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Blauglockenbaum

Paulownia in der Schweiz verboten – bald auch in Deutschland?

Aufgrund der ausladenden Krone des Kiribaums ist er nur für große Flächen geeignet
Aufgrund der ausladenden Krone des Blauglockenbaums ist er nur für große Flächen geeignet Foto: GettyImages/fotolinchen
Lena Hackauf
myHOMEBOOK-Redaktion

2. April 2024, 10:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

In ihrem Holz binden Bäume Kohlendioxid. Der Blauglockenbaum wächst besonders schnell und entnimmt dadurch besonders viel CO2 aus der Luft. Deswegen wird er hierzulande als „Klimabaum“ gefeiert. In der Schweiz ist der Baum hingegen verboten. Warum ist das so?

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Ursprünglich stammt der Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa) aus Asien. Vor etwa 170 Jahren ist das schnell wachsende Gehölz erst nach Europa gekommen. „Im vorletzten Jahrhundert gab es viele Forschungsreisen, bei denen Pflanzen anderer Länder nach Europa geholt wurden“, erklärt Friedhelm Türich von der Baumschule Pieper gegenüber myHOMEBOOK. Die Pflanzen wurden dann in botanischen Gärten oder Pflanzensammlungen ausgestellt. Aufgrund der üppigen blauen Blütenpracht wird der Exot auch heute gern gesehen – zumindest in Deutschland. Die Schweizer schätzen den Baum anders ein. Der Schweizer Bundesrat hat nun ein Gesetz erlassen, das den Neophyten verbietet.

Blauglockenbaum in der Schweiz verboten

Ab dem 1. September 2024 sind einige beliebte Gartenpflanzen in der Schweiz verboten. Das beschloss der Bundesrat in einer Sitzung am 1. März. Wie es in der Pressemitteilung heißt, dürfen im September verschiedene invasive gebietsfremder Pflanzen nicht mehr verkauft und eingeführt werden dürfen. Unter ihnen befindet sich neben dem Schmetterlingsstrauch und dem Kirschlorbeer auch der Blauglockenbaum.

Gärtner müssen sich jedoch keine Sorgen machen, wenn der Baum bereits einen Platz im Garten gefunden hat. Diese Gehölze sind von dem Verbot ausgeschlossen, heißt es in der Mittelung des Schweizer Bundesrats.

In Deutschland wird der Blauglockenbaum als Klimabaum geschätzt

Während Paulownia in der Schweiz verboten ist, wird er in Deutschland gelobt und geschätzt. Aber warum eigentlich? Türich fallen da gleich verschiedene positive Eigenschaften ein: „Das Holz ist stabil und vor allen Dingen ganz leicht.“ Es sei zusätzlich leicht zu bearbeiten und ein guter Ersatz für viele Tropenhölzer, die ähnliche Eigenschaften aufweisen. „Das Holz vom Blauglockenbaum kann man zum Beispiel für Möbel, Musikinstrumente, Boote, Surfbretter oder Tiny Houses verwenden“, zählt der Experte auf.

Für den Hausbau sei das Holz besonders geeignet aufgrund seiner hervorragenden Isoliereigenschaften: „Die Dämmwirkung ist doppelt so hoch wie bei Eichenholz“, informiert Türich. Der Grund dafür sei die porenartige Struktur des Holzes.

Nicht zu vergessen ist wohl die wichtigste Eigenschaft: Der Blauglockenbaum wächst unheimlich schnell. „Er kann fünf Meter im Jahr in die Höhe wachsen“, erklärt Türich. Und weiter: „Dadurch dass dieser Blauglockenbaum so schnell wächst, bindet er natürlich sehr viel CO2.“ Ebendarum wird er in Deutschland auch als Klimabaum gefeiert. „Alles, was Holz ist, ist ja quasi gebundenes Kohlendioxid.“

Rein optisch macht der Baum natürlich auch etwas her. „Durch sein auffällig großes Laub wirkt er etwas exotisch“, meint Türich. Die Blätter können teilweise einen Durchmesser von bis zu 50 Zentimeter erreichen. Hinzu kommt natürlich auch die blaue Blüte der Pflanze, die den Kiribaum, wie er auch genannt wird, zu einem echten Hingucker macht. „So ähnlich wie eine Magnolie hat auch der Blauglockenbaum eine sehr auffällige Blüte“, meint der Experte.

Gut zu wissen: Diese positiven Eigenschaften sind übrigens das Produkt einer Kreuzung. „Das waren Paulownia fortunei und Paulownia elongata“, erklärt der Baumexperte.

Keimrate des Blauglockenbaums in Deutschland bei fast null Prozent

Die Frage, die sich nun stellt: Warum ist der Baum in der Schweiz verboten, trotz der positiven Eigenschaften, in Deutschland aber nicht? Laut des Experten sei das eine Frage der Einstellung. „Im Moment wird viel über Umwelt- und Naturschutz diskutiert. Da ist alles, was aus fernen Ländern stammt, nicht gern gesehen, weil es heißt, dass dies zu Veränderungen der heimischen Flora führt“, so der Experte. Ein Beispiel, das Türich da sofort einfällt, ist der Götterbaum. Dieser würde sich regional stark verbreiten, da er zur Bildung von Wurzelausläufern neigt.

Für den Blauglockenbaum gilt dies nicht. Lediglich abgesägte und nicht mit Wurzel gerodete Bäume treiben aus dem Boden aus: „Die Keimrate für die Sämlinge des Blauglockenbaums liegt in Deutschland bei fast null Prozent.“ Das bedeutet, dass die Samen kaum eine Chance haben, zu keimen und so zu einem Baum heranzuwachsen. Grund seien die hiesigen niedrigen Temperaturen und der Lichtverfügbarkeit. „In unseren Wäldern hätte Paulownia keine Chance gegen die einheimischen Bäume“, meint Türich.

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„In der Schweiz könnte ich mir vorstellen, dass vielleicht die Klimaverhältnisse in manchen Gegenden ein bisschen anders sind“, vermutet der Experte. Die konträre Einschätzung könnte eben dadurch entstanden sein, dass in Bereichen beobachtet wurde, dass der Baum sich ausbreitet. Das bedeutet: Während Paulownia für Bäume in Deutschland keine Konkurrenz darstellt, kann das für Schweizer Wälder anders aussehen.

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Privatpersonen sollte das laut des Experten ohnehin nicht stören: „Dadurch dass Paulownia so schnell wächst und relativ groß wird – auch in der Breite – ist der Baum eigentlich für den normalen Hausgarten nicht brauchbar.“ Der Blauglockenbaum sei aufgrund der ausladenden Krone eher für Plantagen geeignet, um schnell Holz zu produzieren.

Alternativen gibt es für den Blauglockenbaum zur Genüge. Türich kennt etwa den Amberbaum, der ebenfalls als Klimabaum gefeiert wird und eine tolle Herbstfärbung besäße. „Auch die Felsenbirne, der Hartriegel oder die Kornelkirsche kann man alternativ in den Garten pflanzen.“

Themen Bäume Gartenpflanzen
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