4. Oktober 2023, 10:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Kein Garten ist perfekt, aber egal welche Ansprüche ein Gärtner hat: Wenn das Unkraut sorgfältig angelegte Beete und Wege überwuchert, reicht es meist auch den Naturverbundensten. myHOMEBOOK-Autorin und Biologin Marike Stucke stellt die hartnäckigsten Unkrautarten vor und erklärt, wie man ihnen am besten zu Leibe rückt.
Unkraut im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Denn was ein „Kraut“ und ein „Unkraut“ ist, entscheidet letztlich nur der Mensch. Während die meisten Löwenzahn im Rasen rigoros ausstechen, freuen sich andere über die leuchtend gelben Blüten und die vielen Insekten, die diese anziehen. Pflanzen, die gemeinhin als Unkraut im Garten klassifiziert werden, haben allerdings ein paar Dinge gemeinsam:
- Sie verbreiten sich sehr schnell, entweder über Wurzeln, Ausläufer oder Samen.
- Ihre Wurzeln reichen oft besonders tief in den Boden, sodass es schwer ist, sie restlos zu entfernen.
- Sie können aufgrund ihres ausufernden Wuchses andere (erwünschte) Pflanzen verdrängen.
Es gibt einige Unkrautarten, die besonders häufig in Gärten auftreten:
1. Giersch (Aegopodium podagraria)
Giersch, auch als Geißfuß bekannt, ist ein äußerst hartnäckiges Unkraut, das sich im Garten schnell ausbreiten kann. Es hat zarte weiße Blüten und dreifach gefiederte Blätter. Giersch verbreitet sich durch Rhizome im Boden, die teilweise viele Quadratmeter weit im Boden verzweigt sind.
Selbst aus einem winzigen Stück Wurzel kann eine neue Pflanze wachsen. Das macht die Bekämpfung der Pflanze auch so schwierig, denn beim Jäten der grünen Pflanzenteile und Ausgraben der Wurzelteile ist es fast unmöglich, alle Wurzeln komplett aus dem Boden zu entfernen. Die Bekämpfung von Giersch erfordert also viel Geduld und Ausdauer.
Hinweis: Wer sich gar nicht mehr anders zu helfen weiß, kann Unkrautvernichter einsetzen, der allerdings auch anderen (nützlichen) Pflanzen und Organismen schaden kann.
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2. Quecke (Elymus repens)
Die Quecke, auch als Kriech-Quecke bekannt, ist ein Süßgras, das sich rasch ausbreitet und besonders in Rasenflächen eine Plage darstellen kann. Sie breitet sich sowohl durch Samen als auch durch unterirdische Rhizome aus und ist äußerst resistent gegenüber vielen Herbiziden.
Die einzige effektive Methode zur Bekämpfung von Quecke ist das vollständige Entfernen der Wurzeln. Das kann mühsam sein, aber es ist notwendig, um sie dauerhaft loszuwerden. Wer die ersten Quecken in Beeten oder im Rasen entdeckt, sollte sie so schnell wie möglich entfernen, da sie sich sonst rasend schnell ausbreiten können.
3. Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Der Löwenzahn mag zwar hübsch aussehen, aber er ist auch ein hartnäckiges Unkraut, das sich im Garten leicht ausbreitet. Seine tief reichenden Wurzeln machen es schwer, ihn zu entfernen. Beim Versuch brechen die untersten Wurzelbereiche meist ab und verbleiben im Boden. Nach wenigen Wochen wächst hieraus wieder eine neue Pflanze.
Auch die flauschigen Löwenzahn-Samen verbreiten sich leicht im Wind. Los wird man Löwenzahn nur, indem man wirklich restlos alle Wurzeln entfernt und blühende Pflanzen keine Samen ausbilden lässt. Allerdings lässt sich der Eintrag von Samen von Nachbargrundstücken oder Wiesen in der Nähe meist kaum vermeiden.
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4. Ackerwinde (Convolvulus arvensis)
Die Ackerwinde, auch bekannt als Zaunwinde oder Windenknöterich, ist ein rankendes Unkraut mit herzförmigen Blättern und weißen, glockenförmigen Blüten. Sie breitet sich schnell aus und kann andere Pflanzen durch ihr windendes Wachstum nahezu ersticken.
Die Ackerwinde verbreitet sich durch unterirdische Rhizome und Samen. Wie auch beim Giersch und beim Löwenzahn müssen zur Bekämpfung vor allem die Wurzeln sehr gründlich entfernt und die Ausbreitung der Samen verhindert werden.
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5. Vogelmiere (Stellaria media)
Die Vogelmiere ist ein niedrig wachsendes Unkraut mit kleinen weißen Blüten und saftigen Blättern. Sie wächst schnell und breitet sich in lockeren Böden aus. Die Bekämpfung der Vogelmiere erfordert regelmäßiges Jäten und das Verhindern von Samenbildung.
In stark infizierten Bereichen kann auch eine gezielte Behandlung mit Unkrautvernichtungsmitteln erforderlich sein. Allerdings hat die Vogelmiere auch den meisten unbekannte Qualitäten: Roh schmeckt sie köstlich im Salat und kann gekocht ähnlich wie Spinat zubereitet werden.
Wie ich meinen Frieden mit Unkraut geschlossen habe
„Ein wild zugewucherter Garten ist Geschmackssache. Mich persönlich stört Unkraut erst, wenn es selbst gepflanzte Nutz- und Blühpflanzen überwuchert oder diese deshalb sogar eingehen. Als ich selbst einen Garten hatte, habe ich den Kampf gegen bestimmte Unkräuter aber irgendwann aufgegeben. Giersch zum Beispiel wuchert im Frühjahr sehr stark. Dann kann man ihn aber auch intensiv für Salate und Gemüsegerichte ernten. Auch zu Tee lassen sich die getrockneten Blätter verarbeiten und sollen gut gegen entzündliche Prozesse im Körper wie Rheuma oder Gicht helfen. Zu Beginn des Sommers wächst der Giersch hingegen kaum noch nach und stört nicht weiter. Ich habe also inzwischen meinen Frieden mit manchen Unkräutern gemacht und kann sie entspannt stehen lassen oder sogar von ihnen profitieren.“– Marike Stucke, Biologin und myHOMEBOOK-Autorin