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Expertin erklärt

Warum man im Winter keine Schnittblumen kaufen sollte

Im Februar sieht man bereits in vielen Supermärkten Tulpen und andere Schnittblumen, die noch keine Saison haben
Im Februar sieht man bereits in vielen Supermärkten Tulpen und andere Schnittblumen, die noch keine Saison haben Foto: Getty Images / Borisenkov Andrei
Franka Kruse-Gering
Redakteurin

9. Februar 2024, 11:05 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Wir sehnen uns nach Frühling – da kommt doch gerade recht, dass der Blumenladen um die Ecke frische Tulpen verkauft. So zaubert man sich ein kleines bisschen Frische und Freude in die heimischen vier Wände. Allerdings sollte momentan lieber noch die Finger von Tulpen und manch anderen Schnittblumen lassen.

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Schon für unter fünf Euro bekommt man im Supermarkt im Februar Schnittblumen. Auch Blumengeschäfte haben bereits ein breites Angebt. Das sieht im ersten Moment für Blumenfreunde großartig aus. Für wenig Geld lässt sich so der Frühling in die Wohnung holen. myHOMEBOOK hat genauer hingeschaut und mit Corinna Hölzel gesprochen. Sie ist Pestizidexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Sie erklärt, warum es keine gute Idee ist, im Februar bereits Schnittblumen zu kaufen.

Darum sollte man keine Schnittblumen im Februar kaufen

Hand aufs Herz: Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, sollte klar sein, dass die Schnittblumen, die man im Februar in Deutschland kaufen kann, nicht in Deutschland gewachsen sind. Und wenn doch die ein oder andere Blume in Deutschland produziert wurde, dann mit einem hohen Energieaufwand. Die Temperaturen im Winter lassen einfach keinen natürlichen Wuchs zu.

Das bestätigt auf Nachfrage von myHOMEBOOK auch BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel: „Schnittblumen im Winter, besonders Rosen, haben einen langen Weg hinter sich. Rosen werden beispielsweise aus Kenia mit dem Flugzeug eingeflogen.“ Jährlich kämen so rund 330 Millionen Stück aus afrikanischen Ländern zu uns nach Deutschland, erklärt sie weiter.

Doch nicht nur lange Transportwege seien ein Problem: „Außerdem werden beim Anbau von Schnittblumen reichlich Pestizide eingesetzt, vor allem Insektizide und Fungizide. Viele dieser Stoffe schaden der Artenvielfalt und belasten Böden, Gewässer und die Luft. Besonders im globalen Süden kommen häufig Pestizide zum Einsatz, die sehr gefährlich für die Produzent*innen sind“, erläutert Hölzel.

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Daher kommen Tulpen und Rosen im Winter nach Deutschland

Rosen kämen vornehmlich aus Afrika, verrät die Expertin. Hauptsächlich aus Kenia, Sambia und Äthiopien. Tulpen hingegen kämen zum Teil aus Holland in Form von Zwiebeln und Schnittblumen. Aber nur zum Teil, betont Hölzel: „So viel Kapazitäten gibt es da auch nicht. Sicher werden auch viele Tulpen aus dem nichteuropäischen Ausland importiert. Hier gibt es keine öffentlich zugänglichen Zahlen.“

Ein Beweis für die Anlieferung von weit her sei unter anderem der geringe Preis, den man stellenweise im Supermarkt für einen Strauß zahlen muss, erklärt die Expertin, „wo zu Billiglöhnen produziert wird.“

Als Käufer hat man nur begrenzt Chancen zu erfahren, woher Schnittblumen stammen

Blumen würden in der Regel auf Blumenmärkten verkauft, erklärt Hölzel. Selbst die Händler wüssten nicht, welche Produktionsketten die Blumen durchlaufen haben. In Einzelfällen kann es allerdings etwas anders laufen: „Ausnahmen könnten Biobetriebe, Slowflower Betriebe oder regionale Gärtnereien sein, die ihre Ware selbst produzieren oder die Produzenten kennen“, verrät Hölzel.

Mehr dazu: Kennen Sie schon die Slowflower-Bewegung?

Wer pestizidfreie Schnittblumen möchte, muss suchen

Schnittblumen würden nicht immer unter dem Einsatz von Pestiziden gezüchtet. Es gäbe auch Schnittblumen in Bio-Qualität bei uns in Deutschland, erklärt die Expertin. Allerdings seien unsere klimatischen Bedingungen nicht die Besten: „Bei uns wachsen da nur die ersten Frühblüher wie Ranunkel, Anemonen oder Tulpen. Ganz ohne Gewächshaus geht es nicht“, heißt es.

Leider haben Gewächshäuser, gerade bei kalten Außentemperaturen, den Nachteil, dass sie einen enorm hohen Energieverbrauch haben. Zum einen sieht somit die Ökobilanz die Pflanzen recht schlecht aus und auch ihr Preis ist dementsprechend hoch. Nicht zuletzt in Zeiten von steigenden Energiepreisen.

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Es müssen nicht immer Schnittblumen sein

Gerade zum Valentinstag im Februar werden sehr gern Blumen verschenkt. Die Expertin hat allerdings ein paar Tipps, wie man etwas Schönes verschenken kann und nicht extra Schnittblumen kaufen muss: „Schöne Alternativen sind auch Trockenblumen oder blühende Zweige von Kirsche oder Forsythien, die sind unbelastet, wachsen hier und blühen länger als Blumensträuße. Man muss sie einige Wochen vor dem Valentinstag im Zimmer ins Wasser stellen.“ Auch kann man auf Topfpflanzen ausweichen, allerdings sollte man auch hierbei auf ein Bio oder Fair-Trade-Siegel achten.

Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin

Warum dürfen in Deutschland pestizidbelastete Pflanzen verkauft werden, obwohl die eingesetzten Pestizide in Deutschland verboten sind?

„Das ist in der Tat skandalös. Produzenten wie Bayer und BASF dürfen Pestizide herstellen, die hier verboten sind und außerhalb der EU verkaufen. Theoretisch dürfen Pflanzen, Lebensmittel und andere Produkte, die Pestizide ohne EU-Zulassung enthalten, nicht nach Deutschland eingeführt werden. Allerdings gibt es kaum Kontrollen und wenn doch, dann gibt es keine Sanktionen. Es existiert also überhaupt kein Anreiz für Hersteller und Händler, sich für Pestizidreduktion einzusetzen. Der BUND fordert seit Jahren ein solches Exportverbot für gefährliche Pestizide. Das ist sogar im Koalitionsvertrag vereinbart.“Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin
Themen Blumen Nachhaltig leben
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