem Umfeld nicht.
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Was brauchen Nadelbäume im Garten zur Pflege?
Nadelbäume im Garten sind in der Regel robust, unkompliziert und brauchen wenig Pflege. Dennoch: Selbst Hobbygärtner mit keinem so grünen Daumen sollten einiges beachten.
Bewässerung
Sie sehen zwar immergrün aus, dennoch brauchen Tannen und Fichten gerade in der kalten Jahreszeit reichlich und vor allem regelmäßig Wasser. Wie so viele andere immergrüne und winterharte Pflanzen.
Düngung
Gerade bei zu trockenen oder nährstoffarmen Böden sollte man Nadelbäume im Garten ab und zu mit Dünger verwöhnen. Im Handel gibt es Spezialdünger für Nadelgehölze. Oder man macht den Dünger günstig und effektiv selbst. Was immer geht? Kompost. Es geht aber auch noch spezieller: Beispielsweise mit dem Wunderdünger aus Urin oder organischen Küchenabfällen.
Schnitt
Was den Schnitt angeht, gilt: weniger ist mehr! Also behutsam nur grüne Triebe abschneiden. Der Hauptstamm ist tabu – solange er nicht kränkelt. Ganz wichtig: Gartenschere, Messer oder Säge sollten jederzeit scharf geschliffen und sauber sein. Sonst drohen Verletzungen am Gehölz, in die schädliche Pilze eindringen können.
Vermehren
Wer seinen Nadelbaum vermehren möchte, kann die grünen Triebspitzen beherzt abzupfen oder abreißen. Diese werden dann in Anzuchterde gesteckt und es bilden sich neue Wurzeln. Und damit letztlich neues Leben. Ganz interessant: Die Triebe können auch gut in Glasgärten gedeihen.
Frostschutz
Großartige Schutzmaßnahmen gegen Kälte sind bei Tanne und Fichte nicht wirklich nötig. Nadelbäume kommen in der Regel gut mit selbst eisigen Temperaturen zurecht. Warum? Die Gehölze bilden in den Nadeln ein natürliches Frostschutzmittel aus Zucker, das den Eiskristallen Paroli bietet. So bleiben Fichte und Tanne selbst in tiefsten Wintern grün.
Krankheiten und Schädlinge
Es gibt eine Reihe an Schädlingen, die Nadelbäume zum Fressen gernhaben. Die Lästigsten sind Spinnmilben, Miniermotten, Borkenkäfer und Läuse. Was dagegen hilft, kommt auf die Nadel an. Hier gilt: Je früher der Befall erkannt wird, desto schneller kann gehandelt werden. Das Institut für Pflanzenschutz aus Bayern empfiehlt generell: Schädlinge rechtzeitig absammeln, vor allem Rotfichten können betroffen sein. Das ist allerdings ziemlich aufwendig.
Deshalb geben die Bayerischen Experten den Rat, beim Spritzen mit Pflanzenschutzmitteln den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Am besten spritzt man bei mittleren Temperaturen. Hobbygärtner sollten zudem vor Beginn der Eiablage von Läusen und anderen Pflanzenschädlingen handeln. Denn sobald sich die kleinen Tiere in ihre Wachswolle hüllen, sind sie gut geschützt.