27. Juli 2024, 6:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Diese Wildstaude hat es in sich: Sie hat märchenhafte blaue Blüten, ist eine super Insektenpflanze, ist sehr robust und dazu noch essbar. Alles, was Sie über Gemeine Wegwarte wissen müssen, erfahren Sie hier.
Fast jeder hat die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus), die auch als Gewöhnliche Wegwarte oder Zichorie bekannt ist, schon gesehen. Sie gehört zur Familie der Korbblütler und ist die wilde Verwandte von Chicorée, Endivie und Radicchio. Sie ist oft an Weg- und Feldrändern, Schotterwegen und Bahndämmen zu finden. Die sagenumwobene Pflanze ist in Mitteleuropa heimisch und war 2005 Gemüsepflanze des Jahres, 2009 Blume des Jahres und 2020 Heilpflanze des Jahres. Aus ihrer Wurzel lässt sich ein Kaffee-Ersatz herstellen und auch Blüten und Blätter sind essbar.
Übersicht
Aussehen und Wuchs
Die zwei- bis mehrjährige Pflanze bildet im ersten Jahr eine Blattrosette aus, die an Löwenzahn erinnert. Im zweiten Jahr folgt der kantige, hohle, rau behaarte Stängel, der sich nach oben hin sparrig verästelt. Die hellblauen Blüten, die ab Juli erscheinen, sitzen direkt am Stängel. Die Wegwarte hat ihren ganz eigenen Rhythmus: Gegen sechs Uhr morgens öffnet sie ihre Blüten, gegen Mittag schließt sie sie schon wieder. An Tagen, an denen der Himmel dunkel bedeckt bleibt, öffnet die Wegwarte ihre Blüten gar nicht. Nach der Samenreife stirbt die Pflanze oft ab. An Standorten, an denen sie sich besonders wohlfühlt, treibt sie mitunter im Frühjahr wieder aus.
Gemeine Wegwarte pflanzen und säen
Wer Wegwarte pflanzen möchte, macht das am besten im Frühjahr. 40 Zentimeter sind ein guter Pflanzabstand. Ausgesät wird die Wegwarte entweder im Frühjahr oder im Herbst. Ab April kann sie vorgezogen werden, ab Mai kann sie direkt ins Beet gesät werden. Die Saattiefe beträgt ein bis zwei Zentimeter.
Standort und Boden
Die Wegwarte bevorzugt einen Platz an der Sonne. Der Boden sollte sandig-lehmig, tiefgründig und nährstoffreich sein. Obwohl die Pflanze aufgrund ihrer langen Pfahlwurzel mit Trockenzeiten gut klarkommt, wirkt sich ein nicht zu trockener Boden günstig auf die Blütenentwicklung aus.
Besonders gut passt die Wegwarte in naturnah gestaltete Gärten. Kombinieren lässt sie sich mit Wildstauden wie beispielsweise der Gemeinen Ochsenzunge, der Acker-Glockenblume oder der Wilden Möhre.
Wer keinen Garten zur Verfügung hat, kann die Wegwarte auch in einen Kübel pflanzen. Am besten geeignet sind hohe Pflanzgefäße, wie sie auch für Rosen verwendet werden, damit die lange Wurzel genügend Platz findet.
Sortentipps
Neben der weißblütigen Weißen Wegwarte (Cichorium intybus `Alba‘) gibt es noch einige Unterarten, zu denen Chicorée, Endivie und Radicchio gehören.
Gemeine Wegwarte pflegen
Die Wegwarte braucht kaum Pflege. Was dennoch zu tun ist, erfahren Sie im Folgenden:
Bewässerung
Mithilfe ihrer langen Pfahlwurzel kann sich die Pflanze in der Regel gut selbst mit Wasser versorgen. Sollte es lange Zeit trocken sein, kann eine Wassergabe ihre Blühfreudigkeit anregen.
Düngung
Wächst die Wegwarte im Kübel, bekommt ihr ein gelegentlich verabreichter organischer Dünger gut. Im Freiland wachsende Exemplare können ebenso gedüngt werden, meist ist das aber nicht nötig.
Schnitt
Geschnitten wird die Wegwarte am besten bodennah im Frühjahr. Denn die Samenstände sind im Herbst und Winter ein ideales Vogelfutter, das Meisen, Finken und einigen anderen Vögeln schmeckt. Nur wer eine Selbstaussaat verhindern möchte, schneidet die Pflanze vor der Samenreife zurück.
Vermehrung
Vermehren lässt sich die Pflanze über Aussaat. Lässt man die verblühte Wegwarte im Beet stehen, vermehrt sie sich problemlos über Selbstaussaat. Alternativ kann man das Saatgut einsammeln, trocknen lassen und es entweder schon im Herbst an gewünschter Stelle aussäen oder es trocken, dunkel und kühl für die Aussaat im folgenden Jahr aufbewahren.
Überwinterung
Die Gemeine Wegwarte ist vollkommen winterhart und braucht keinen Winterschutz. Die oberirdischen Teile der Pflanze sterben im Winter zwar ab, aber im Frühjahr treibt die Wegwarte wieder aus.
Giftigkeit
Die Gemeine Wegwarte ist nicht nur ungiftig, sondern sogar essbar.
Alternativen
Hat man es nicht auf eine Ernte abgesehen, sondern auf die märchenhaften, blauen Blüten, sind Radicchio, Endivie oder auch der Zuckerhut attraktive Alternativen. Ebenfalls schöne blaue Blüten bilden Kornblumen und Borretsch. Beide Pflanzen haben einen ähnlich wilden Charme wie die Wegwarte und sind auch sehr insektenfreundlich.
Bienenfreundlichkeit
Die Gemeine Wegwarte ist eine fantastische Insektenweide mit einem sehr hohen Nektar- und Pollenwert. Ganze 87 Wildbienenarten, darunter 18 spezialisierte Arten, verschiedene Raupen, Schwebfliegen und Käfer nutzen das Nahrungsangebot der Pflanze.
Krankheiten und Schädlinge
Von Krankheiten und Schädlingen bleibt die robuste Wegwarte weitgehend verschont.
Ernte
Die jungen Blätter können von April bis zum Beginn der Blüte geerntet werden – am besten immer nach Bedarf. Gut verpackt in einer geschlossenen Plastiktüte hält sich das frische Grün aber auch ein paar Tage im Kühlschrank. Auch die Blüten sind essbar. Die Wurzel wird von Oktober bis ins Frühjahr hinein geerntet.
Anwendung als Heilmittel
Die Wegwarte gilt als appetit- und verdauungsanregend und soll auch bei Magen- und Darmbeschwerden nützlich sein.
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Verwendung in der Küche
Die jungen Blätter eignen sich als Zutat für Salat, Spinat, Gemüsegerichte, Suppen und Saucen. Die Blüten machen sich gut als essbare Dekoration auf Salaten, und die Wurzel kann getrocknet, geröstet und gemahlen als Kaffee-Ersatz genutzt werden.
Mein persönlicher Tipp
„Die Samen der Wegwarte sind für manche Vögel ein Leckerbissen. Genauso übrigens auch die Samen von Borretsch, Sonnenblumen und Ringelblumen. Lässt man die verblühten Pflanzen stehen, dienen sie eine Zeit lang als Vogelfutterstationen.“