5. September 2024, 11:11 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Natur kann manchmal ganz schön clever sein. Manche Pflanzen wehren sich mit Stacheln oder Gerüchen gegen Fressfeinde oder sie bilden Ausläufer, um ihren Bestand und die Verbreitung zu sichern. Doch warum hat eine Birke eigentlich eine weiße Rinde? myHOMEBOOK hat bei Sebastian Mühlemann von der Bauer Baumschulen AG nachgefragt.
An Straßen und Alleen kann man manchmal weiß angestrichene Bäume sehen. Das hat einen bestimmten Grund. Auch Birken erkennt man aufgrund ihrer charakteristischen Färbung schon von Weitem. Doch warum ist die Rinde der Birke eigentlich weiß? Es hat denselben Grund, aus dem Alleebäume weiß gestrichen werden.
Darum sind Birken weiß
Birken hätten die weiße Rinde durch ihre Entstehung erhalten, um Temperaturschwankungen auszugleichen, erklärt Sebastian Mühlemann von der Bauer Baumschulen AG. „Vor allem im Winter, wenn die Sonne auf die Stämme scheint, erhitzen sich die Stämme dann weniger stark. Durch die Reflexion ist die Temperatur niedriger.“
Eine niedrige Temperatur im Winter sei notwendig, um gewisse Prozesse in Gang zu setzen, erklärt der Experte: „Unter minus fünf Grad beginnen die Gehölze, Zuckerkomplexe in ihre Zellwände einzubauen, um größere Frostperioden zu überstehen. Die Zellmembranen werden dadurch verdichtet und Wasser kann nicht mehr hin und her gelangen. Oberhalb dieser Temperaturmarke ist das Wasser in den Stämmen einigermaßen mobil und kann die Zellen noch ausreichend versorgen. Das bedeutet aber auch, dass bei längeren Frostperioden die Zellen kühl bleiben sollten, damit sie nicht austrocknen.“
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Doch die weiße Farbe der Birken, die übrigens Betulin genannt wird, hat noch weitere Vorteile: „Sie hat eine wasserabweisende Wirkung. Das heißt, dass weniger Wasser an den Stämmen haften kann, welches gefrieren würde und damit Frostschäden verursachen kann. Gehölze transportieren in der Frosthärtung nämlich das Wasser in das Stamminnere, um genau diesen Frost in den Zellen zu vermeiden. Eine Ausdehnung durch Gefrieren würde die Zellen zerstören“, erläutert Mühlemann. Außerdem sei die weiße Farbe an der Birke ein Schutz gegen Schädlinge, da sie eine antibakterielle Wirkung habe.
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Warum haben nicht alle Bäume eine weiße Rinde?
Mühlemann bezeichnet Birken als „Pioniergehölze“. Das bedeutet, dass sie zumeist als erste ihrer Art an ungeschützten Orten leben. „Sie wachsen vergleichsweise schnell, aber altern auch schnell und machen dann Platz für langsamer wachsende Gehölze“, erklärt der Experte. Sie sind somit der Witterung und der Sonnenstrahlung schutzlos ausgesetzt.
Das schnelle Wachstum hat aber auch Nachteile: „Schnelles Wachstum bedeutet auch Einbußen. Schnelle Zellen zu bilden heißt, auf Resistenzen verzichten zu müssen. Birken haben ein paar schädigende Pilze, etwa Hallimasch oder Birkenporling, welche eine Fällung erfordern, wenn sie sich in der Birke vermehren können.“
Das Gehölz könne sich schlecht gegen den Pilzbefall wehren, da es sich nicht darauf spezialisiert hat. „Die Rinde hilft, sich ein wenig von dieser Gefahr abzugrenzen. Andere Gehölze hingegen können durch langsames Wachstum ganz dichte Zellen bilden und sich so der Zersetzung teilweise entziehen.“