21. Oktober 2023, 12:04 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Optisch eher unscheinbar, geschmacklich dafür umso attraktiver: die Kerbelrübe. Das fast vergessene Wintergemüse ist im Anbau zwar etwas zickig, dennoch lohnt der Versuch. Worauf es bei Aussaat, Pflege und Ente ankommt, erfahren Sie hier auf myHOMEBOOK.
Als „Kaviar der Vegetarier“ wurde die Kerbelrübe (Chaerophyllum bulbosum) einst bezeichnet. Nur Adlige und das gehobene Bürgertum konnten sich das Gourmetgemüse leisten. Wie auch die Haferwurzel geriet die Kerbelrübe mit der Zeit in Vergessenheit, findet aber langsam in unsere Gärten zurück. Genau wie Möhren, Pastinaken und Sellerie gehört die Kerbelrübe zur Familie der Doldenblütler. Das in Mittel- und Südosteuropa heimische Gemüse ist auch unter den Namen Knolliger Kälberkropf, Rübenkerbel oder Erdkastanie bekannt.
Übersicht
Kerbelrübe pflanzen
Die Kerbelrübe ist etwas divenhaft im Anbau. Als sogenannter Kaltkeimer braucht sie den Kältereiz des Winters, damit sich die Keimlinge entwickeln. Gesät wird vorzugsweise zwischen September und Dezember, etwa einen Zentimeter tief. Eine sehr zeitige Aussaat im Frühjahr ist auch noch möglich, hat aber geringere Erfolgschancen. Wegen der schlechten Keimfähigkeit der Samen empfiehlt es sich, relativ eng zu säen und später nötigenfalls so auszudünnen, dass sich ein Abstand von mindestens fünf Zentimetern ergibt.
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Wie sieht die Kerbelrübe aus?
Die krautige Pflanze wird bis zu zwei Meter hoch und hat einen angenehmen Duft. Im ersten Jahr bildet sich neben der Blattrosette auch die essbare knollig verdickte Wurzel, die mindestens einen und höchstens zehn Zentimeter groß wird. Im zweiten Jahr schießen die Pflanzen in die Höhe und entwickeln ihre weißen Blüten.
Standort und Bodenansprüche
Ein halbschattiger Standort bekommt der Kerbelrübe am besten. Der Boden sollte sandig, humusreich, feucht, tiefgründig und durchlässig sein. Salate und Zwiebeln sind passende Beetnachbarn.
Hinweis: Kerbelrüben gehören zu den Doldenblütlern. Um den Boden gesund zu halten, sollten diese nur alle vier Jahre auf dem gleichen Beet angebaut werden.
Kerbelrübe pflegen
Die Kerbelrübe gilt als anspruchsvolles Gemüse. Hat sie sich nach monatelanger Ruhe im kalten Boden entschlossen zu keimen, gilt es, sie bei Laune zu halten. Das klappt am besten mit regelmäßigem Unkrautjäten, da die Pflanze sehr konkurrenzschwach ist.
Bewässerung
Besonders im Frühjahr muss die Erde während und nach der Keimung gut feucht gehalten werden. Auch danach sollte der Boden nicht austrocknen.
Düngung
Ein bisschen reifer Kompost im Frühjahr reicht der Kerbelrübe als Dünger aus.
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Vermehrung
Wer Saatgut zur Vermehrung gewinnen möchte, lässt ein paar Pflanzen stehen und im zweiten Jahr zur Blüte kommen. Im Spätsommer können dann – vorzugsweise von den Hauptdolden – die braunen, kleinen Samen geerntet werden. Da die Samen nur wenige Monate keimfähig sind, empfiehlt es sich, sie im Herbst gleich wieder auszusäen.
Überwinterung
Ein Winterschutz ist in der Regel nicht nötig. Bei sehr starken Frösten kann jedoch eine Abdeckung mit Reisig oder einem Vlies hilfreich sein.
Giftigkeit
Die Kerbelrübe ist nicht giftig. Aber Achtung: Die Kerbelrübe ist leicht mit anderen, zum Teil stark giftigen Doldenblütlern zu verwechseln.
Bienenfreundlichkeit
Bienen, Schmetterlingen und Raupen dient die Kerbelrübe als willkommene Nahrungsquelle.
Krankheiten und Schädlinge
Zu den häufigsten Krankheiten, von denen die Kerbelrübe befallen wird, gehört der Echte Mehltau. Wer darauf achtet, dass die Blätter beim Gießen trocken bleiben und zusätzlich angemessene Pflanzabstände einhält, kann dem Ausbruch der Krankheit in gewissem Maße vorbeugen. Als Hauptschädling gilt die Wühlmaus. Hier hilft ein zeitiges Ernten.
Ernte
Geerntet wird die Kerbelrübe im Juli, sobald das Laub komplett vergilbt ist. Ihr volles Aroma entfaltet die Rübe aber erst nach einer sechs- bis achtwöchigen Lagerung in feuchtem Sand. Wer keine Wühlmäuse im Garten hat, kann die Kerbelrüben auch einfach bis zum Herbst im Boden lassen und dann ernten.
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Verwendung in der Küche
Roh ist die Kerbelrübe knackig und leicht würzig. Ihr Geschmack wird oft verglichen mit dem der Pastinake. Geraspelt ist sie eine schmackhafte Zutat für winterliche Salate. Gekocht ist die Rübe eher mehlig und erinnert ein wenig an Esskastanien. Vor dem Verzehr werden die größeren Knollen dünn geschält. Sie schmecken besonders gut, wenn sie erst gekocht, dann in Scheiben angebraten und mit Pfeffer und Salz gewürzt werden. Ebenfalls ist es möglich, Kerbelrüben zu Suppe oder zu Püree zu verarbeiten.
Nicht nur die Kerbelrübe ist fast vergessen
„Neben der Kerbelrübe gibt es viele weitere fast vergessen Gemüse, deren Anbau im Garten ein tolles Experiment sein kann. Haferwurzel oder der Knollenziest etwa gelten als relativ unkompliziert im Anbau.“– Katharina Petzholdt, myHOMEBOOK-Autorin