9. Juli 2024, 16:13 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Allein bei dem Wort „Giersch“ stellen sich den meisten Hobbygärtnern die Haare auf. Es ist ein weitverbreitetes Wildkraut – in freier Natur und zum Leidwesen vieler auch im heimischen Garten. Aber er ist zu Unrecht so unbeliebt. Manche schätzen seine heilsame Wirkung und verarbeiten die Blätter zu Suppe oder Pesto.
Giersch (Aegopodium podagraria) zählt zu den hartnäckigsten Unkräutern in hiesigen Gärten. Manche schätzen ihn als Heil- oder Würzpflanze, für andere gilt er als lästiges Unkraut, welches bekämpft werden sollte. Dabei macht es der Giersch dem Gartenbesitzer wirklich schwer, da er sich mit dem Wurzelgeflecht aus Kriechtrieben (Rhizome) unterirdisch rasant ausbreitet. Zudem kann er sich selbst aussäen. Wie geht man also am besten vor?
Übersicht
Wie erkennt man Giersch?
Um Giersch eindeutig zu bestimmen, empfiehlt es sich, auf das Blattwerk und nicht auf die Blüten zu achten. Denn bei Letzteren herrscht Verwechslungsgefahr mit anderen Pflanzenarten. Das Blatt besteht aus einem Blattstiel, der bis zu 20 Zentimeter lang wird, und der Blattspreite, die sich in die sogenannten Fiederblättchen unterteilt. Während diese an der Oberseite glatt sind, zeigen sich an der Unterseite Härchen. Farblich changieren die Blätter zwischen blau-grün und normal-grün, in der Form sind die Fiederblätter länglich ausgeprägt. Am Rand sitzen feine Zacken, am Ende spitzen sich die Blättchen zu.
In der Regel ist Giersch im Garten nicht alleine anzutreffen, da er sich über sein unterirdisches Netzwerk schnell verbreitet. Das Wildkraut kann während der Blütezeit eine beachtliche Wuchshöhe von einem Meter erreichen, die Blätter sitzen jedoch üblicherweise nicht höher als 30 Zentimeter. Ein weiteres probates Kriterium zur Bestimmung: Die Stängel sind hohl und dreieckig im Querschnitt.
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Wo wächst Giersch?
Giersch kommt in Europa und Asien vor – und zwar in freier Natur, aber auch als Unkraut im Garten. Dabei fühlt er sich im stickstoff- und humusreichen Boden wohl, und zwar an einem halbschattigen oder schattigen Standort. Im Garten siedelt er sich deshalb gerne unter Gebüschen, Sträuchern oder Staudenbeeten an. In der Natur findet man Giersch in Hecken, Wäldern, an Bächen und Flüssen.
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Giersch im Garten bekämpfen – so geht’s
Da sich Giersch unterirdisch ausbreitet, handelt es sich um ein hartnäckiges Unkraut. Der Einsatz von Herbiziden sollte aber auch in diesem Fall das letzte Mittel sein, da dadurch auch Nutzpflanzen oder Insekten geschädigt werden. Diese Methoden gibt es, um Giersch natürlich zu bekämpfen:
1. Giersch abmähen oder jäten
Diese Methode ist zwar weniger mühsam, dafür aber langwierig. Wenn man die ersten Blätter im Frühjahr konsequent abhackt oder abmäht, wird die Pflanze zusehends schwächer. Es empfiehlt sich, das Prozedere so lange fortzuführen, bis der Blätterteppich immer mehr Lücken aufweist. Eine Garantie dafür, dass Giersch durch diese Oberflächenbehandlung auch wirklich abstirbt, gibt es allerdings nicht. Es kann gut sein, dass das Unkraut im kommenden Jahr erneut austreibt.
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2. Boden lockern und Wurzeln beseitigen
Diese Variante, um Giersch im Garten zu bekämpfen, ist sowohl aufwändiger als auch effektiver. Dazu müssen die Wurzeln (Rhizome) im Boden beseitigt werden. Am besten funktioniert dies mit einer mehrzinkigen Grabegabel. Damit den Boden auflockern und die Wurzeln mit der Hand herausziehen. Ist die Fläche jedoch beispielsweise mit Stauden bepflanzt, eignet sich diese Methode nur bedingt. Wichtig ist es, sämtliche Wurzeln zu entfernen und sie nicht abzubrechen, da diese sonst erneut sprießen können.
Tipp: Gierschblätter und -wurzeln nicht auf dem Kompost entsorgen! Dort können sie erneut wuchern.
3. Giersch mit Karton abdecken
Wenn Giersch auf einer unbepflanzten Fläche wächst, beispielsweise im Rasen, kann man ihn mit der Karton-Methode relativ leicht bekämpfen. Dazu wird ein entsprechend großes Stück Pappe ausgelegt und mit einer Mulchschicht bedeckt, beispielsweise Rindenmulch. Nach rund zwei Jahren ist der Karton verrottet und das Wurzelgeflecht darunter ist abgestorben, da es nicht mehr ausreichend Licht und Sauerstoff bekommt. Mehr Informationen über die Methode mit der Karton-Abdeckung gegen Unkraut finden Sie in diesem Artikel. Alternativ kann man auch Folie oder Vlies einsetzen.
