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Ha-Ha und Zier-Eremit

Kuriose Gartenkunst der englischen Geschichte

Gartenkunst: Blick auf Fluss mit steinerner Brücke in einem englischen Landschaftsgarten
Alles nur fake? Stourhead ist eine berühmte englische Gartenlandschaft mit neu errichteten Brücken und Tempeln, die auf alt getrimmt sind Foto: Getty Images
Christian Glass
Christian Glass Redakteur

13. September 2021, 21:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die englische Gartenkunst birgt sonderbare Blüten. Mit ein paar Tricks verwirklicht man atemberaubende Effekte dieser Kunst auch im eigenen Garten.

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Strawberry Hill ist ein englisches Anwesen mit einem imposanten Landschaftsgarten und einem neogotischem Landhaus. Haus und Garten hat Horace Walpore im 18. Jahrhundert errichten lassen. Der exzentrische Adelige schrieb nicht nur eines der ersten großen Bücher über die englische Gartenkunst, er erlangte Berühmtheit auch mit dem von ihm verfassten ersten Schauerroman. Ein gruseliger Geist in Rittergestalt stellt darin einer schönen Frau nach. So bizarr und ulkig, so war „Das Schloss von Otranto“ zu seiner Zeit Kult. Für heutige Leser ist dieser frühe Horrorroman eher faszinierender Trash. Der obskure Plot ist so verschlungen wie die Gartenkunst der romantischen Zeit. Und die wirkt bis heute sogar in unsere Gärten nach.

Schräge Gartenkunst auch in Deutschland

Irritierende Wasserspiele, verwinkelte Perspektiven, falsche Grotten und Pagoden – und noch falschere Eremiten. Die Epoche der Romantik war neben Musik, Malerei und Literatur auch eine Ideen-Wiege der Gartenkunst. Über England schwappte die neue Gartenmode mit der Zeit auf den Kontinent herüber. Das zeigte sich dann bald in vielen Gärten und Parks der aufgeklärten deutschen Fürsten. Ganz vorne lag übrigens Graf von Pückler-Muskau. Die großartige Parklandschaft in Bad Muskau (Sachsen) kann man heute noch bewundern.

Die verspielte, romantische Gartenkunst liegt vielen womöglich fern. Dennoch können ambitionierte Hobbygärtner – zugegeben im Kleinen – die verrücktesten Tricks auch im eigenen Garten verwirklichen. myHOMEBOOK zeigt die besten Tipps und Tricks:

Ha-Ha – die versenkten Wege der Gartenkunst

Wer mag schon begrenzende Mauer oder Zäune im Garten? Die Frage stellten sich auch englische Landschaftsarchitekten im 18. Jahrhundert – und erfanden das Ha-Ha. Darunter versteht man einen abgesenkten Weg oder eine vertiefte Begrenzung des Grundstücks. Was man nicht sieht, erzielt ein Gefühl von ausladender Weite. Begrenzungen fallen zumindest augenscheinlich weg.

Wie man einen Ha-Ha anlegt

Wege im englischen Gartenstil sind zumeist gewunden, verschlungen, eher verborgen. Wie man das erreicht? Indem man den Weg beim Anlegen etwas absenkt. Das muss jetzt nicht ein metertiefer Ha-Ha sein. Seien es nur einige tiefere Zentimeter und kaschierende Kräuter, Gräser und Rabatte links und rechts – der Effekt ist grandios. Denn was der Weg nicht mehr unterbricht, ist die weite Sichtachse. Das gilt natürlich für große Flächen. Dennoch kann man auch im kleinen Garten einen Ha-Ha anlegen. Zum Beispiel, indem man zwischen einer höher gewachsenen Wiese einen kurz geschorenen Rasenweg anlegt.

Sichtachsen und Aussichtspunkte

Was ist der klassische Ruhepunkt im Garten? Zu Zeiten der Romantiker waren das lichte Stellen zwischen Bäumen und Großsträuchern mit einladenden Sitzgelegenheiten. Und gerne mit Blick auf kleine auf alt gestaltete Tempel oder Grotten. Die standen zumeist so fern, dass man den Fake von weiten nicht ansah.

Wie man einen Ruhepunkt im Garten anlegt

Blickpunkte schafft man im eigenen Garten, indem man schöne Gehölze solitär setzt. Die zeigen ihre ganze Blüten- und Laubpracht dann geradezu spektakulär. Tipp: Japanische Scheinkamelie. Das Gehölz oder der Großstrauch ist auch hierzulande winterhart und verzaubert durch die weißen Blüten und ihre spektakuläre Laubfärbung im Herbst. Eine Sitzbank oder schöne Gartenstühle in der Nähe und mit der richtigen Blickrichtung – und schon ist Magie im Garten angesagt. Mit Witz und Mut kann man auch im eigenen Garten eine kleine Grotte oder gar eine exotische Mini-Pagode errichten.

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Wasserspiele für den Garten

Wo es rauscht, ist Lust nicht weit. Wasserspiele – ob raffiniert oder opulent – begleiten Besucher in romantischen Parkanlagen noch heute. Teich, Flüsschen oder See – Wasser ist in der romantischen Gartenkunst kaum wegzudenken. Die Lichtspiegelungen auf der Wasseroberfläche schaffen irritierende Momente.

Wie man Teich oder Wasserspiel im Garten anlegt

Hobbygärtner können auch im Kleinen eine romantische Wasser-Szenerie schaffen. Bei einem Grundstück mit Gefälle bietet sich ein Arrangement mit einem künstlichen Fluss an. Wer es toppt, baut einen kleinen Wasserfall mit Steinen ein. Auch ein natürlicher Gartenteich bietet Romantik pur. Der kleine See im Garten ist zudem ein Biotop für viele kleine Gartenbewohner. Wo der Platz nicht reicht: Selbst eine Schale oder ein Regenfass bezaubert.

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Eremiten? Was ist das?

Sogenannte Zier-Eremiten waren die ganz große Attraktion in romantischen Parklandschaften. Zumeist waren das von den Fürsten angestellte Menschen, die sich zu einer bestimmten Zeit am Tag den Besuchern zeigten. In Kostüm und vor einer falschen Grotte oder Eremitage sitzend, haben die frühen Schauspieler eine ursprüngliche Lebensweise vorgegaukelt. Da wurden mitunter auch Gedichte und Zitate alter Griechen vorgetragen. Vor allem ging es aber um die groteske Attraktion.

Eremiten in unseren Gärten?

Wer Witz beweist, bucht heutzutage einen Studenten zu Weihnachten. Anstatt des Weihnachtsmanns kommt dann ein Garten-Eremit. Es geht aber auch anders. In alten Zeiten wurden mancherorts tatsächlich mechanische Holzpuppen als Eremiten-Ersatz eingesetzt. Kamen dann Fürsten und deren Entourage vorbei, wackelte jemand an den Puppen und rezitierte einige erbauliche Sätze im Stillen. Die Figuren wurden teilweise auch mechanisch in Bewegung gebracht. Man könnte das als Vorform einer Geisterbahn auf dem Rummel betrachten. Heutzutage winken vielerorts knallbunte Gartenzwerge.

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