13. Februar 2024, 17:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wer Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten ernten möchte, kommt im ersten Jahr um die Anschaffung von Saatgut aus dem Handel meist kaum drumherum. In den Folgejahren können Hobbygärtner aber Samen ihrer Lieblingssorten unkompliziert selbst gewinnen. myHOMEBOOK-Autorin Marike Stucke erklärt, wie das funktioniert und wie das Saatgut für beste Ernteergebnisse am besten aufbewahrt wird.
Gemüse ansäen, nach der Blüte die Samen ernten und für immer Saatgut umsonst bekommen? Ganz so einfach ist es leider nicht. Tatsächlich können Gärtner aber erstens eine Menge Geld sparen, wenn sie eigenes Saatgut gewinnen. Zweitens können so immer wieder die Lieblingssorten im Beet landen. Leider eignen sich nicht alle Pflanzen zum Gewinnen von Saatgut.
Aus welchen Pflanzen kann man Saatgut gewinnen?
Grundsätzlich können Gärtner nur das Saatgut von Gemüsepflanzen, im Sommer blühenden Blumen und einigen Stauden ernten. Aber selbst hier gibt es Ausnahmen. So gibt es im Gemüsepflanzenbereich einige Hybridarten (gekennzeichnet mit F1), die durch Zucht entstanden sind. Werden die von diesen Pflanzen gewonnen Samen ausgesät, können hierbei Früchte entstehen, die sich von denen der Ursprungspflanze stark unterscheiden
Vorsicht ist auch bei Kürbissen und Zucchini geboten. Kreuzen sich diese durch Bestäubung mit Zierkürbissen, können die Samen aus den so entstandenen Früchten Pflanzen hervorbringen, die giftige Früchte tragen. Experten sprechen dabei auch von „Verkreuzungen“.
Viele gefüllte Blumensorten sind darüber hinaus nicht bestäubungsfähig. Aber auch einige exotische, nicht heimische Pflanzen bilden in unseren Breiten keine befruchtungsfähigen Blüten aus. Abgesehen von diesen Ausnahmen ist das Gewinnen von Saatgut von so gut wie allen Obst- und Gemüsepflanzen möglich.
Dazu passend: 4 Fehler, die man bei der Ernte von Samen unbedingt vermeiden sollte
Saatgut gewinnen – das ist zu beachten
Neben geeigneten Pflanzen sollte man zudem auf einige weitere Faktoren achten, wenn man Saatgut gewinnen möchte.
1. Saatgut aus gesunden und kräftigen Pflanzen ziehen
Wer aus seinem eigenen Saatgut kräftige Pflanzen ziehen möchte, sollte natürlich für die Saatgut-Ernte ebenfalls besonders kräftige und gesunde Pflanzen auswählen, die reichlich Ernte einbringen. Saatgut von kranken Pflanzen eignet sich meist nicht, da auch die Nachkommen krankheitsanfälliger sein können. Manche Erkrankungen können sogar auf das Saatgut übertragen werden. So entsteht ein gefährlicher Teufelskreis, der meistens nur frustrierende Ergebnisse bringt.
2. Pflanzen zur Saatgutgewinnung erst spät ernten
Früchte einer Pflanze, die für die Gewinnung von Saatgut vorgesehen sind, sollten erst sehr spät geerntet werden. Nur wenn die Frucht vollreif ist, sind auch die Samen komplett fertig ausgebildet und können kräftige Nachkommen erzeugen.
3. Saatgut von Fruchtfleisch befreien und reinigen
Generell sollte Saatgut gut von jeglichem Fruchtfleisch gereinigt werden. Dies verhindert, dass das Saatgut während der Aufbewahrung beginnt zu schimmeln oder Ungeziefer anlockt.
In den meisten Fällen bietet es sich an, das Saatgut vorsichtig aus der Frucht zu lösen und größere Samenkörner in einem feinen Sieb zu waschen. Anschließend müssen die Samen gründlich auf einem Handtuch oder Küchenkrepp getrocknet werden. Fruchtfleisch, das jetzt noch an den Samen hängt, kann im trockenen Zustand meist ganz einfach abgezogen werden.
Generell sollten Samen lieber zu lang als zu kurz trocknen. Als Faustregel gilt hier: mindestens eine Woche. Hierbei bietet sich ein trockener und dunkler Platz an, damit die Samen nicht beginnen zu keimen.
4. Samen richtig aufbewahren
Sind die Samen richtig durchgetrocknet, sollten jede Sorte ein eigenes Samentütchen aus Papier erhalten und passend beschriftet werden. Hier sollte nicht nur die Sorte auf der Tüte vermerkt werden, sondern auch die Eigenschaften („gelbe Früchte“, „rote Blüten“ oder „süße Früchte“) und das Jahr der Samenernte.
Samen sind richtig aufbewahrt bis zu zehn Jahre keimfähig. Dennoch sollten ältere Samentütchen dementsprechend früher verbraucht werden als jüngere. Auch gebrauchte und gut gereinigte Marmeladen- oder Pestogläser eignen sich zur Aufbewahrung von Saatgut. Hier muss das Saatgut aber besonders gut getrocknet werden, da sich in den Gläsern sonst Feuchtigkeit sammeln und Schimmel entstehen kann.
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Keimen alte Samen noch?
Fragt man sich, ob die Samen noch gut sind, rät die Bayerische Gartenakademie zu einer Probeaussaat. Diese empfiehlt sich allerdings nur, wenn man genug Samen dafür und für die weitere, eigentliche Aussaat hat.
Dazu säen Hobbygärtner zur Probe genau abgezählt ein paar Körnern aus. Nach zwei, spätestens aber vier Wochen keimen die Pflanzen in der Regel. Funktioniert das allerdings bei weniger als der Hälfte der Samen, sollte man für die größere Aussaat lieber neue Tütchen kaufen.
So behalten Sie beim Saatgut den Überblick
„Wer sein Saatgut in Papiertüten aufbewahren möchte, kann hier auf die kostengünstigen Frühstückstüten aus Papier zurückgreifen. Hat sich bereits eine kleine Sammlung aus eigenem Saatgut ergeben, bietet sich eine Saatgutkiste an, die ganz einfach selbst gemacht werden kann. Hierfür eine Holzkiste mit Deckel oder einen Schuhkarton bemalen oder bekleben. Die Saatguttüten nun aufrecht nach Gemüseart (oder Blumenart) sortiert in die Kiste stellen. Registerkarten aus Pappe sorgen für den nötigen Überblick. So kann zum Beispiel nach Blumen, Nachtschattengewächsen, Salaten etc. sortiert werden. Mit dem Deckel die Kiste verschließen und diese an einem trockenen und eher kühlen Ort aufbewahren. Bei manchen kann dies eine ungeheizte Abstellkammer sein, wer einen trockenen Keller hat, hat hier den perfekten Ort für sein Saatgut gefunden. Bis zum nächsten Frühjahr kann das Saatgut hier dann auf seinen nächsten Einsatz warten. Und selbstverständlich können sich hier auch gekaufte Samentüten zu den selbstgewonnenen gesellen.“– Marike Stucke, myHOMEBOOK-Autorin