5. August 2024, 16:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Egal ob Süßkirsche oder Sauerkirsche: Ein Kirschbaum im Garten ist immer ein Gewinn. Wie sich die beiden Kirschen unterscheiden, erfahren Sie hier.
Dass Süßkirschen süß und Sauerkirsche eher sauer schmecken, verrät schon ihr Name – darüber hinaus gibt es weitere Unterschiede. Sowohl bei den Standortansprüchen, der Reifezeit als auch den Befruchtungsverhältnissen gleichen sich die Kirschen nicht. Wir stellen Ihnen hier die beiden Kirschen gegenüber.
Herkunft und Einordnung
Sowohl Süßkirschen als auch Sauerkirschen gehören zur Gattung Prunus, die ihrerseits der Pflanzenfamilie der Rosengewächse zugerechnet wird. Süßkirschen sind Kulturformen der einheimischen Vogelkirsche (Prunus avium). Man unterscheidet hier zwei Sortentypen: Zum einen gibt es die früh reifenden, weichfleischigen Herzkirschen und zum anderen die Knorpelkirschen, die später reifen und im Fruchtfleisch meist fester sind.
Die Sauerkirsche (Prunus cerasus) ist eine Pflanzenart, die auch als Weichselkirsche oder Weichsel bekannt ist. Vermutlich ist sie aus einer Kreuzung der wilden Vogelkirsche und der Steppenkirsche (Prunus fruticosa) hervorgegangen. Ihre genaue Herkunft ist unbekannt, allerdings werden ihre Ursprünge in Kleinasien vermutet. Genau wie die Süßkirschen lassen sich auch die Sauerkirschen in zwei Gruppen aufteilen. Man unterscheidet zwischen Sorten mit färbendem Saft, Morellen genannt, und Sorten mit farblosem Saft, die als Amarellen bekannt sind.
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Standortansprüche und Boden
Auch in Sachen Boden und Standortansprüche gibt es zwischen Süßkirschen und Sauerkirschen ein paar Unterschiede. Süßkirschen bevorzugen sonnige Standorte in nicht spätfrostgefährdeten Lagen. Sie bringen nur dann beste Erträge, wenn der Boden tiefgründig, kalkhaltig, nährstoffreich, durchlässig und gut mit Humus versorgt ist. Ist der Boden relativ trocken, ist das für gut eingewachsene Süßkirschen kein Problem.
Sauerkirschen sind genügsamer. Auch sie sind an sonnigen Standorten am ertragreichsten. Der Boden sollte tiefgründig, genügend feucht und durchlässig sein. Auch schlechtere Böden und rauere Lagen werden toleriert. Dann aber fällt die Ernte geringer aus.
Gut zu wissen: Dass Schattenmorellen auch im Schatten wachsen, ist ein weitverbreiteter Irrtum. Mit Schatten hat der Name nichts zu tun. Vielmehr ist er von Château, dem französischen Wort für Schloss, abgeleitet.
Befruchtung
Fast alle Sorten der Süßkirsche – bis auf einige neue Sorten – sind nicht selbstfruchtbar. Um Früchte entwickeln zu können, brauchen sie eine andere Sorte als Pollenspender. Allerdings passen nicht alle Sorten zusammen. Ein Grund dafür sind die Blütezeiten, die sich überlappen müssen. Ein weiterer Grund liegt in der sogenannten Intersterilität, das heißt, es gibt Gruppen von Sorten, die sich aufgrund ihrer nahen Verwandtschaft nicht befruchten können. Bei der Auswahl der Befruchtersorte sollte man sich daher gut informieren.
Sauerkirschen sind auch in Sachen Befruchtung weniger wählerisch als die Süßkirschen. Sie sind häufig selbstfruchtbar. Allerdings wirkt auch bei ihnen die Nähe einer zweiten Sorte ertragssteigernd. Die Auswahl einer zweiten Sorte ist aber unkompliziert, weil sich die meisten Sorten untereinander befruchten können.
Blütezeit und Reifezeit
Süßkirschen blühen je nach Sorte im April und im Mai. Insgesamt sind sie mit ihrer Blütezeit rund zwei Wochen früher dran als die Sauerkirschen. Daher sind sie von Spätfrösten eher bedroht.
Auch was die Fruchtreife betrifft, sind die Süßkirschen früher dran. Die Reifezeit der frühesten Sorten beginnt im Mai, in der sogenannten ersten Kirschwoche. Die Sauerkirschen folgen entsprechend später.
Bekannte und beliebte Sorten von Süßkirschen und Sauerkirschen
Zu den im Garten gerne gepflanzten Süßkirschen gehören folgende Sorten: ‚Kassins Frühe‘, ‚Burlat‘, ‚Sunburst‘, ‚Große Prinzessin‘, ‚Büttners Rote Knorpelkirsche‘, ‚Dönissens Gelbe Knorpelkirsche‘, ‚Große Schwarze Knorpelkirsche‘, ‚Hedelfinger‘, ‚Schneiders Späte Knorpelkirsche‘ und ‚Regina‘.
Gerne gepflanzte Sauerkirschen sind unter anderem: ‚Jade‘, ‚Achat‘, ‚Köröser Weichsel‘, ‚Morina‘, ‚Ungarische Traubige‘, ‚Safir‘, ‚Karneol‘ und ‚Schattenmorelle‘.
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Verwendung von Süßkirschen und Sauerkirschen
Oft schaffen es im Garten angebaute Süßkirschen gar nicht, die Küche überhaupt zu erreichen. Zu verlockend ist es, sie direkt vom Baum zu naschen. Sollte sie doch dort ankommen, können sie gut eingekocht, zu Likör, Saft oder zu Eis verarbeitet werden. Außerdem schmecken sie in Obstsalaten.
Manche Sauerkirschensorten sind gut für den Frischverzehr geeignet. Meist werden Sauerkirschen aber zu Roter Grütze, Saft, Sirup und Konfitüre verarbeitet. Sie können aber auch wunderbar als Tortenbelag dienen oder entsteint und dann gedörrt werden.
Tipp für Platzsparer
„Wer keinen Platz hat, um mehrere Sorten zu pflanzen, der kann auf Mehrfruchtbäume zurückgreifen. An solchen Bäumen wächst nicht nur eine Sorte, sondern gleich zwei oder mehr.“