21. August 2024, 14:19 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es hört sich kurios an, Pflanzen mit Eiswürfeln zu „gießen“. Dahinter soll jedoch ein hilfreicher Nutzen stecken. Die gefrorene Form soll dabei helfen, das Gießwasser richtig zu dosieren. Gesche Hohlstein vom Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin erklärt, ob der Trick wirklich ratsam oder lediglich Zeitverwendung ist.
Zum Leben benötigen Pflanzen neben Licht auch ausreichend Wasser. Gießt man sie zu wenig, vertrocknen die Zimmerpflanzen kläglich. Es kann jedoch auch zu viel des Guten sein. Stehen Zimmerpflanzen in zu nasser Erde, kann das zu Staunässe und Wurzelfäule führen. Im schlimmsten Fall verendenden sie auch auf diese Weise. Nun soll ein Eiswürfel dabei helfen, das Gießwasser für Pflanzen richtig zu dosieren. myHOMEBOOK hat bei einer Expertin nachgefragt, ob der Bewässerungstrick wirklich funktioniert.
Eiswürfel im Pflanztopf – wie funktioniert der Trick?
Das Prinzip hinter diesem Gieß-Trick klingt simpel: Ein oder mehrere Eiswürfel werden auf die Pflanzerde im Blumentopf gelegt. Die Eiswürfel schmelzen mit der Zeit und geben dabei das Wasser kontinuierlich an die Pflanze ab. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen man ungewollt zu viel gießt und die Pflanze anschließend wegen Staunässe eingeht. Oder doch nicht?
Der Trick im Check – das meint die Expertin
„Ich würde meine Pflanzen weder in der Wohnung noch im Garten mit Eiswürfeln wässern!“, so die klare Meinung Gesche Hohlsteins, Diplom-Biologin des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin, auf Nachfrage von myHOMEBOOK. Für sie hat der vermeintlich nützliche Hack diverse Schattenseiten: „Welchen Sinn ergibt es, mit Energieaufwand Eiswürfel herzustellen, nur um sie dann wieder auf einem Blumentopf schmelzen zu lassen? Die Klimakrise kommt nicht von ungefähr.“
Warum Eiswürfel nicht das Gießwasser ersetzen
Nicht nur die Pflanze kann durch die Kälte des gefrorenen Wassers leiden: „Wird die Erde heruntergekühlt, werden auch Bodenorganismen in ihren Prozessen verlangsamt. Ob das nun erwünscht ist, ist fraglich“, erklärt die Expertin.
Auch sei die Dosierung bei Weitem nicht so einfach, wie es im ersten Moment scheint: „Nehmen Sie beispielsweise eine Tomate im Kübel. Diese kann im Hochsommer problemlos zehn Liter morgens und zehn Liter abends vertragen. Diese Menge als Eis obenauf? Wie gehen Sie da sicher, dass die Pflanze dabei nicht erfriert? Und wie wird die Eiswürfel-Wassermenge richtig dosiert, an den realen Bedarf angepasst?“ Selbst vor dem gefürchteten Übergießen seien Hobbygärtner mit dieser Methode nicht gefeit. Auch mit Eiswürfeln könne man Pflanzen übergießen.
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Wie man Pflanzen stattdessen richtig gießt
„Zum Gießen nimmt man idealerweise Regenwasser in der Temperatur, wie die Umgebung temperiert ist. Kaltes Wasser schädigt empfindliche Pflanzen, sodass sie schlechter wachsen“, weiß die Biologin. Ein Tipp der Expertin für die Urlaubszeit: „Ziehen Sie sich eine gute Nachbarschaft heran und sammeln Sie Pflanzenfreunde um sich herum, die Ihre Pflanzen in Ihrer Abwesenheit bedarfsgerecht gießen.“
Außerdem kann ein altertümliches Garteninstrument, die Olla, weiterhelfen. Dabei handelt es sich um einen Tonkegel, der in die Erde gelassen wird. Nur das Loch, um Wasser einzufüllen, bleibt oberhalb der Erde. Füllt man Wasser in das Gefäß, gibt es dieses langsam an die Erde ab. Auf diese Wiese umgehen Gärtner nicht nur das Problem mit der richtigen Dosierung, sondern stellen auch sicher, dass die Pflanzen während kurzer Urlaube mit ausreichend Wasser versorgt sind.