
27. November 2023, 5:28 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Früher waren die Speierlinge in aller Munde. Doch dann geriet das Wildobst in Vergessenheit. Heute wird es wieder häufiger gepflanzt. Und das aus guten Gründen: Der Speierling liefert essbare Früchte, dient als Vogelnährgehölz und Bienenweide und ist zudem schön anzusehen.
Genau wie die Mispel oder die Elsbeere gehört der Speierling (Sorbus domestica) zu den fast vergessenen Wildobstarten. In früheren Zeiten wurde das sommergrüne Gehölz sowohl wegen seines harten Holzes als auch wegen seiner Früchte angebaut. In den vergangenen Jahren findet der Speierling zusammen mit vielen anderen alten Kulturpflanzen langsam seinen Weg zurück in unsere Gärten. 1993 wurde er zum Baum des Jahres gekürt. Ursprünglich kommt er aus Südeuropa, Kleinasien und Nordafrika, wurde aber schon sehr früh nach Mitteleuropa gebracht. In Deutschland sind die meisten frei wachsenden Exemplare in Weinbaugebieten zu finden. Da sie Hitze und Trockenheit recht gut vertragen, werden sie seit geraumer Zeit als Zukunftsbäume gehandelt.
Übersicht
Speierling
Boden
durchlässig, kalkhaltig
Pflanzzeit
Oktober und November
Standort
vollsonnig, geschützt
Gießen
in Trockenphasen
Blütezeit
September und Oktober
Giftig
nein
Düngen
Kompost bei Pflanzung
bedingt
Speierling pflanzen
Die beste Pflanzzeit für Speierlinge liegt im Oktober und November. Da die Gehölze nur ungern verpflanzt werden, empfiehlt es sich, Containerware zu wählen.
Aussehen
Der Speierling ist ein mittelgroßer Laubbaum, der eine Höhe von 10 bis 20 Metern erreicht. Während die Blätter und Blüten der Vogelbeere ähneln, erinnert die Borke älterer Exemplare eher an einen Birnbaum. Bis der Speierling das erste Mal blüht, können bis zu 15 Jahre vergehen. Wenn es so weit ist, erscheinen die weißen Blüten im Mai und Juni in Schirmrispen angeordnet. Die an der Sonnenseite rötlich gefärbten, grüngelben Früchte sind zwei bis vier Zentimeter groß und sehen aus wie kleine Äpfel oder Birnen.
Standort und Boden
Da der Speierling sowohl Licht als auch Wärme liebt, gedeiht er an einem vollsonnigen und geschützten Standort am besten. Der Boden sollte trocken bis mäßig frisch, durchlässig, nährstoffreich und kalkhaltig sein.
Sorten
Der Speierling „Sossenheimer Riese“ ist eine ertragreiche, deutsche Sorte mit drei bis vier Zentimeter großen, leicht birnenförmigen Früchten.
Speierling pflegen
Während der Speierling in späteren Jahren als sehr robust gilt, ist er als Jungpflanze empfindlicher.
Bewässerung
In den ersten beiden Jahren nach der Pflanzung sollte der Speierling besonders in Trockenphasen gegossen werden. Danach kann er sich durch sein tief reichendes Wurzelsystem selbst versorgen.
Düngung
Auch wenn eine Düngung im Allgemeinen nicht erforderlich ist, kann das Beimischen von Kompost oder Langzeitdünger bei der Pflanzung nützlich sein.
Schnitt
Der Speierling muss nicht regelmäßig geschnitten werden. Nur kranke, abgestorbene oder schräg wachsende Äste sind im Frühjahr zu entfernen.
Vermehrung
Die Vermehrung kann über Aussaat erfolgen. Das ist allerdings kein einfaches Verfahren, da die Samen erst kältebehandelt werden müssen. Ebenfalls möglich ist die Vermehrung über Veredelung, wobei eine Veredelung auf Sämlinge der Wildart meist besser funktioniert als die ebenfalls mögliche Veredelung auf Eberesche, Quitte oder Weißdorn.
Überwinterung
Die Jungpflanzen sind frostgefährdet und sollten daher in den ersten Jahren mit Jute, Tannenzweigen oder Vlies geschützt werden.
Alternativen
Mit dem Speierling verwandt ist die Elsbeere (Sorbus torminalis). Sie ist eine ebenfalls recht unbekannte Wildobstart, deren schmackhafte Früchte auch bei Vögeln sehr beliebt sind.
Bienenfreundlichkeit
Bei Bienen, Faltern und Schwebfliegen ist der Speierling vor allem wegen seines großen Nektarangebots sehr begehrt. Aber auch Vögel lieben das Gehölz – nicht nur wegen seiner Früchte, sondern auch als Platz zum Verstecken und Nisten.
Krankheiten und Schädlinge
Junge Speierlinge sind vor allem für verschiedene Pilzerkrankungen anfällig. Der beste Schutz ist der richtige Standort mit viel Licht und relativ warmem Boden. Wer Rehe oder Kaninchen im Garten hat, sollte seine jungen Speierlinge vor Verbiss schützen. Auch Wühlmäuse können zum Problem werden.
Ernte
Im September und Oktober werden die noch harten Früchte geerntet. Sie werden erst nach einer etwa dreiwöchigen Lagerung an einem kühlen, trockenen und luftigen Ort genussreif.

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Verwendung in der Küche
Wer Speierlinge roh essen möchte, sollte damit warten, bis die Früchte überreif und braun sind und sich teigig und matschig anfühlen. Dann erinnern sie geschmacklich an Apfelmus oder Quitte. Wer sie jedoch zu früh probiert, spuckt sie vermutlich schnell wieder aus, weil sie dann noch sauer-herb schmecken. Besonders beliebt ist die Nutzung der Früchte bei der Herstellung von Apfelwein. Gemischt mit anderem Obst können Speierlinge auch für Marmelade, Gelee, Saft oder Kompott verwendet werden.
Mein persönlicher Tipp
„Wer sich mehr Vielfalt im Garten wünscht, kann neben dem Speierling auch anderes Wildobst wie Mispel, Kornelkirsche, Berberitze, Schlehe, Ölweide oder Holunder pflanzen. Sie alle sind wunderbare Bereicherungen – optisch und kulinarisch.“– myHOMEBOOK-Autorin Katharina Petzholdt