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Für mehr und bessere Erträge

Worauf man beim Veredeln von Gemüse achten sollte

Gemüse veredeln
Gurken, aber auch Kürbisse, Auberginen oder Zucchini lassen sich gut veredeln Foto: Getty Images
Katharina Petzholdt
Garten-Autorin

3. Mai 2024, 6:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Aus zwei mach eins: Beim Veredeln werden zwei unterschiedliche Pflanzen so miteinander verbunden, dass sie zu einer einzigen Pflanze werden. Dieses Verfahren verspricht gesündere Pflanzen und bessere Ernten. Was es mit diesen Techniken auf sich hat.

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Ist von Veredelung die Rede, denken die meisten Gärtner sicher an Obstbäume oder Rosen. Denn Veredelung ist hier gang und gäbe. Dass man auch Gemüse veredeln kann, ist weit weniger bekannt. Unter Veredelung versteht man das Zusammenführen zweier unterschiedlicher Pflanzen zu einer einzigen Pflanze. Dabei verbindet man die sogenannte Unterlage, der untere Stängelteil und das Wurzelwerk einer Pflanze, mit dem oberen Teil einer anderen Pflanze, der auch Edelreis oder Edelsorte genannt wird.

Das sind die Vorteile veredelter Pflanzen

Die Unterlagen veredelter Pflanzen stammen häufig von Wildformen oder von Sorten, die speziell als Unterlage für die Veredelung gezüchtet worden sind. Sie sind kräftiger im Wuchs und widerstandsfähiger, vor allem gegen bodenbürtige Krankheiten. Die Edelsorte hingegen bestimmt die Qualität der Früchte. „Beim Veredeln kombiniert man also die Vorzüge zweier unterschiedlicher Pflanzen miteinander, sodass die veredelten Pflanzen insgesamt wuchskräftiger und robuster sind und auch bei ungünstiger Witterung mehr und bessere Erträge liefern“, sagt Sandra von Rekowski vom Bundesverband der Kleingartenvereine Deutschlands e.V.

Welche Gemüsearten werden veredelt?

Nicht jedes Gemüse ist geeignet und kann man veredeln. Aber Fruchtgemüse wie Tomaten, Paprika, Auberginen, Gurken, Melonen, Kürbisse und Zucchini kann man gut veredeln. Eine wahllose Kombination von Pflanzen funktioniert aber nicht. Damit die Veredelung klappen kann, müssen die Pflanzen aus derselben Pflanzenfamilie stammen. So können Tomaten, die zu den Nachtschattengewächsen gehören, gut als Unterlage für andere Nachtschattengewächse wie Paprika, Peperoni oder Auberginen dienen. Tomaten können aber nicht mit Gurken, Melonen, Kürbissen und Zucchini verbunden werden, weil diese allesamt zur Familie der Kürbisgewächse gehören.

Veredelte Gemüsearten werden sowohl im Erwerbsanbau als auch im Hobbygartenbereich eingesetzt und können in Gartencentern, Baumärkten und im Online-Pflanzenhandel erworben werden.

Für wen sich veredelte Gemüsepflanzen eignen

Besonders für Gartenanfänger und für Menschen, die schnelle Erfolge sehen möchten und wenig Zeit und Platz haben, können veredelte Gemüse eine interessante Variante sein. Allerdings sind diese Pflanzen im Vergleich zu nicht veredelten Gemüsepflanzen deutlich teurer. Wirkliche Begeisterung kann Sandra von Rekowski für den Kauf solcher Pflanzen nicht aufbringen: „Man kann sie natürlich kaufen, muss man aber nicht. Der Nachteil ist ja, dass man die Sorte, die man gerne hätte, vermutlich nicht bekommt. Da ist mir Selberziehen lieber. Wer mag, kann eine Veredelung mit einer Sorte seiner Wahl ja mal selbst ausprobieren. So schwer ist das nicht.“

Veredelungstechniken

Um Gemüse zu veredeln, gibt es mehrere Techniken, die Kopfveredelung und die Gegenzungen-Veredelung.

Die Kopfveredelung

Die Kopfveredelung wird bei Tomaten, Auberginen, Paprika und Peperoni angewandt. Dabei wird zuerst der Stiel der als Unterlage vorgesehenen Pflanze unter den Keimblättern durchtrennt. Bei der Edelsorte wird der Stängel oberhalb der Keimblätter durchgeschnitten. Dann setzt man die Edelsorte mithilfe eines Veredelungsclips so auf die Unterlage, dass die Schnittflächen beider Pflanzen genau aufeinander liegen und in vollflächigem Kontakt zusammenwachsen können.

Die Gegenzungen-Veredelung

Die Gegenzungen-Veredelung wird oft bei Gurken angewandt. Dabei wird die gewünschte Gurkensorte auf Kürbis, häufig auf den Feigenblattkürbis, veredelt. Der Stiel der Unterlage wird von oben nach unten schräg eingeschnitten. Der Stiel der Gurkensorte wird in gleicher Höhe entgegengesetzt eingeschnitten. Dann werden die Schnittflächen passgenau ineinandergeschoben und mit einem Veredelungsclip fixiert, sodass die Pflanzen, die dann dicht nebeneinander in einen Topf gepflanzt werden, zusammenwachsen können. Wenn die Pflanzen zusammengewachsen sind, werden der obere Teil der Kürbispflanze und der untere Teil der Gurkenpflanzen entfernt.

Die Tomoffel
Eine besondere Form der Veredelung, die man aufgrund ihres Namens fast für einen Aprilscherz halten könnte, ist die Tomoffel. Diese Kunstpflanze besteht aus einer Tomatensorte, die auf der Unterlage einer Kartoffel sitzt. Sie produziert unterirdisch Kartoffeln und oberirdisch Tomaten. Eine Kombination, die Sandra von Rekowski in dieser Saison selbst mal ausprobieren möchte.

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Voraussetzungen für eine gelingende Veredelung

Unabhängig von der Veredelungstechnik sind sowohl bei der Veredelung selbst, als auch bei der Pflege der frisch veredelten Pflanzen ein paar Dinge zu beachten. „Damit die Pflanzen gut zusammenwachsen können, ist es sehr wichtig, dass die Pflanzenstängel der beiden zu verbindenden Pflanzen gleich dick sind“, erklärt Garten-Expertin von Rekowski und ergänzt: „Außerdem sollten für den Schnitt nur saubere und sehr scharfe Messer oder Rasierklingen verwendet werden, damit die Stängel nicht gequetscht oder mit Krankheiten infiziert werden.“

Nach der Veredelung brauchen die Pflanzen eine Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit, um gut zusammenwachsen zu können. Ein Zimmergewächshaus oder eine durchsichtige Plastiktüte können für die nötige Feuchtigkeit sorgen. Direkte Sonneneinstrahlung ist zu vermeiden. Nach etwa fünf Tagen kann man damit beginnen, die Pflanze kurz zu lüften und sie nach und nach vorsichtig abzuhärten. Nach rund zehn Tagen sind die Pflanzen zusammengewachsen und man kann die Fixierung lösen. Ganz wichtig beim Pflanzen: Die Veredelungsstelle muss über der Erdoberfläche liegen.

Katharina Petzholdt
Garten-Autorin

Übung macht den Meister

„Für experimentierfreudige Gärtner kann die Veredelung von Gemüse ein interessantes Vergnügen sein. Aber auch wenn diese Techniken kein Hexenwerk sind: Ganz ohne Verluste wird es sicher nicht laufen, wenn man sich erstmals an ihnen versucht. Also: Geduld bewahren!“

Themen Gemüse
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