15. Oktober 2024, 6:19 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Kerbel gehört nicht unbedingt zu den Standardgewürzen. Dennoch hat das Doldenblütengewächs nicht nur geschmacklich einiges zu bieten. myHOMEBOOK stellt das Küchenkraut vor.
Ursprünglich stammt die Wildform des Kerbels aus Südosteuropa und dem Kaukasus. Vermutlich haben dann die Römer das Kraut auch nach Mittel- und Nordeuropa gebracht, da sie das Potenzial der Pflanze als Küchenkraut, aber auch als Heilpflanze erkannt haben. Obwohl Kerbel Petersilie zum Verwechseln ähnlich sieht und auch mit ihr verwandt ist, schmeckt Ersterer ganz anders. Der Geschmack erinnert eher an Fenchel oder Anis. Kerbel gilt auch als belebend, entschlackend und keimtötend. In der Pflanzenheilkunde wird die Einnahme von Kerbel bei akutem Stress und Kopfschmerzen empfohlen.
Übersicht
Kerbel pflanzen
Kerbel, auch als Gartenkerbel oder Küchenkerbel bekannt, gibt es in gut sortierten Gartencentern im Topf. In Innenräumen kann der Kerbel darin das ganze Jahr über gehalten werden. Gleiches gilt für Gartenkerbel, der im Topf selbst ausgesät und zum Beispiel in der Küche herangezogen wird. Wer einen Garten oder Balkon hat, kann ab Ende März die Kerbelsamen aber auch direkt draußen aussäen.
Kerbel gehört zu den Lichtkeimern und wird deshalb in dünnen Reihen direkt auf das feuchte Substrat aufgestreut. Die Samen am besten täglich gründlich mithilfe einer Sprühflasche mit Wasser besprühen. Bereits nach sechs Wochen können die ersten Blätter vom Kerbel geerntet werden.
Aussehen und Wuchs
Küchenkerbel kann bei guter Pflege bis zu 60 Zentimeter hoch und zu 30 Zentimeter breit werden. Man könnte also fast eher von einem Kerbelbusch sprechen. Die Blätter lassen auf den ersten Blick erkennen, dass der Kerbel eng mit Möhre und Petersilie verwandt ist. Ab Mai macht das Doldenblütengewächs seinem Namen dann alle Ehre und streckt die weißen Doldenblüten in die Höhe.
Standort und Boden
Das Küchenkraut mag es warm, allerdings sollte der Standort nicht zu sonnig sein. Dies fördert eine frühe Blütenbildung, die den aromatischen Geschmack der Blätter abschwächt. Als Boden genügt dem Kerbel ein durchschnittlicher Mix aus humosem, lockerem und leicht feuchten Substrat.
Sorten
Grundsätzlich lassen sich die Gartenkerbel-Sorten anhand ihrer Blattbeschaffenheit und der Frostempfindlichkeit unterscheiden:
- Vertissimo: Trägt intensiv grüne, glatte Blätter und kann häufig beerntet werden.
- Finje Krul: Wer früh im Jahr oder Richtung Herbst noch mal Kerbel aussät und möglichst lange etwas von ihm haben will, sollte diese Sorte wählen. Denn sie gilt als besonders frostresistent und weist darüber hinaus hübsche krause Blätter auf.
Kerbel pflegen
Kerbel ist nicht besonders anspruchsvoll in der Pflege. Im Folgenden erfahren Sie, worauf man achten sollte.
Bewässerung
Kerbel ist generell recht pflegeleicht, sein Wurzelballen sollte aber nie ganz austrocknen. Besonders an heißen und trockenen Tagen braucht er eine ordentliche Gießmenge.
Düngung
Wer den Küchenkerbel nach der Aussaat in einen Topf oder ein Beet mit frischer Garten- oder Kräutererde setzt, bietet der Pflanze ausreichend Nährstoffe für den Rest der Saison an. Nur dauerhaft innen kultivierter Kerbel sollte mithilfe eines Flüssigdüngers über das Gießwasser zusätzlich versorgt werden, wenn das Substrat in Bezug auf die Nährstoffdichte nachlässt. Dies ist meist an vermindertem Wuchs und/oder gelben Blättern zu erkennen.
Schnitt
Im Freiland ist Kerbel einjährig und wird deshalb nur zur Ernte regelmäßig beschnitten. So kann immer mal wieder nebenbei die Form korrigiert werden. Wer Kerbel im Topf auf der Fensterbank hält, sollte ihm im Frühjahr einen großzügigen Verjüngungsschnitt gönnen. Der Zeitpunkt vor dem ersten Wachstumsschub ist hierfür ideal.
Winterhärte
Kerbel ist nicht winterhart, kann aber im Topf auf der Fensterbank weiter kultiviert werden.
Giftig
Während die Blätter und Blüten des Gartenkerbels ohne Weiteres essbar sind, gelten die Wurzeln als leicht giftig. Schierling wird leicht mit Kerbel verwechselt, ist aber hochgiftig. Laien können Schierling beim Zerreiben der Blätter an einem urinartigen Geruch erkennen, während Kerbel einfach nur würzig nach Fenchel oder Anis riecht.
Vermehrung
Am einfachsten ist die Vermehrung über Saatgut. Nach der Blüte sät sich Gartenkerbel häufig selbst weiter aus. Die Samen frostresistenter Sorten können in gemischten oder mit Vlies abgedeckten Beeten sogar den Winter überstehen und im Frühjahr neu austreiben.
Ernte
Das Küchenkraut sollte nur solange geerntet werden, wie die Blüten noch nicht aufgegangen sind. Danach verlieren sie stark an Aroma. Deshalb sollte Küchenkerbel am besten alle sechs Wochen neu ausgesät werden, um stets einen nicht blühenden Kerbel zur Verfügung zu haben. Wer einmal zu viel Kerbel hat, kann diesen ohne Probleme hacken und portionsweise einfrieren. So ist stets frischer Kerbel aus dem Tiefkühlfach verfügbar.
Alternativen
Wer den Geschmack von Kerbel mag, aber keinen zur Hand hat, kann Fenchel oder Anis zum Würzen verwenden. Die beiden Pflanzen erinnern geschmacklich an Kerbel. Petersilie schmeckt anders als Kerbel, bringt aber eine ähnliche Frische und Nährstoffe ins Essen. Das beliebte Küchenkraut lässt sich bei richtiger Pflege quasi dauerhaft beernten.
Bienenfreundlichkeit
Wildbienen, Schwebfliegen und Käfer lieben den Nektar und die Pollen von Kerbel und somit bereichert er jeden bienenfreundlichen Garten.
Verwendung
Gartenkerbel ist vor allem in der französischen Küche als Würzkraut in Suppen, Fischgerichten oder Omelettes beliebt. Hierbei wird er allerdings nicht mitgekocht, sondern am Ende frisch über die Speisen gestreut. So behält er sein besonderes Aroma und auch seine gesundheitsfördernde Wirkung. Das Küchenkraut wird außerdem für die berühmte Frankfurter Soße benötigt.
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Krankheiten und Schädlinge
Auch wenn der Wurzelballen des Küchenkerbels niemals ganz austrocknen sollte, ist Staunässe ihm ebenso ein Graus. Bei lehmigen Böden und viel Regen kann es hierbei dann zu Wurzelfäule kommen. Echter Mehltau und Blattläuse siedeln sich gerne auf den Blättern des Kerbels an. Einer vitalen Pflanze macht das wenig. Hier kann das Einsprühen mit verzehrfreundlicher Neem-Lösung helfen.