4. Giersch mit anderen Pflanzen bekämpfen
Eine weitere natürliche Methode, um Giersch im Garten nachhaltig zu bekämpfen, ist das Einsetzen von konkurrierenden Pflanzen. Diese überwuchern Giersch, verdecken durch ihre Blätter das Sonnenlicht und entnehmen dem Boden Wasser und Nährstoffe, sodass das Unkraut langsam eingeht. Manche Hobbygärtner setzen dabei auf schnell wachsende Stauden, andere wiederum auf Kartoffeln. Diese Pflanzen eignen sich als Unkrautunterdrücker:
- Kartoffel
- Geranien
- Elfenblumen
- Wiesenraut
- Chinaschilf
Wann sollte Giersch geerntet werden?
Giersch wächst vom Frühjahr bis in den Herbst hinein, in dieser Zeit kann er auch geerntet werden. Wächst er an einem geschützten Ort, kann es auch vorkommen, dass er bis in den Winter hinein wächst und auch geerntet werden kann. Am schmackhaftesten sind die jungen, kleinen Blätter, diese eignen sich besonders für den Verzehr im rohen Zustand. Sind die Blätter schon etwas größer und älter entwickeln sie einen strengen Geschmack und eignen sich eher zum Verfeinern von gekochten Gerichten. Im Frühjahr sind die Blätter am nährstoffreichsten, daher empfiehlt es sich besonders sie zu dieser Jahreszeit zu ernten.
Beim Ernten ist zu beachten, dass auch immer die Blüte entfernt werden sollte, wenn man eine weitere Ausbreitung im Garten verhindern möchte. Sind die Blüten erst einmal geöffnet, kann sich der Giersch durch die Samen weiter ausbreiten.
Giersch als Heilpflanze
Auch wenn Giersch als Unkraut verschrien ist – als Heilpflanze wird er seit Jahrhunderten eingesetzt. Dabei gilt er in der Naturheilkunde als entgiftend, entzündungshemmend, entwässernd und krampflösend. Er kommt deshalb bei Verspannungen, Rheuma, Gicht, Husten, Blasenentzündung oder Schnupfen zum Einsatz.
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Giersch in der Küche verwerten
Giersch gehört zur Familie der schmackhaften Gemüse- und Würzpflanzen, wie etwa Möhre, Pastinake, Dill oder Petersilie. In ihm sind viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten. Gut zu wissen: Giersch hat über zehnmal mehr Mineralstoffe als der gehypte Grünkohl und rund viermal so viel Vitamin C wie eine Zitrone. Aufgrund seiner Eigenschaften wird er auch heute noch als entgiftendes Heilmittel verwendet. Mit seinem hohen Kaliumgehalt wirkt er positiv auf die Stoffwechselprozesse und schwemmt Wasser aus, ohne dabei den Elektrolythaushalt zu belasten. Wie nutzt man den Giersch sinnvoll und lecker?
Kräuterlimonade
Heiße und drückende Temperaturen? Da hilft ein erfrischendes Glas Limo. Wenn die Zutaten auch noch aus dem eigenen Garten kommen, ist es gleich noch etwas leckerer. Das Rezept ist unkompliziert:
- Apfelsaft aufkochen
- Vom Herd nehmen und frischen Giersch hinzufügen (Tipp: am besten die kleineren, neuen Blättchen)
- Saft einer Zitrone dazu pressen
- Alles 30 Minuten ziehen lassen
- Durch ein Sieb abgießen
- Kalt stellen
Salat mit Giersch
Jeder Salat kann mit Giersch verfeinert werden. Roh hat er einen ähnlichen Geschmack wie Petersilie. Am besten hält man sich an die jungen, kleinen Blätter, da diese nicht so streng schmecken.
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Suppe
Ja, Giersch kann man auch kochen und als Suppe genießen. In garem Zustand schmeckt er wie intensiver Spinat. Ein beliebtes Rezept ist die Suppenkombination mit Kartoffeln.
- Eine Handvoll junger Gierschblätter
- 700g Kartoffeln, 1 Zwiebel schälen und würfeln
- Anschwitzen und mit 1 L Gemüsebrühe aufgießen
- wenn alles durch ist pürieren, mit Créme fraîche und gehacktem Giersch garnieren
Pesto
Weit ab von den Klassikern bietet sich Giersch für ein etwas unkonventionelles Pesto an. Die Zubereitung unterscheidet sich nur gering von Basilikum-Pesto – es wird einfach Giersch genommen.
- 30g Pinienkerne ohne Fett anrösten
- zwei Handvoll junge Gierschblätter, 100g Parmesan, 3 Knoblauchzehen, 30g Sonnenblumenkerne 200ml Rapsöl und Salz und Pfeffer pürieren – fertig!