18. November 2022, 6:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Zimmerpflanzen machen die eigenen vier Wände nicht nur wohnlicher, auch das Gärtnern Zuhause kann viel Spaß machen. Allerdings gefällt nicht jeder Pflanze auch jeder Raum. Beim Standort haben sie unterschiedliche Ansprüche.
Egal, ob in der Küche, im Bad oder Schlafzimmer: Zimmerpflanzen gehören für viele Menschen einfach dazu. Damit man von ihnen lange etwas hat, kommt es aber auf den richtigen Standort an – er muss zu den jeweiligen Bedürfnissen der Zimmerpflanze passen. „Der Standort definiert sich aus der Raumtemperatur und der Lichtsituation“, so Olaf Beier, Gärtnermeister aus Siek und Vorstandsmitglied im Bundesverband der Einzelhandelsgärtner (BVE). Ist ein Fenster etwa nach Süden ausgerichtet, ist es hier sehr hell und wird schnell warm. „So ein Platz direkt an der Scheibe scheidet für sehr viele Pflanzen aus“, sagt Gärtnermeister Beier.
Hell, aber nicht zu sonnig
Es gibt aber auch Zimmerpflanzen, die sich an Standorten wohlfühlen, wo es besonders sonnig und warm ist: Kakteen etwa. Sie zählen zu den Favoriten für Südfenster. Andere Sukkulenten wie der Geldbaum kommen zwar mit der Temperatur an sich klar. Weil das Glas wie eine Lupe wirkt, kommt es bei ihnen an sonnigen Tagen aber zu Verbrennungen auf den Blättern.
Einen hellen Standort ohne direkte Sonne findet man an Fenstern, die nach Westen oder Osten ausgerichtet sind. „So bekommen die Pflanzen ausreichend Licht”, sagt die Dortmunder Floristmeisterin Ute Kersting. Sie weist allerdings darauf hin, dass man nicht nach dem menschlichen Gefühl für Helligkeit gehen sollte. Besser: Die Lichtintensität mit einem Messgerät wie dem Luxmeter überprüfen.
Fensterblatt und Bogenhanf brauchen nicht viel Licht
„Eine Pflanze braucht zum Überleben mindestens 600 Lux, zum Wachsen auf jeden Fall 1000 Lux“, so Ute Kersting. Das Fensterglas, die Gardinen und auch der Abstand zum Fenster mindern die Beleuchtungsstärke in einem Raum. Hier sind Pflanzen gefragt, die mit weniger Licht auskommen. „Das sind meist großblättrige Grünpflanzen, die aus den unteren Vegetationsschichten der Tropen stammen“, erklärt Olaf Beier. Als Beispiele nennt er Efeutute, Einblatt und Calathea. Auch Fensterblatt und Bogenhanf wachsen gut bei wenig Licht. Die Raumtemperatur sollte für diese Pflanzen bei circa 18 bis 20 Grad liegen.
Weil trockene Heizungsluft auch gute Bedingungen für Schädlinge bietet, rät Floristmeisterin Kersting grundsätzlich, die gefüllte Gießkanne zwischen den Pflanzen stehenzulassen. Außerdem: Wasserschalen aufstellen oder an den Heizkörpern Verdunster aufhängen. Denn Schild– und Wollläuse, Spinnmilben sowie Thripse können durch eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit verdrängt werden.
Langlebige Pflanzen für Wohnräume
Für Wohnräume eigenen sich pflegeleichte und langlebige Zimmerpflanzen. Beier empfiehlt den schmalblättrigen Drachenbaum, botanisch Dracaena marginata. „In den hellen, nicht vollsonnigen Bereichen können auch alle Ficus-Arten verwendet werden“, sagt der Gärtnermeister. Rankpflanzen wie Efeutute und Philodendron sind nicht nur sehr pflegeleicht, sondern finden auch auf Sideboard, Schrank oder im Regal einen Platz.
Kräuter passen in die Küche
„Der Trend für das Küchenfenster sind Kräuter“, sagt Kersting. Perfekte Indoor-Kräuter sind für sie Bohnenkraut, Minze-Arten, Schnittlauch, Basilikum und Petersilie. Diese können regelmäßig abgeerntet werden und wachsen direkt weiter. Die Duftpflanzen riechen gut und sind eine gute Ergänzung für Cocktails.
In der Küche gibt es allerdings häufig ein Problem: Während des Kochens muss gelüftet werden. Für die Pflanzen auf der Fensterbank bedeutet die kalte Luft im Herbst und Winter einen plötzlichen Temperaturschock. Außerdem trägt die Zugluft automatisch Schädlinge in den Innenraum, die sich direkt auf den Pflanzen ansiedeln.
Tipp: Nicht nur für die Küche: Beim Lüften die Pflanzen an die Seite stellen, um Schäden zu verhindern.
Farne fürs Badezimmer
Auch wer Pflanzen fürs Badezimmer sucht, muss nach den passenden Exemplaren Ausschau halten. Denn in Badezimmern herrscht meist eine hohe Luftfeuchtigkeit. Zugleich wird viel gelüftet, um Schimmelbildung zu verhindern. „Charakteristisch ist für das Bad eine dunkle Lichtsituation“, so Beier. Für derartige Standorte, meist an einem Nordfenster, empfiehlt Kersting Farne.
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Farbtupfer fürs Büro
Pflanzen machen sich auch gut in Büros. Sie beruhigen und sorgen für eine angenehme Atmosphäre. „Das ist wichtig, wenn ein PC im Raum steht“, erklärt Floristmeisterin Kersting. Pflanzen seien ein Lufterfrischer. Sie erhöhen die Luftfeuchtigkeit und filtern auch Schadstoffe aus der Luft.
Als Beispiel für eine perfekte Büropflanze nennt Kersting die Grünlilie. Sie ist pflegeleicht und passt sich an. Als blühenden Farbaspekt empfiehlt Beier dazu die Schmetterlingsorchidee. „Sie will nicht so viel Wasser und verträgt eine Absenkung der Raumtemperatur in der Nacht“, sagt der Gärtnermeister. Außerdem rege die nächtliche Kühle sogar die Blütenbildung an.
Passen Standort und Pflanze gut zusammen, sollte man aber auch die richtige Pflege nicht vergessen. Die Gesundheit der meisten Zimmerpflanzen leide darunter, dass zu viel gegossen wird, so Kersting. „Stehen die Wurzeln zu lange im Wasser, schwächt das die Pflanzen und führt zu irreparablen Schäden“. Vor dem Gießen also besser mit dem Finger prüfen, ob die Erde trocken ist. Nach dem Gießen überschüssiges Wasser aus dem Übertopf entfernen.
Mit Material der dpa