29. Mai 2024, 5:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Neophyten breiten sich auch bei uns aus und bedrohen damit das heimische Ökosystem. Auch über den Boden können sich invasive Pflanzen ausbreiten. myHOMEBOOK gibt Tipps, wie Hobbygärtner das verhindern können.
Riesenbärenklau, Drüsiges Springkraut oder auch Goldruten – diese und andere Pflanzenarten wirken auf den ersten Blick dekorativ, breiten sich aber in unseren Breiten derzeit massiv aus und drohen heimische Tier- und Pflanzenarten zu verdrängen. Überdies sind sie teilweise hochgiftig und/oder ihr Pflanzensaft kann zu schmerzhaften Hautausschlägen führen. Aber nicht nur über Samen oder Ableger können sich diese sogenannten Neophyten ausbreiten. Auch über den Boden können invasive Pflanzen von Garten zu Garten gelangen und haben so leichtes Spiel, sich weiter auszubreiten.
„Schläfer-Pflanzen“ überdauern laut Studie jahrzehntelang im Boden
Es gibt invasive Pflanzen, die sich sofort nach der Einschleppung massiv ausbreiten und ihr Gefahrenpotenzial für das dortige Ökosystem dadurch sofort ersichtlich ist. In einer Studie von Biologen der Universität Melbourne fanden Forscher heraus, dass eingeschleppte invasive Pflanzen aber auch Jahrzehnte oder gar mehr als ein Jahrhundert im Boden überdauern können und erst bei günstigen Bedingungen mit der „Invasion“ im neuen Gebiet beginnen.
So hat es der Spitzwegerich aus Europa zum Beispiel schon 1822 in die USA geschafft, schlummerte dort aber 177 Jahre lang, ehe er zum Problem für die dortige Flora und Fauna wurde. Der Klimawandel begünstigt das Aufwachen vieler eingeschleppter Arten und deren Ausbreitung. Deshalb ist, egal ob bei sofortiger Ausbreitung oder bei im Boden schlummernden invasiven Pflanzen, Vorbeugung besonders wichtig.
Vorbeugende Maßnahmen gegen invasive Pflanzen im Boden
Bei vielen Pflanzen reichen kleinste Wurzeln im Boden, damit sich daraus wieder vollständige Pflanzen entwickeln können. Auch augenscheinlich abgetrocknete Pflanzenteile können nach dem Kontakt mit Wasser wieder neu austreiben. Und schließlich überdauernd viele Pflanzensamen teilweise über Jahre im Boden, bis gute Bedingungen zum Keimen herrschen. Wer also neue Pflanzen in seinen Garten holt, sollte vorab ein paar Punkte beachten.
Pflanzen aus dem Gartencenter bringen zum Beispiel manchmal leider nicht nur Schädlinge, sondern auch ungewollte Pflanzen mit. Um sicherzugehen, dass keines von beiden im Boden der neuen Pflanze schlummert, sollte diese erst nach einer Übergangszeit von ein bis zwei Wochen an ihrem finalen Bestimmungsort eingesetzt werden. Sie kommt also quasi erst einmal in „Quarantäne“. Sollten sich keine Krankheitszeichen oder Sprösslinge invasiver Pflanzen zeigen, kann die Pflanze relativ unbesorgt im Garten eingesetzt werden. Zusätzlich kann die Erde, die bei der gekauften Pflanze im Topf ist, entfernt werden, um das Übertragungsrisiko noch weiter zu reduzieren.
Aber auch Pflanzen von tauschfreudigen Nachbarn können im Substrat invasive Pflanzen beherbergen. Hier hilft, den Nachbarn nach möglichen Neophyten im Garten zu fragen und die Pflanzen ebenfalls erst einmal unter Quarantäne zu stellen.
Mehr dazu: Warum der Tausch von Saatgut problematisch sein kann
Invasive Pflanzen im Boden beseitigen
Haben sich erst Neophyten im Garten ausgebreitet, müssen diese zunächst oberflächlich entfernt werden. Hierbei sollte man Handschuhe und lange Hemdsärmel tragen, um Hautkontakt mit den Pflanzensäften zu vermeiden. Beim Riesenbärenklau kann dies andernfalls zu starken Hautreizungen bis hin zu Blasenbildung führen.
Anschließend muss das gesamte Wurzelwerk der betreffenden Pflanzen gründlich entfernt werden. Hierbei muss man mehrere Meter tief graben, bis keine Wurzeln mehr zutage treten. Denn viele der Neophyten bilden meterlange und -tiefe Rhizome aus, aus denen sich, verbleiben sie im Boden, wieder neue Pflanzen ausbilden können.
Aber nicht nur das: Haben die invasiven Pflanzen erst geblüht und Samen ausgebildet, könnten sich diese im Boden um die Pflanze herum verteilt haben. Wer also sichergehen will, dass sich keine Samen im Boden befinden, muss diesen in einem großzügigen Radius der Pflanze entfernen.
Der Aushub sollte aber keinesfalls auf dem Kompost landen. Hier würden die Samen überdauern und bei der nächsten Kompostgabe im schlimmsten Fall erst recht im ganzen Garten verteilt werden. Der Bodenaushub um invasive Pflanzen sollte stets in den Restmüll.
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Warum sollte man invasive Pflanzen im Boden eigentlich entfernen?
Invasive Pflanzen können den heimischen Pflanzen in unseren Breiten massiven Schaden zufügen. Denn sie konkurrieren mit diesen um Nährstoffe, Sonne, Platz und Bestäuber. Überdies wachsen viele der invasiven Pflanzen schnell und breiten sich ebenfalls rasant aus. Auf Dauer können sie so ganze Ökosysteme überwuchern und nicht nur den dort eigentlich ansässigen Pflanzen schaden.
Vom Vorkommen bestimmter Pflanzen sind auch viele Tiere abhängig. Zum Beispiel ernähren sich manche Schmetterlingsraupen nur von bestimmten Pflanzen. Fehlen diese durch die Verdrängung durch invasive Pflanzen, können sich auch die Schmetterlinge in diesem Gebiet nicht mehr fortpflanzen.
Invasive Pflanzen sicher anpflanzen
„Bei vielen invasiven Pflanzen ist die Verwendung im Garten verboten, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Dazu gehören zum Beispiel Bärenklau, Wasserpest oder auch Afrikanisches Lampenputzergras. Andere hingegen sind zwar nicht verboten, sollten aber mit Vorsicht angepflanzt werden. So ist Topinambur etwa eine tolle Nutzpflanze, die darüber hinaus auch reizvoll blüht und sehr pflegeleicht ist. Die Knollen sind essbar und sehr nahrhaft. Ohne Wurzelsperre oder Kübel breitet sie sich aber schnell unkontrolliert im Garten und auch darüber hinaus aus. Sind die Blüten verblüht, sollten sie zeitnah entfernt werden, um eine Ausbreitung über Samen ebenfalls zu verhindern.“