21. November 2024, 10:45 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mythen sind deshalb so interessant, weil sie oft scheinbar ewig bestehen bleiben. Mit einer dieser Mythen möchte myHOMEBOOK nun aufräumen: der Annahme, dass Orangen immer orange sind.
Die auffällige Farbe einer Orange ist im Supermarkt kaum zu übersehen. Auch ihr Duft scheint perfekt zur Farbe zu „passen“. Doch tatsächlich ist das eine Täuschung! Orangen sind in Wirklichkeit grün und nicht orangefarben. Warum das so ist, erfahren Sie im Folgenden.
Die Ursprünge der Orange
Wer an Zitrusfrüchte wie Mandarinen, Orangen, Zitronen oder Limetten denkt, assoziiert diese meist mit dem Mittelmeerraum. Das ist naheliegend, denn in diesen Ländern gehören sie fest zu Getränken und Speisen dazu. Doch wussten Sie, dass die Orange auch Apfelsine genannt wird? Dieser Name verrät, woher die Orange ursprünglich stammt: aus China. „Sina“ war lange Zeit eine Bezeichnung für China. Im Grunde bedeutet „Apfelsine“ also „Apfel aus China“. Auch die anderen Zitrusfrüchte haben ihren Ursprung in dieser Region, genauer gesagt in Südostasien. Dies wurde durch eine Studie einer Wissenschaftlerin bestätigt. Durch die Analyse botanischer Überreste, antiker Texte und archäologischer Funde wurde nachgezeichnet, wie verschiedene Zitrusarten, darunter Zitronen, Bitterorangen und Mandarinen, ihren Weg in den Mittelmeerraum fanden.
Doch wie wurde aus „Apfelsine“ eigentlich „Orange“? Auch das ist leicht zu erklären: Die Ursprünge des Wortes liegen teilweise im Altindischen (nāraṅga). Von dort wurde es ins Persische (nārang) und Arabische (nāranj) übernommen. Durch den islamischen Einfluss auf der Iberischen Halbinsel fand das Wort auch Eingang ins Spanische (naranja). Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus das heutige Wort „Orange“ in Europa.
Kalte Nächte sorgen für die hier bekannte Farbe
Hierzulande verbindet man die grüne Farbe, insbesondere bei Zitrusfrüchten, mit Unreife. Doch in Wahrheit sind Orangen ursprünglich grün – und dafür gibt es einen einfachen Grund. Die orange Farbe von Orangen spiegelt nicht den Reifegrad der Frucht wider. Ausschlaggebend ist vielmehr die nächtliche Temperatur. Wie das Wissenschaftsmagazin Spektrum erklärt: „Nur in Ländern mit ausgeprägten Jahreszeiten und kühlen Nächten entwickeln die Früchte die für uns typische Reifefarbe.“
Orangen enthalten Chlorophyll, das den Früchten ihre grüne Farbe verleiht. In wärmeren Klimazonen, vor allem in tropischen Regionen, wird das Chlorophyll aufgrund der Hitze nicht vollständig abgebaut. Vor allem nachts bleiben die Temperaturen teilweise hoch. Deshalb bleiben die Orangen dort grün, sind aber dennoch reif und verzehrfertig. In Spanien, Italien und anderen Mittelmeerländern sind die Nächte hingegen gemäßigter bzw. kälter. Durch diese Temperaturen wird während des Reifeprozesses das Chlorophyll abgebaut. Die dadurch freigesetzten Carotinoide sorgen für die hier bekannten orange- und gelbfarbenen Töne.
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Grün bedeutet nicht unreif
Der „Lab Reporter“ von Fisher Scientific erläutert, dass Orangen zu den nicht-klimakterischen Früchten gehören. Diese Gruppe von Früchten reifen nach der Ernte nicht weiter, sondern müssen dafür am Baum oder an der Pflanze verbleiben. Doch wie werden grüne Orangen auf nicht natürlicherweise eigentlich orangefarben? Die Antwort liegt in Ethylen. Dieses Reifungshormon bewirkt Farbveränderungen bei Früchten, indem es das grüne Chlorophyll abbaut, wodurch die grüne Farbe verschwindet. Gleichzeitig entstehen neue Pigmente: Carotinoide sorgen für orange und gelbe Farbtöne, während Anthocyane rote, violette und blaue Farben hervorrufen. Quasi derselbe Ablauf wie in der Natur – nur eben mit Ethylen.
Es ist doch interessant, dass die natürliche und künstliche Farbveränderung von Orangen im Grunde nach demselben Prinzip funktioniert. In der Natur sorgen kühle Nächte dafür, dass das grüne Chlorophyll abgebaut wird und die leuchtend orangefarbenen Carotinoide sichtbar werden. Bei der künstlichen Reifung übernimmt das Gas Ethylen diesen Job – quasi ein kleiner Reifungshelfer für den Handel. Besonders bei Orangen, die international transportiert werden, ist diese Methode üblich, da Verbraucher in vielen Ländern nur die typisch orangefarbenen Früchte akzeptieren. Geschmacklich macht das keinen Unterschied, zeigt aber, wie sehr wir uns beim Einkaufen von der Optik leiten lassen.